Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
The Netherlands
9 October 2016

Denken 

„Was ist das?“

 

Ein Philosoph oder ein Intellektueller ist stolz auf die Kraft seiner Denkfähigkeit. Die Gesellschaft applaudiert ihnen und verleiht ihnen Preise für ihre Denk-Fähigkeit.

Viele haben den starken Wunsch und die Sehnsucht ein weltbekannter Philosoph und gleichermaßen bekannter Intellektueller auf irgendeinem Gebiet zu sein.

Trotz starken Wünschens und großer Sehnsucht, werden nur wenige bekannt entweder als Philosophen oder als Intellektuelle auf verschiedenen Gebieten, während dies der Mehrheit nicht zukommt. Das wird auf die intellektuelle Fähigkeit in der Minderheit zurückgeführt. 

Bestätigen nun Logik und Vernunft, dass der Mensch die Kontrolle über seinen Intellekt hat? Die offensichtliche Antwort aufgrund von Logik und Vernunft ist, dass er keine hat, denn hätte der Mensch nämlich Kontrolle über seinen Intellekt, könnte er sehr wohl so intellektuell sein, wie er nur wollte, er sich wünscht oder sich danach sehnt. Der Mensch hat keine Kontrolle über seinen Intellekt, weil der Intellekt sich evolutionär entwickelt und Logik und Vernunft bestätigen, dass der Mensch keine Kontrolle über die Evolution hat. Evolution ist ein natürlicher Prozess und der Mensch hat keine Kontrolle über die Natur.

Das zeigt, dass das Denken ein natürlicher Prozess ist, der sich im Menschen als ein Prozess in der Evolution entwickelt hat. Der Mensch muss dem Leben dankbar sein, dass es ihm den Denkprozess geschenkt hat.

Denkprozess ist ein Handeln, das Gedanken erledigt, so wie Handeln ein Prozess einer Handlung ist, die Dinge erledigt. Sowohl das Handeln einer Handlung als auch das Handeln des Denkens, geschehen allerdings im Moment und haben sich entwickelt.

Wie können nun Logik und Vernunft darauf hindeuten, dass sich der Denkprozess evolutionär entwickelt hat? Die Antwort offenbart sich, wenn man ein Kind beim Heranwachsen beobachtet. Das Kind gibt anfangs Töne von sich und die Eltern lehren es nicht, Töne von sich zu geben.

Wenn das Kind heranwächst, entwickelt sich das Kind zu einem Sprechenden und schließlich entwickelt sich auch der Denk-Prozess. Das bedeutet, dass sich Töne zum Denk-Prozess entwickelt haben. Was kann nun Logik und Vernunft für einen Beweis liefern, dass sich Denken aus Ton entwickelt hat?

Der Beweis ist ein tiefes Verständnis eines Momentes. Die Zeitdauer innerhalb eines Momentes wurde noch nicht definiert. Die kleinste Zeiteinheit, die bislang definiert wurde, ist eine Atto-Sekunde, also ein Milliardstel einer milliardstel Sekunde. Innerhalb dieser Zeitspanne kann nur ein Teil des Denkprozesses in einem Moment präsent sein und nicht der gesamte Prozess.

Ein Teil im Denkprozess ist ein Teil eines Phonems und nicht ein vollständiges Phonem. Ein vollständiges Phonem ist eine Ton-Einheit und jeder Buchstabe ist ein Phonem. Daher ist nicht einmal ein Buchstabe in einem Moment präsent. Nur ein Teil eines Tones ist in einem Moment präsent. Da das Kind nur Töne und nicht einmal einen Buchstaben von sich gibt, ist es offensichtlich für Logik und Vernunft, dass sich Töne zu Buchstaben und Worten und schließlich zum Denk-Prozess entwickeln. Ton ist eine inhärente Eigenschaft eines jeden Lebewesens und weder der Mensch noch irgend ein anderes Lebewesen macht Töne. Töne entwickeln sich im Menschen so wie in jedem Lebewesen.

Dass sich Denken entwickelt ist offensichtlich, weil der erste Gedanke am Morgen dem Menschen geschieht und er ihn nicht macht. Er kennt auch den letzten Gedanken nicht, bevor ihn der Schlaf überkommt.

Also entwickelt sich Denken im Menschen und er ist das, wozu ihn das Leben entwickelt hat. Er kann nicht anders sein als er ist. Daher ist es Weisheit den Menschen so zu akzeptieren wie er ist in jedem Moment und nicht von ihm zu erwarten, dass er so sein soll, wie das logische Denken des Menschen es verlangen würde.

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2016

Anmerkung des Herausgebers:
In diesem bemerkenswerten Artikel offenbart das Leben noch einen weiteren Schritt aus der Nicht-Realität zweier äußerst grundlegender, für menschlich gehaltenen Eigenschaften, für die jedes menschliche Wesen, unabhängig von seinem oder ihrem Alter, vollkommen verantwortlich gemacht wird: Handeln und Denken. Die Weisen bieten eine einfache, doch selten verstandene, nichtsdestoweniger praktizierte, Befreiung: tiefes Verständnis. Das tiefe Verständnis eines Moments wird angeboten und steht jedem menschlichen Wesen zur Verfügung – als Befreiung aus einer lebenslangen mentalen Konditionierung. Diese Konditionierung klatscht eine Schlussfolgerung beziehungsweise ein Urteil, oft in Form eines Adjektivs, an jeden einzelnen Ausdruck menschlicher Aktivität oder Gedanken. Das Wort „Adjektiv“ ist lateinischen Ursprungs und bedeutet „auf etwas geworfen“ oder „hinzugefügt“. Respekt für die detaillierte Präzision der Ausdrucksformen der Natur, wenngleich illusionär, ist ein Stützpfeiler von tiefem Verständnis.
Julian Capper, Großbritannien.

Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Menschen sind denkende und sprechende Tiere – das lässt sie an Willensfreiheit glauben anstatt sich für instinktiv lebende Wesen zu halten, was den Tieren zugesprochen wird. Wie der Ausdruck, als ein Synonym für den Menschen, „denkendes und sprechendes Tier“ nahelegt, ist der Mensch ein weiter entwickeltes Tier. Es gibt keinen freien Willen in der Evolution, woher soll dann Willensfreiheit hinzu gekommen sein, als sich Tiere zu Menschen entwickelt haben? Die Illusion der Willensfreiheit hat sich entwickelt, nicht tatsächliche Willensfreiheit. Tiefes Verständnis, was Denken wirklich ist, wie in diesem Artikel dargelegt, ist Freiheit von Willensfreiheit. Sie berührt uns nicht mehr, obwohl die Illusion der Willensfreiheit präzise präsent ist.
Marcus Stegmaier, Deutschland.

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