Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
20 Februar 2009  

Erwachen (12)

„Prozess“

 

Um zu wissen, wer du im täglichen Leben wirklich bist, bedarf es keines Wissens. Wenn du Wissen benötigst, brauchst du eine numerische Zeitdauer, und eine numerische Zeitdauer ist in keinem Moment des täglichen Lebens vorhanden.

Verstehe, dass numerische Zeitdauer im Gedächtnis vorhanden ist. Verstehe, dass du dir der Erinnerung in keinem Moment des täglichen Lebens bewusst bist. Verstehe, dass du in jedem Moment des täglichen Lebens Wissen aus dem Gedächtnis abrufst.

Wenn der Suchende also durch das Wissen erfährt, wer er oder sie wirklich ist, ruft er oder sie lediglich Wissen aus dem Gedächtnis ab. Wissen ist Ton, denn Worte sind Illusionen von Ton.

Verstehe, dass „wer" man im täglichen Leben in jedem Moment wirklich ist, Stille und nicht Ton ist.

Verstehe, dass „wer“ du im täglichen Leben wirklich bist, Stille ist und nicht Ton. 

Erinnerung ist die Vergangenheit im Verstand, das heißt, das Gedächtnis ist das Unterbewusstsein. Du bist dir weder der Erinnerung noch des Unterbewusstseins in irgendeinem Moment des täglichen Lebens bewusst. Du bist dir dieser Bewusstseinsebene nicht bewusst. 

Die Zukunft ist nichts anderes als eine projizierte Vergangenheit, von der du erwartest, dass sie sich ereignen wird, was bedeutet, dass die Erinnerung oder das Unterbewusstsein sich ereignen wird. Verstehe deshalb, dass du erwartest, dass die Erinnerung als Zukunft geschieht. 

Verstehe, dass du die Erinnerung im Moment abrufst, das heißt Worte im Gedächtnis oder im Unterbewusstsein, deren du dir nicht bewusst bist. Verstehe, dass du, wenn du dir jedes Moments im täglichen Leben bewusst bist, was das „Hier und Jetzt" ohne Worte aus der Erinnerung ist, zu erkennen vermagst, wer du wirklich bist.

Verstehe, dass du dich, wenn diese Weisheit mit dir geschieht, im Erwachensprozess der Erleuchtung befindest. 

Verstehe, dass jede Aktivität, deine Meditation, dein Yoga, deine Rituale, alles aus dem Gedächtnis kommt, denn jede Aktivität besteht aus Worten. Und Worte sind im Gedächtnis und Worte werden im Moment des Lebens aus dem Gedächtnis abgerufen.  

Weisheit offenbart, dass Worte in der Erinnerung Illusionen von Ton sind. Weisheit offenbart, dass Ton und Licht zusammen existieren und nicht voneinander getrennt sind. Weisheit enthüllt, dass das, was du wirklich bist, Licht ist, wenn du Töne als Worte aussprichst. 

Die Erleuchteten erkennen, dass sie eine Illusion von Licht und Ton als Weisheit sind.

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V.S. Shankar 2020 

Anmerkung des Herausgebers: 
In diesem Artikel enthüllt Dr. Shankar wieder einmal das tiefe Verständnis der Erleuchteten, das niemals Gegenstand des Wissens sein kann. Es ist selbst für die gelehrtesten und gebildetsten Köpfe und die hingebungsvollsten und engagiertesten Lehrer unzugänglich. Im anfangslosen und endlosen Moment ihres eigenen Lichts offenbart Weisheit, wohin Worte nicht gelangen. Das ist deine Reise zur Erleuchtung, wenn es so bestimmt ist. 
Julian Capper. Großbritannien. 

Anmerkung des deutschen Übersetzers: 
Wie alles, was wir über die Zukunft glauben, doch nur aus der Erinnerung kommt! Dr. Shankar zeigt in diesem Artikel, dass Befürchtungen, Hoffnungen und Erwartungen jeglicher Art aus dem Gedächtnis kommen und niemals aus dem Leben, dem zeitlosen Hier und gedankenfreien und Jetzt. Es ist die illusionäre Aufgabe des Verstandes Erinnerungen zur Konstruktion einer imaginären Zukunft zu projizieren. Diese unvermeidliche Funktionsweise des Verstandes verstehen die Erleuchteten und sie leben mit ihrem Verstand bedingungslos, was auch immer dieser über die Zukunft behauptet, basierend auf Erinnerung und nicht auf realer Zukunft. Es mag so ähnlich kommen oder auch ganz anders. 
Marcus Stegmaier, Deutschland. 

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