Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
The Netherlands

2 January 2018 

Angst

„Vertrauen“

 

Jeder Einzelne hat irgendwann in seinem Leben Angst. Ein Individuum mag es nicht, Angst zu haben, aber dennoch hat es Angst. Er oder sie kann die Angst nicht beseitigen, wenn sie vorhanden ist.

Mann und Frau mögen keine Angst und niemand liebt Angst. Jeder liebt es, ein furchtloses Leben zu führen und jeder probiert alle möglichen Kenntnisse und Methoden aus, um ein furchtloses Leben zu führen, aber ohne Erfolg. Einige glauben auch, dass das Wissen der Spiritualität und ihre Methoden zu einem furchtlosen Leben führen würde, aber sie haben erneut keinen Erfolg damit.  

Das bedeutet, dass das Wissen um die Angst den Menschen in Angst hält. Was ist also das weise Verständnis, das Mann oder Frau dazu anleiten könnte, ein furchtloses Leben zu führen? Das ist die Frage.

Das weise Verständnis bezieht sich auf den Moment, in dem Angst vorhanden ist. Denn Angst ist im gegenwärtigen Moment und auch für den zukünftigen Moment und der zukünftige Moment ist auch der nächste gegenwärtige Moment.

Weisheit offenbart, dass sich jeder Moment im Leben selbst erneuert und zwischen einem Moment im Verstand und im Leben auch ein Moment ist. Dies bedeutet, dass ein Moment im Leben und im Verstand ewig ist.

Gehirnscans zeigen, dass Entscheidungen sieben Sekunden vor der Entscheidung des Menschen geschehen. Die Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften enthüllen, dass menschliche Entscheidungen Sekunden, bevor der Mensch auf sie aufmerksam wird, getroffen werden.

In der Studie konnten die Teilnehmer frei entscheiden, ob sie einen Knopf mit der rechten oder linken Hand drücken wollten. Die einzige Bedingung war, dass sie sich erinnern mussten, wann sie die Entscheidung getroffen hatten, entweder ihre rechte Hand oder ihre linke Hand zu benutzen.

Mithilfe von FMRT scannten die Forscher die Gehirne der Teilnehmer, um herauszufinden, ob sie vorhersagen konnten, welche Hand die Teilnehmer verwenden würden, bevor die Teilnehmer sich der Entscheidung bewusst waren.

Die Ergebnisse, durch die Überwachung der Mikro-Aktivitätsmuster im präfrontalen Cortex, waren, dass die Forscher sieben Sekunden, bevor der Teilnehmer von der Entscheidung wusste, vorhersagen konnten, welche Hand der Teilnehmer wählen würde.

Weisheit offenbart, dass dies ein Beweis dafür ist, dass der Mensch weder entscheidet noch vorhersagt noch vorherbestimmt. Weisheit offenbart, dass sogar die Bewegung der Hand, um den Knopf zu drücken, geschieht und nicht das Gehirn die Bewegung in dem Moment zu geschehen veranlasst.

Weisheit offenbart weiterhin, dass Angst für das Verständnis geschieht, dass nur Bewegung in jedem Moment vorhanden ist. Auch für ein weises Verständnis, dass die Bewegung Instinkt ist und der Instinkt nicht vom Menschen oder seinem Gehirn kontrolliert werden kann.

Sri Ramana Maharshi hat verkündet, dass das, was bestimmt ist zu geschehen, wenngleich illusionär, geschehen wird. Sri Adi Shankaracharya hat im Nirvanashadakam verkündet, dass der Mensch nicht der Handelnde ist. Die Kena-Upanishad Vers 1.3 verkündet, dass Wort und Verstand keinen Zugang haben zum Absoluten Einen. Die Bhagavadgita Kapitel 3 Vers 27 erklärt, dass der Mensch nicht der Handelnde ist.

Weisheit zeigt ferner, dass das, was in jedem Moment ist, nicht anders sein kann als das, was in einem bestimmten Moment vorhanden ist oder sein soll. Wenn sich diese Weisheit in Mann und Frau festigt, dann festigt sich im Verstand Vertrauen ins Leben und Mann und Frau beginnen, ein furchtloses Leben zu führen. 

Weisheit offenbart, dass Angst in dem Moment gegenwärtig ist, in dem das Vertrauen ins Leben im Moment fehlt; das Vertrauen, dass das, was im Moment bestimmt ist, da zu sein, da sein wird. 

Die Erleuchteten vertrauen dem Leben jeden Moment und verstehen auch, dass das, was im Moment geschieht, wenn auch illusionär, passieren wird, wobei es allerdings nicht real ist.

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2018

Anmerkung des Herausgebers: 
Das Verständnis der Weisen erleuchtet den menschlichen Verstand, wenn es bestimmt ist. So wird erkannt, dass weder der Mensch noch sein Gehirn die Kontrolle über das hat, was geschehen ist, geschieht oder geschehen wird. Es wird erkannt, dass das, was im gegenwärtigen Moment geschehen ist, geschieht oder geschehen wird, geschehen soll, obwohl es illusionär ist. Das heißt, dass es nicht real ist. Jeder Glaube oder jede Überzeugung, dass der Mensch ein Handelnder ist, hält daher nicht stand. Jeder Glaube oder jede Überzeugung, dass der Mensch die Angst mit irgendwelchen Techniken kontrollieren oder vertreiben könne, hält nicht stand. Während dieser Glaube oder diese Überzeugungen allmählich aufgelöst werden, wird das Vertrauen in das Leben fester, bis es, wie Dr. Shankar hier offenbart, gefestigt ist. Es gibt keine Angst in dem Moment, der die Ewigkeit selbst ist.
Julian Capper, Großbritannien

Anmerkung des deutschen Übersetzers: 
Da jeder Mensch, wie Dr. Shankar anmerkt, in seinem Leben mehr oder weniger Angst verspürt, sei es alltäglich oder zu bestimmten Anlässen, wie zum Beispiel Krankheit, stellt dieser Artikel den Schlüssel zu einem Leben dar, das von der Qualität der Furchtlosigkeit geprägt ist. Furchtlosigkeit hat nichts mit Mut zu tun. Mut hieße, die Angst für real zu halten. Der Fokus aller spirituellen, psychologischen und philosophischen Herangehensweisen an das Thema Angst liegt auf der Angst als Realität. Der Fokus der Erleuchteten liegt auf Vertrauen ins Leben. Vertrauen ins Leben gewinnt der Mensch, wenn das Verständnis geschieht, dass nur das geschieht, was bestimmt ist zu geschehen, und nicht das, was der Verstand denkt, was geschehen wird. 
Marcus Stegmaier, Deutschland. 

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