Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
The Netherlands

20 October 2018

Erreichen (2)

„Erreicht nicht“

 

Alle gebildeten Männer und Frauen wollen nicht, dass ihr Ehepartner, ihre Kinder und Freunde das erreichen, was man von ihnen nicht erwartet. Wenn das, was sie von ihnen im Leben erwarten, nicht erreicht wird, ist es ihnen im Moment erst dann bekannt, wenn sie das erreichen, was von ihnen nicht erwartet wird. 

Wenn der jeweilige Ehepartner, die Kinder und Freunde nicht das erreichen, was von ihnen erwartet wird, ist der gebildete Mann oder die gebildete Frau enttäuscht, depressiv oder wütend. Streit ist das Ergebnis, das im Moment bekannt ist.

Die Enttäuschung und Depressionen geschehen auch im Moment mit ihm oder ihr und sind ihm und ihr im Moment bekannt. Auch die Wut geschieht im Moment mit ihm oder ihr, und die Wut ist mehr für denjenigen, der von dem betroffen ist, was nicht erreicht werden sollte. 

Weisheit offenbart, dass sich jeder Moment im Leben selbst erneuert und zwischen einem Moment im Verstand und im Leben auch ein Moment ist. Dies bedeutet, dass ein Moment im Leben und im Verstand ewig ist.

Gehirnscans zeigen, dass Entscheidungen sieben Sekunden vor der Entscheidung des Menschen geschehen. Die Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften enthüllen, dass menschliche Entscheidungen Sekunden, bevor der Mensch auf sie aufmerksam wird, getroffen werden.

In der Studie konnten die Teilnehmer frei entscheiden, ob sie einen Knopf mit der rechten oder linken Hand drücken wollten. Die einzige Bedingung war, dass sie sich erinnern mussten, wann sie die Entscheidung getroffen hatten, entweder ihre rechte Hand oder ihre linke Hand zu benutzen.

Mithilfe von FMRT scannten die Forscher die Gehirne der Teilnehmer, um herauszufinden, ob sie vorhersagen konnten, welche Hand die Teilnehmer verwenden würden, bevor die Teilnehmer sich der Entscheidung bewusst waren.

Die Ergebnisse, durch die Überwachung der Mikro-Aktivitätsmuster im präfrontalen Cortex, waren, dass die Forscher sieben Sekunden, bevor der Teilnehmer von der Entscheidung wusste, vorhersagen konnten, welche Hand der Teilnehmer wählen würde.

Weisheit offenbart, dass dies ein Beweis dafür ist, dass der Mensch weder entscheidet noch vorhersagt noch vorherbestimmt. Weisheit offenbart, dass sogar die Bewegung der Hand, um den Knopf zu drücken, geschieht und nicht das Gehirn die Bewegung in dem Moment zu geschehen veranlasst.

Weisheit zeigt auch, dass in jedem Moment nur eine Bewegung vorhanden ist. Weisheit offenbart ferner, dass der Gedanke, etwas nicht erreicht zu haben, geschieht, damit das Verständnis geschieht, dass nur Bewegung in jedem Moment ist und dass jeder Moment nur Bewegung ist. Auch für ein kluges Verständnis, dass Bewegung in jedem Moment Instinkt ist und Instinkt nicht vom Menschen oder seinem Gehirn erreicht werden kann.

Nicht zu erreichen, was erwartet wird, geschieht, damit man versteht, dass das zu erreichen, was nicht erreicht werden sollte, in einem Moment keine Realität ist. Nicht das zu erreichen, was erwartet wird, geschieht, um zu verstehen, dass das Nicht-Erreichen in jedem Moment illusionär und nicht real ist. Nicht das zu erreichen, was erwartet wird, geschieht, um zu verstehen, dass nicht zu erreichen, nicht vorhanden ist, sondern nur Bewegung in jedem Moment des Lebens vorhanden ist.

Die Bewegung geschieht, damit das Verständnis geschieht, dass man, wenn die Bewegung als nicht erreicht betrachtet wird, glaubt, dass Mann und Frau das erreichen könnten, was von ihnen erwartet wird. 

Weisheit zeigt, dass das Nicht-Erreichen nicht im Moment ist, weil sich das Leben im Moment nur bewegt. Weisheit zeigt auch, dass die Intelligenz im Leben die Bewegung manifestiert und Mann und Frau die Bewegung im Moment nicht bewirken, weil sie den Moment im Leben nicht machen.

Die Erleuchteten akzeptieren Mann oder Frau so, wie sie sind, und erwarten nicht, dass sie etwas erreichen oder nicht erreichen, weil sie verstehen, dass er oder sie nichts erreichen. Und zwar, weil sie verstehen, dass nicht das Erreichen vorhanden ist, sondern nur der Instinkt in jedem Moment des Lebens vorhanden ist. 

Sri Ramana Maharshi hat verkündet, dass das, was bestimmt ist zu geschehen, wenngleich illusionär, geschehen wird. Sri Adi Shankaracharya hat im Nirvanashadakam verkündet, dass der Mensch nicht der Handelnde ist. Die Kena-Upanishad Vers 1.3 verkündet, dass Wort und Verstand keinen Zugang haben zum Absoluten Einen. Die Bhagavadgita Kapitel 3 Vers 27 erklärt, dass der Mensch nicht der Handelnde ist.

Die Erleuchteten erwarten nicht, dass Mann oder Frau es nicht tun, denn sie verstehen, dass das, was nicht geschehen soll, wenngleich illusionär, nicht geschehen wird.

Die Erleuchteten verstehen, dass das Bewegen in jedem Moment durch die Intelligenz im Leben manifestiert wird und weder vom Menschen noch von seinem Gehirn erreicht wird. Die Erleuchteten haben erklärt, dass das Leben eine einzelne Bewegung ist.

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2018

Anmerkung des Herausgebers:
Instinkt ist weder vorher noch danach. Er ist weder real noch falsch, er ist weder ähnlich noch unähnlich. Das Wort hat nichts zu vermitteln, noch wird es vermittelt. Er bringt nichts mit sich, noch bringt ihn etwas mit sich. Er hat keine Farbe oder Persönlichkeit; er trägt keine Verantwortung. Instinkt kann ausgesprochen werden; er ist nicht bekannt.
Julian Capper, Großbritannien.  

Anmerkung des deutschen Übersetzers: 
Wenn im Geschäftsleben mit Mitarbeitern Ziele vereinbart oder sie ihnen vorgesetzt werden, sollen diese erreichbar sein. Doch das heißt nicht, dass sie auch tatsächlich erreicht werden. Sie sollen motivieren, weil man glaubt, sie erreichen zu können. Am Ende werden die Ziele aber tatsächlich selten von allen Mitarbeitern erreicht. Wenn dies geschieht, werden die Ziele das nächste Mal höher gesteckt, damit sie nicht alle erreichen. Und doch sollen sie erreichbar sein. Weisheit über das Nicht-Erreichen von Zielen, wie hier von Dr. Shankar dargelegt, hilft bei allen Zielvorstellungen im Leben, privat und beruflich, gelassen zu bleiben. Ziele geschehen, Anstrengung geschieht, Erreichen geschieht, wenn es so bestimmt ist.
Marcus Stegmaier, Deutschland. 

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