Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
2 Januar 2020
Abenteuer (5)
„Leben"
Nichts ist paradoxer als das Konzept von Sicherheit, da selbst der Versuch, spirituell zu werden, eine Art von Sicherheit ist. Schau tief in dein tägliches Leben hinein und erkenne es.
Wenn du einmal erkannt hast, dass die Sicherheit deiner alltäglichen Wünsche ein Paradoxon ist, was bedeutet, dass sie eintreten kann oder auch nicht, dann wirst du im selben Moment verstehen, dass die Sicherheit einer jeden spirituellen Praxis ebenfalls ein Paradoxon ist.
In dem Moment, in dem das Paradoxon des Lebens sich in dir festigt, wird das tägliche Leben für dich zu einem Abenteuer. Dann wird dir das Abenteuer des täglichen Lebens Ruhe, Geduld und Vertrauen in jedem Moment des täglichen Lebens bringen.
Suche nicht nach der Logik im Leben. Wenn du nach Logik im Leben suchst, wirst du im Verstand stecken bleiben. Du wirst keine Gelegenheit haben, das Leben zu leben. Das Leben geschieht dir. Das Leben ist ganz, vollständig und perfekt im Leben.
Logik kann nicht auf den gesamten Kontext angewendet werden. Auf das Ganze, welche Logik wirst du anwenden? Logik gibt es allein, weil du in deinem Leben sicher sein willst. Der erste Punkt, den es zu verstehen gilt, ist folgender: Wie kannst du im Leben sicher sein wollen, wenn das Leben dir bereits einen Moment gegeben hat, in dem du so sicher bist, wie es für dich bestimmt ist?
Was versuchst du zu sichern? Kannst du einen Moment sichern? Kannst du jeden Moment im Leben sichern? Es steht außer Frage, dass du es kannst, weil du es nicht kannst! Worum geht es also bei dieser Sicherheit? Du fängst an zu denken.
Genau in diesem Moment wirst du wissen, oh du meine Güte, jeder Moment im Leben ist so sicher, wie es bestimmt ist. Du kannst ihn nicht absichern. In dem Moment, in dem du daran denkst, den Moment zu sichern, geht er genau im selben Moment weiter als der nächste Moment.
Sobald du versuchst, dein Leben zu sichern, wirst du in Knechtschaft sein. Du wirst erkennen, dass in dem Moment, in dem du versuchst, die Dinge im Leben abzusichern, genau in diesem Moment die Angst sich einschleicht, weil du das Leben sicher gemacht hast.
Du wirst in Sorge sein, deine Sicherheit zu verlieren. Sobald du verstehst, dass jeder Moment im Leben sich erneuert und auch sein Inhalt sich erneuert, wird jeder Moment im Leben ein Abenteuer für dich werden, das es zu leben gilt.
Die Erleuchteten erkennen, dass jeder Moment im Leben kostbar ist.
Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V.S. Shankar 2019
Anmerkung des Herausgebers:
Der Mensch, in seinem Verstand überzeugt, dass er der Handelnde ist, mag versuchen, das Leben, das sich täglich präsentiert, zu verbessern. Er scheitert daran, das Leben zu verstehen, wie es sich entfaltet, indem er kein Konzept oder gar Bewusstsein hat für jeden Moment und das, was er enthält. Folglich hat er immer wieder versucht, mit seiner Unsicherheit umzugehen, etwa so wie er mit verschiedenen Medikamenten, Drogen und selbst mit sogenannten Zaubertränken experimentiert, um einen hartnäckigen Virus abzuschütteln. Die Mittel, die ihm gewöhnlich zur Verfügung stehen, mögen zahlreich sein, um nicht zu sagen paradox, was bedeutet, dass sie manchmal funktionieren und manchmal nicht funktionieren. In ihrem Verständnis der Intelligenz des Lebens und in ihrem Mitgefühl für die Notlage des Menschen offenbaren die Weisen in diesen Artikeln die paradoxe Natur des Lebens. Nach und nach wird das Bewusstsein des Menschen für die Vollkommenheit eines jeden Moments wachsen, wenn es so bestimmt ist.
Julian Capper. Großbritannien.
Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Sicherheit ist offensichtlich das Grundbedürfnis eines jeden Menschen. Wenn die Weisen verkünden, wie hier Dr. Shankar erläutert, dass jeder Moment genau so sicher ist, wie es bestimmt ist, stellt sich dem Verstand natürlich sofort die Frage: „Was wäre, wenn?“ Und die Sicherheit des Moments ist dem Verstand niemals genug, denn das Leben ist vergänglich und alles, was der Mensch hat, tut oder weiß, ist ebenfalls vergänglich. Die Sicherheit, von der die Weisen sprechen, kann also nicht in Beständigkeit liegen. Doch genau das ist das, was der Verstand für Sicherheit hält: Beständigkeit und Bewahrung des Bestehenden. Das Leben müsste allerdings stehenbleiben, um eine derartige Sicherheit bieten zu können! Das ist nicht möglich. Nichts würde sich weiterentwickeln, so illusionär auch immer. Nichts würde sich entfalten. Und wer könnte das ernsthaft wollen, selbst wenn er es bewirken könnte? Das Leben ist, glücklicherweise, ein unvorhersehbarer und immer frischer Fluss, in dem die Illusion der Dinge und Pflanzen und Tiere und Menschen und alles, was sie für sich als bewahrenswert erachten, in ständigem Wandel vorüberzieht, sich selbst andauernd transformierend. Gerade in der ständigen spontanen Transformation des Lebens liegt paradoxerweise die Sicherheit in jedem Moment.
Marcus Stegmaier, Deutschland.