Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.

Published on www.acadun.com

The Netherlands

28th November 2014

 

 

Essenz und Sicherheit

 

Jeder Mann und jede Frau ist sich sicher, was er oder sie tun werden. Dementsprechend ist sich jeder Mann oder Frau sicher, was er oder sie über eine bestimmte Sache sagen werden, oder sicherlich, was seine oder ihre Gedanken über eine bestimmte Sache sein werden. Jeder Mann oder Frau ist sich ebenso sicher, dass er oder sie etwas anderes in der Zukunft tun werden, jedoch unsicher, was es in der Gegenwart sein könnte. Abgesehen von der Sicherheit, die Mann oder Frau hat, ist er oder sie sich dennoch unsicher im Leben. Warum ist das so?

 

Diese Frage hat den Menschen seit Urzeiten beschäftigt. Es ist weise, auf unsere Vorfahren zurückzublicken wie auch die heutigen Kinder zu betrachten, um die Frage zu verstehen. Unsere Vorfahren, insbesondere der primitive Mensch, waren sich weder sicher noch unsicher. Erstens, um einen Anfang zu machen, war der primitive Mensch entzückt, wenn ihm zum ersten Mal ein Ereignis widerfuhr, wie zum Beispiel Wasser Trinken, und er es wusste. Zweitens war er überrascht, wenn er bemerkte, dass ihm dasselbe Ereignis ein zweites Mal am selben Tag widerfuhr. Drittens wurde er mit dem Ereignis vertraut, als sich das Leben entwickelte und ihm dasselbe Ereignis viele Male am selben Tag widerfuhr. Viertens wurde sich der primitive Mensch darüber sicher, dass er im Laufe des Tage Wasser trinken werde, als er sich weiter entwickelte und er wusste, dass er ein Handelnder war. Doch der primitive Mensch wusste nicht, dass Wasser Trinken ein ihm inhärenter Instinkt war. Dementsprechend waren sich unsere Vorfahren, als sie sich entwickelten, sicher, dass sie im täglichen Leben viele Dinge machen würden, doch sie waren sich nicht des genauen Momentes und des genauen Ereignisses sicher, wann es geschehen würde und was genau es sein würde. Wie können wir uns dessen sicher sein?

 

Wir werden uns darüber sicher sein, wenn wir ein heutiges Kind beobachten. Das heutige Kind ist ebenfalls entzückt, wenn ihm zum ersten Mal ein Ereignis widerfährt. Wenn ihm dasselbe Ereignis ein weiteres Mal widerfährt, ist es überrascht. Das Kind wird damit vertraut, wenn das Ereignis regelmäßig auftritt. Schließlich, wenn das Kind weiß, dass es dies tun kann, wird es sich darüber sicher, dass es das Ereignis tut und rennt zu seiner Mutter mit den Worten: „Schau, Mami, ich habe es getan!“. Da der Mensch nun die Evolution nicht unter seiner Kontrolle hat, ist er nicht in der Lage zu sagen, wann genau ein Ereignis und welches Ereignis genau im täglichen Leben geschehen wird. Daher ist sich der moderne Mensch, wie seine Vorfahren, nur des Ereignisses sicher, das er tun wird, und er ist sich darüber unsicher, wann genau und was genau er tun wird.

 

Da Evolution nun geschieht und der Mensch die Evolution nicht hervorbringt, impliziert dies nur, dass das Ereignis dem Menschen widerfährt und er ein Ereignis im täglichen Leben nicht tut. Der Mensch ist sich daher im Leben unsicher, obwohl er sich sicher ist, dass er handeln wird.

 

Die Erleuchteten haben erkannt, dass Ereignisse (wenngleich illusionär) dem Menschen widerfahren und der Mensch ein Ereignis nicht tut. Sie sind sich daher sicher, dass die Unsicherheit im Leben sicher ist.

 

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2014

 

Anmerkung des Herausgebers:

Planung, sowohl kurzfristige als auch langfristige, ist ein essenzielles Element im Leben eines jeden Menschen. Obwohl akzeptiert ist, dass man die zeitliche Abfolge und die exakte Natur von Ereignissen in solchen Plänen nicht mit irgendeiner Sicherheit kennen kann, erlebt man regelmäßig Stress oder sogar Kritik, wenn ein bestimmtes Ziel nicht erreicht wurde. Der Mensch sehnt sich nach Sicherheiten in Bezug auf das Leben und versteht nicht, dass er oder sie Ereignisse nicht unter Kontrolle hat, denn er oder sie ist nicht der Handelnde. Es ist uns nicht fremd, in unserem täglichen Leben Herausforderungen ausgesetzt zu sein, und wir kommen damit auf regelmäßiger Grundlage klar oder wir glauben, dass es so sei. Allerdings stellt sich die Frage, ob wir unsere eigene Geburt unter Kontrolle hatten. Werden wir unseren Tod unter Kontrolle haben? Die Antwort auf diese beiden Fragen ist mit Sicherheit „Nein“. Und dazwischen ist das Leben, das wir führen. Auch dies wird sicherlich und auf sichere Weise vom Leben selbst gesteuert. Dies ist die Erkenntnis der Weisen, wie es in diesem Artikel verkündet wird.

Julian Capper, Großbitannien.

 

Anmerkung des deutschen Übersetzers:

Sicherheit ist das, was jeder am meisten möchte und am wenigsten bekommt. Das Leben lässt allerdings jeden Gedanken, jedes Wort und jede Handlung so erscheinen, als wären sie gegenseitig voneinander abhängig, sodass der Mensch ein Denkender, Sprechender und Handelnder wäre. Nur das ist sicher im Leben, nämlich, dass Gedanken, Worte und Handlungen als eine illusionäre Reflexion von Licht geschehen, um den Menschen an Sicherheit, die er unter seiner Kontrolle hat, glauben zu lassen. Die Weisen, wie in diesem Artikel, helfen dem Menschen zu verstehen, dass man dem Leben vertrauen kann, weil das Leben ohne jede Sicherheit des Verstandes fließt und Fehler niemals im Leben, sondern nur im menschlichen Verstand als Gedanke geschehen.

Marcus Stegmaier, Deutschland.

 

 

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