Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
6 Januar 2018

Bestimmt zu geschehen 1

„Wird geschehen“


Die Erleuchteten haben verkündet, „Was bestimmt ist zu geschehen, wird geschehen und keine Macht der Welt kann es verhindern“. Das ist für den konditionierten menschlichen Verstand schwer zu verstehen, weil der Mensch zu dem Glauben konditioniert ist, dass er tun kann, was er sich wünscht oder möchte.

Wie kann der Mensch also die Aussage der Erleuchteten verstehen? Die Aussage erfordert tiefes Nachdenken, um dem Menschen das Verständnis zu ermöglichen, dass er oder sie im Alltag kein Handelnder ist.

Ein Moment im Alltag bietet einen Hinweis, der die Überzeugung dekonditioniert, dass der Mensch tun kann, was er oder sie sich wünscht oder möchte.

Im Leben weiß man alles, was man über das Leben weiß, innerhalb eines Momentes und in einem Moment.

Nur ist ein Moment im Leben nicht vom Menschen gemacht, weil ein Moment im Leben schon immer da war, seit dem Moment, als das Leben auf der Erde begann. Der Mensch war nicht da in dem Moment, als das Leben begann.

Also benötigt selbst das Leben einen Moment, um im Moment präsent zu sein. Das bedeutet, dass das Leben und ein Moment zusammen existieren und nicht voneinander getrennt werden können, eben wie auch Zeit und Raum zusammen existieren und nicht voneinander getrennt werden können.

Erstens ist in einem Moment nur eine Bewegung mit einer bestimmten Geschwindigkeit präsent. Die Geschwindigkeit der Bewegung variiert von Minimum bis Maximum. Die verschiedenen Geschwindigkeiten der Bewegung  geschehen im Moment durch die Intelligenz im Leben.

Der Mensch macht nicht die Geschwindigkeit der Bewegung, die im Moment vorherrscht. Wenn der Mensch in der Lage wäre, den Moment im Leben zu machen, wäre er in der Lage, die Geschwindigkeit der Bewegung im Moment zu erzeugen.

Zweitens ist in einem Moment nur eine einzelne Bewegung einer bestimmten Geschwindigkeit präsent und weder mehr als eine Bewegung noch viele Bewegungen können in irgendeinem Moment existieren.

Eine Handlung besteht allerdings aus vielen Bewegungen. Da eine Handlung im Moment gewusst wird, bedeutet dies, dass eine Handlung, die in dem Moment gewusst wird, illusionär ist und nichts Wirkliches im Moment, weil nur eine einzelne Bewegung mit ihrer charakteristischen Geschwindigkeit im Moment präsent ist und keine wirkliche Handlung.

Die Bewegung mit ihrer charakteristischen Geschwindigkeit im Moment bedeutet auch, dass der Mensch keine Handlung im Moment vollbringt, das heißt, er ist in keinem Moment des Alltags der Handelnde. Er glaubt lediglich, dass er der Handelnde ist und tun kann, was er sich wünscht oder tun möchte.

Wenn der Mensch einen Moment und die Bewegung mit ihrer charakteristischen Geschwindigkeit im Moment im Leben machen könnte, könnte er oder sie sehr gut alles tun, was er oder sie sich im Moment wünscht oder tun möchte, anderenfalls nicht. Der Mensch kann allerdings keinen Moment im Leben erzeugen.

Die Erleuchteten haben richtigerweise verkündet, dass das, was bestimmt ist zu geschehen, geschieht und keine Macht der Welt verhindern kann, dass es geschieht. 

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2018

Anmerkung des Herausgebers:
Es gibt ein Ziel, das menschliche Wesen im Leben gemeinsam haben: der Wunsch nach Freiheit, Freiheit von Bewegung und Freiheit von Sprechen. Die Freiheit der Wahl und die Freiheit, eine Entscheidung zu treffen werden auch als sein oder ihr Recht betrachtet. So ist der Verstand des Menschen ausgerichtet und konditioniert – ein fruchtbarer Boden für Trennung. Fruchtbarer Boden für wahre Freiheit ist allerdings das tiefe Verständnis der Weisen. Gesegnet ist der Mann oder die Frau, der oder die über diesen Artikel nachsinnt; gesegnet, wer seine Freiheit schmeckt.
Julian Capper, Großbritannien.  

Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Freiheit stellt man sich normalerweise als Wahlfreiheit im Alltag vor. Wie Dr. Shankar und alle Weisen der Welt erkennen und mit der Menschheit teilen, ist genau das Gegenteil: Freiheit ist das Verständnis, dass es keine Wahl im Leben gibt. Oberflächliches Verständnis ist verwirrt, tiefes Verständnis ist entspannt durch diese wahre Weisheit des Lebens, die jedem Mann und jeder Frau geschieht, wenn und wann es bestimmt ist zu geschehen.
Marcus Stegmaier, Deutschland.

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