Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
17 Mai 2017 

 Bandbreite

„Jeder und Alles“

 

Jeder und Alles, was bekannt ist, existiert auf der Erde innerhalb einer Bandbreite. Überzeugungen, Verhalten, Gefühle, einschließlich ihrer Intensität, die bekannt ist, existieren innerhalb einer Bandbreite. Die Jahreszeiten in der Natur, die bekannt sind, existieren ebenfalls innerhalb einer Bandbreite. Die Bandbreite variiert von Minimum bis Maximum.

Die Bandbreite von Struktur, Oberfläche, Gestalt, Größe, Geschmack und Farbe von Pflanze, Baum, Blättern, Blüten und Früchten variiert von Minimum bis Maximum. Die Form, Gestalt, Art, Größe, Verhalten und Bewegungen von Tieren haben ebenfalls eine Bandbreite von Minimum bis Maximum.

Dementsprechend existiert die Bandbreite von Form, Gestalt, Art, Größe, Sprache und Gefühlen, einschließlich ihrer Intensität, Verhalten und Bewegungen von Menschen in einer Bandbreite von Minimum bis Maximum.

Menschen glauben, sich und andere von dem, was er oder sie ist, zu dem, wie man sich und den anderen erwartet, zu verändern. Doch Menschen können weder wählen noch entscheiden über die bestimmte Bandbreite von Form, Gestalt, Größe, Gefühlen, einschließlich deren Intensität, Verhalten und Bewegungen derer, die sie gerne treffen würden, insbesondere in der Ehe. Das liegt daran, dass Menschen in der Bandbreite dessen sind, wer sie in jedem Moment des Alltags sind, einschließlich ihres Verhaltens. Denn dies ist ihre Bandbreite in der Existenz, die man nicht in eine andere Bandbreite verändern kann. Daher können Menschen weder wählen noch über die Bandbreite von Verhalten entscheiden, die sie sich wünschen.

Die physische und mentale Bandbreite, die Verhalten mit einschließt, existiert präzise und eine bestimmte Materie, Pflanze, Tier oder ein menschliches Wesen kann nicht in irgendeiner anderen Bandbreite existieren als in der Bandbreite, in der sie existieren.

Zum Beispiel kann eine gute Frucht nicht eine schlechte Frucht sein und eine schlechte Frucht kann keine gute Frucht sein. Eine gute Frucht ist, was sie ist, und eine schlechte Frucht ist, was sie ist. Eine funktionierende Materie kann keine nicht funktionierende Materie sein und eine nicht funktionierende Materie kann keine funktionierende Materie sein. Eine funktionierende Materie ist das, was sie ist, und eine nicht funktionierende Materie ist das, was sie ist.

Tiefes Verständnis von Wissen, was Weisheit ist, offenbart, dass eine Bandbreite, die nicht anders sein kann als das, was sie ist, Menschen dazu befähigt, nicht nur sich selbst zu akzeptieren, sondern auch andere, so wie sie im Alltag oder in der Ehe sind. Die Bandbreite, die vom Leben geschenkt wurde, ermöglicht es den Menschen, den Alltag zu verstehen. 

Der Alltag wird aufgrund von Gegensätzen verstanden. Zum Bespiel kennt man schlecht aufgrund von gut und gut aufgrund von schlecht. Die Bandbreite von gut oder schlecht ist präzise, was sie ist, wo auch immer sie sich befindet, und kann nicht anders sein als sie ist oder anderswo als dort, wo sie sich befindet.

Wenn tiefes Verständnis geschieht, dass das Schlechte dich nur dazu befähigt, zu wissen, was gut ist, wirst du mitfühlend mit dem Schlechten. Du verstehst nicht nur, dass das Schlechte weder in einer anderen Bandbreite von schlecht noch in einer anderen Bandbreite von gut sein kann. Du verstehst darüberhinaus, dass du das Schlechte nicht in Gutes verwandeln kannst.

Das Leben wird das Schlechte zum Guten entwickeln, wenn jeder, der, und alles, was schlecht ist, dazu bestimmt ist, sich zum Guten zu entwickeln. Daher ist es das Schlechte, das jeden lehrt, mitfühlend und liebevoll gegenüber jedem und allem zu sein – bedingungslos. Das ist so, weil du verstehen wirst, dass jeder und alles, was schlecht ist, weder aufgrund seiner selbst schlecht ist noch irgendjemand schlecht wegen seiner selbst ist.

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2017 

Anmerkung des Herausgebers:
Worte erscheinen in Demut, während sie versuchen, sich als Begleiter zu diesem Artikel zu gesellen. Nichtsdestoweniger offenbaren die Worte, die hier von dem Weisen geschenkt werden, tiefes Verständnis von allem, was bekannt ist, und in der Existenz gekannt werden kann. Die Großzügigkeit von Weisheit ist atemberaubend. Nichts in der Existenz, wenngleich illusionär, sollte man abwertend betrachten.
Julian Capper, Großbritannien.

Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Warum geschieht das Schlechte überhaupt? Das ist die Frage, die sich jeder oder jede früher oder später stellt. Dr. Shankar in diesem weisen Artikel „Bandbreite“ beantwortet nicht die Frage „Warum?“ – sie ist illusionär und kann nicht wirklich beantwortet werden –, sondern erklärt, dass sich alles, was im Verstand schlecht erscheint in einer Bandbreite von gut zu schlecht befindet, und umgekehrt. Dieses Verständnis offenbart Dualität als nicht-dual. Das Leben ist singulär und das Schlechte wie auch das Gute sind untrennbar voneinander. Was für ein Wunder!
Marcus Stegmaier, Deutschland.

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