Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
4 April 2021  

Abhängig

„Sich kümmern“

 

Die Evolution verfeinert die Bewegungen von allem, was sich bewegt. Dazu gehören auch die Bewegungen, die im Menschen sind. Die Evolution entwickelt auch den Glauben, dass Mann und Frausich um jeden kümmern sollen, der von ihnen abhängig ist. 

Die Evolution entwickelt den Glauben, dass Mann und Frau sich um die Abhängigen kümmern. Diesen Glauben kennt jeder Mann und jede Frau. Dieser Glaube hat sich in jedem Mann und in jeder Frau evolutionär entwickelt. 

Dieser Glaube hat sich in einer solchen Präzision entwickelt, dass er den Glauben, dass Mann und Frau sich um diejenigen kümmern, die von ihnen abhängig sind, erheblich stärkt. Auch Eltern kümmern sich um ihre Kinder, die von ihnen abhängig sind. 

Dieser Glaube als Wissen hat sich in jedem Mann und jeder Frau entwickelt. Die Evolution hat auch Weisheit entwickelt, und zwar nur im Menschen. Weisheit offenbart dem Mann und der Frau, dass sich jede Bewegung im Moment so entwickelt, wie es ihr bestimmt ist, sich zu entwickeln.

Weisheit offenbart auch, dass nur das geschieht, was bestimmt ist zu geschehen. Weisheit offenbart, dass nur Bewegung in jedem Moment geschieht. Weisheit offenbart, dass Bewegungen, die im Moment geschehen, ebenfalls entwickelte Bewegungen sind.

Weisheit offenbart, dass sich Mann und Frau weder um sich selbst kümmern können noch um diejenigen kümmern können, die von ihnen abhängig sind. Das liegt daran, dass die Bewegungen im Moment sind und weder Mann noch Frau irgendeinen Moment im Leben veranlassen zu geschehen.

Weisheit offenbart, dass sich das Leben in jedem Moment von selbst entfalten wird. Wissen informiert, dass sich jeder nicht nur um sich selbst kümmern soll, sondern auch um diejenigen, die von ihm abhängig sind. 

Weisheit offenbart, dass die Art und Weise, in der sich das Leben entfaltet, lediglich eine einzelne Bewegung von Geburt an ist. Für Wissen hat sich in jedem Mann und in jeder Frau ein Glaube evolutionär entwickelt, sich nicht nur um selbst, sondern auch um diejenigen zu kümmern, die von ihnen abhängig sind. 

Für Wissen kümmern sich Mann und Frau um die Abhängigen. Weisheit offenbart, dass sich Bewegungen in jedem Moment durch das Leben entwickelt haben und jeder sich instinktiv bewegt, zusammen mit einem Glauben in Wissen, sich um die Abhängigen zu kümmern wie auch um sich selbst. 

Für die Weisen ist es das Leben, das sich um jeden durch die Bewegungen kümmert, die sich durch das Leben in jedem evolutionär entwickelt haben. Um diejenigen, die abhängig sind, kümmert sich das Leben durch die anderen, die dem Abhängigen nahestehen und die ihn mögen. 

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2021

Anmerkung des Herausgebers: 
Die Evolution der Weisheit, wie sie in einem früheren Artikel offenbart wurde, ist ein passender Vorläufer zu diesem Artikel „Abhängig“.  Die beiden Artikel offenbaren nicht nur den recht bemerkenswerten Weg, den die Evolution so sorgfältig und intelligent bei der Entwicklung der gesamten Familie der lebenden und beseelten Spezies beschreitet, sondern sie würdigen auch die Tiefe des Verständnisses derer, die Erleuchtung erlangt haben, der Weisen. Darüber hinaus gibt es eine Klärung der Begriffe Wissen und Weisheit – Begriffe, die in der täglichen, sogar akademischen Kommunikation willkürlich und ohne Verständnis verwendet werden. Hier ist kein Platz für Stolz oder Überlegenheitsdenken, sondern vielmehr für Mitgefühl und Fürsorge.
Julian Capper, Großbritannien.

Anmerkung des deutschen Übersetzers: 
Schon in früher Kindheit rät man uns allen, möglichst unabhängig zu werden. Die Unabhängigkeit des Erwachsenen fußt auf seiner Fähigkeit, „sein Leben selbst in die Hand zu nehmen“ und sich um sich selbst zu kümmern. Darauf gründet sich sein Stolz. Der Stolz wächst mit seiner Fähigkeit, darüberhinaus für andere sorgen zu können. All dies sind jedoch, wie Dr. Shankar in diesem Artikel zeigt, Illusionen des Egos, das sich für tatsächlich unabhängig und von der Existenz getrennt hält. Außerdem ist da noch die Illusion, ein Handelnder realer und unabhängiger Handlungen zu sein, die dem Menschen das trügerische Gefühl der Unabhängigkeit, der Individualität, vermittelt, solange sie scheinbar besteht, und die ihm das Gefühl der Abhängigkeit oder gar Hilflosigkeit vermittelt, wenn seine geistigen und physischen Kräfte schwinden. Die Erleuchteten hingegen haben schon vor Tausenden von Jahren klar verstanden, dass die einzige Unabhängigkeit, die dem Menschen geschehen kann, die innere Unabhängigkeit von den unvermeidlichen Illusionen des Verstandes sind, indem sich sein Ego zu einem reinen Beobachter weiterentwickelt. Diese Unabhängigkeit erlangt der Mensch, wenn er versteht, dass sein Körper und sein Geist niemals unabhängig von der Existenz sind und er oder sie niemals die Kontrolle über sein Leben, das Leben der anderen und das Leben an sich hat. Das Leben, das alle scheinbaren Individuen umfasst, kümmert sich um sich selbst, das heißt als eine einzelne präzise Bewegung. Die Weisen fühlen sich niemals abhängig und verstehen, dass niemand jemals von ihnen abhängig sein kann. 
Marcus Stegmaier, Deutschland. 

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