Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
14 März 2018

Das Unbekannte

„Intelligenz im Leben”


Das Leben ist voller Paradoxe. Die Menschen leben diese Paradoxe ohne sie zu verstehen. Mann und Frau nehmen die Paradoxe als selbstverständlich und sind überzeugt, das Leben unter Kontrolle zu haben. 

Paradoxe sind Widersprüche, wenn sie oberflächlich verstanden werden. Wenn die Paradoxe tief verstanden werden, offenbart sich Weisheit. Das Leben ist voller Paradoxe und eines davon ist: Das einzig Unveränderliche ist die Veränderung. Und das scheint ein Widerspruch zu sein. 

Doch mit tiefem Verständnis, dass jedes Atom und jeder Winkel von allem, was existiert, in ständiger Bewegung ist, weil Atome sich dauernd bewegen, ändert sich diese Ansicht. Daher offenbart die Weisheit des Paradoxes, dass das einzig Unveränderliche die Veränderung ist. 

Noch ein anderes Paradox ist: Das Bekannte kommt vom Unbekannten. Das scheint auf der Oberfläche ein Widerspruch zu sein, wenn man jedoch tiefer schaut, offenbart sich die Weisheit des Paradoxes. 

Die Weisheit des Paradoxes ist, dass das Unbekannte durch das Bekannte bekannt ist, obwohl das Bekannte vom Unbekannten kommt. Was könnte also das Verständnis dieser Weisheit sein?

Alles, was bekannt ist, was vom Unbekannten kommt, besteht aus Atomen. Nun sind Atome Licht. Da das Bekannte vom Unbekannten kommt, bedeutet dies, dass das Unbekannte Licht ist und das Unbekannte aufgrund des Bekannten bekannt ist. 

Da alles Bekannte intellektuell ist, bedeutet dies, dass die Intelligenz im Leben unwissbar ist, die das Bekannte entstehen lässt. Da das Bekannte wissbar ist, bedeutet dies, dass das Unbekannte oder die Intelligenz im Leben das Bekannte erzeugt. Die Intelligenz im Leben, die das Bekannte erzeugt, ist aufgrund des Bekannten als Licht bekannt. 

Eines der Konzepte in der Spiritualität ist nicht nur, das Unwissbare durch spirituelle Praktiken zu erlangen, sondern auch, es zu kennen. Nun ist jede spirituelle Praktik das Bekannte. Daher kommt das, was Menschen durch spirituelle Praktiken erlangen oder erkennen, vom Unbekannten und nicht vom Unwissbaren. 

Das bedeutet, dass die Intelligenz im Leben, die das Unbekannte ist, für Menschen sowohl unwissbar als auch unerreichbar ist. Und da Mann und Frau etwas nur kennen, wenn es vom Unbekannten kommt, impliziert dies, dass Mann oder Frau auch die Intelligenz im Leben oder das Unbekannte nur verwirklichen, wenn es ihnen zu verwirklichen bestimmt ist. 

Die Erleuchteten haben richtigerweise verkündet, dass der Mensch nicht der Handelnde ist und das Leben auf die Weise verläuft, wie es bestimmt ist, durch die Intelligenz im Leben, die das Unbekannte ist. 

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2018

Anmerkung des Herausgebers: 
Sprituelle Praktiken, wie man sie kennen mag, ist ein Zeichen menschlicher Bemühung in Gemeinschaften rund um die Welt. Sie werden von der Intelligenz des Lebens als ein Fokus angeboten, der Beruhigung und Stabilität bieten kann. Sie wurden auch zu einer Gelegenheit des Egos, Ruhm und Vermögen zu erlangen. So sei es. Das Ziel dieser Praktiken mag man Selbst-Verwirklichung nennen, verbunden mit dem Versprechen der Befreiung vom menschlichen Dasein. So sei es. Das tiefe Verständnis der Weisen offenbart allerdings in diesem Artikel, dass die Verwirklichung nicht das Produkt irgendeiner menschlichen Bemühung ist. 
Julian Capper, Großbritannien. 

Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Der Mensch möchte wissen, was in der Zukunft geschieht. Damit er planen kann, sich auf etwas Schönes freuen kann oder sich sicher fühlen kann. Zum Beispiel, wenn man nach einem Bewerbungsgespräch auf den Anruf der Firma wartet, bei der man sich beworben hat. Man möchte die Zu- oder Absage schnell haben, um seine Zukunft zu kennen, sich zu freuen und besser planen zu können. Doch das Leben hat dem Menschen das Bekannte allerdings nur illusionär geschenkt. Das heißt, die Zukunft wird dem Menschen immer unbekannt bleiben, weil das, was über die Zukunft bekannt ist, niemals real ist, selbst wenn er glaubt etwas mit Gewissheit zu kennen. Die Zukunft ist das illusionäre Bekannte im Jetzt des Verstandes. Im zeitlosen Hier und gedankenfreien Jetzt ist das Unbekannte, ewig unberechenbare Leben, wie es ist. Wer das durchschaut, wartet geduldig auf die Ankunft des Wissens über die Zukunft, das präzise und niemals unpünktlich geschieht. Dieser weise Mann und diese weise Frau ist frei vom Bekannten im Verstand, was immer es auch ist, und lebt das Unbekannte, wie es ist.
Marcus Stegmaier, Deutschland.

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