Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
15 December 2019 

Fünfte Jahreszeit (4)

„Verstand"

  

Du kannst nichts gegen irgendein Wetter zu irgendeiner Jahreszeit tun, denn so ist die Jahreszeit für den Moment. Luft gibt einem Leben, nicht wahr? Und Luft nimmt auch Leben weg, wenn sie als Hurrikan oder Tornado in einer bestimmten Jahreszeit kommt. 

Was ist für dich im Leben notwendig zum Leben, was auch Pflanzen wachsen lässt und Tiere leben lässt? Wasser gibt dir Leben, nicht wahr? Und Wasser nimmt auch Leben weg, wenn es als Flut in einer bestimmten Jahreszeit kommt. 

Überschwemmungen, Hurrikane und Erdbeben passieren manchmal in bestimmten Jahreszeiten, wenn das Wetter sich ändert und manchmal auch zu Hause, wenn das Wetter im Verstand wechselt. Hast du es nicht bemerkt? Ein Erdbeben ist, wenn deine Frau ein Gefäß nach dir wirft.  

Wenn ihr miteinander kämpft, wenn ihr blutet, wenn ihr euch die Hand oder die Beine brecht, versteht, dass es ein Erdbeben ist. Das liegt daran, dass ihr aus Erde besteht, so wie Vegetation und Tiere auch. Kämpfen ist die Transformation eines Erdbebens in einer Jahreszeit des Verstandes in eurem Zuhause. 

Überflutung geschieht in deinem eigenen Haus in einer bestimmten Intensität, wenn du weinst, wenn das Wetter im Verstand wechselt. Ähnlich geschieht eine Schneelawine in einer bestimmten Intensität, wenn du anderen gegenüber in deinem Verstand kalt bist. 

Wenn es in den Jahreszeiten draußen passiert, wird es innen in den Jahreszeiten des Verstandes geschehen. Es hängt von der Perspektive des eigenen Lebensverständnisses ab. Du kannst nicht sagen, ich bin ein menschliches Wesen. Es reicht nicht aus, das zu sagen und nicht zu verstehen, was man unter einem Menschen versteht. 

Wenn du die Schönheit des Lebens verstehst, wirst du sagen: Oh, mein Körper und meine Gedanken im Verstand haben die Eigenschaften von Luft, Wasser, Feuer und Erde. Ja, dann wirst du die Implikationen des Menschseins erkennen. 

Du siehst also, wie sinnlos die Bedingungen und der Glaube des Verstandes sind, dass du ein Mann bist, dass du eine Frau bist. Was für eine Illusion. Niemand akzeptiert einen Mann so, wie er in jedem Moment ist; niemand akzeptiert eine Frau so, wie sie in jedem Moment ist. 

Deshalb sagen die Weisen, dass Gott in dir wohnt. Darum sagen die Weisen, dass du Gott bist, weil Gott draußen und auch drinnen ist. Wenn du die Weisheit in den Weisen verstehst, wirst du das Leben so leben, wie es ist. 

Die Erleuchteten leben das Leben so, wie es ist, bei jedem Wetter, zu jeder Jahreszeit und im Verstand.

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V.S. Shankar 2019

Anmerkung des Herausgebers:
Wir sind mit den Jahreszeiten in der Natur in all ihren unterschiedlichen Ausprägungen vertraut, sowohl willkommen als auch unwillkommen. Wir sind so vertraut damit, dass sie als selbstverständlich angesehen werden, außer wenn sie sich in ungewöhnlichen Intensitätsgraden verhalten - Hitzewellen, Dürren, wilde Brände, Überschwemmungen, Vulkanausbrüchen zum Beispiel. Ebenso vertraut sind wir mit der Vielfalt der emotionalen Intensität im menschlichen Verstand. In der anerkannten Klassifikation der belebten Wesen ist der "Mensch" als die höchste Autorität anerkannt worden. Die Existenz der Göttlichkeit ist bisher eine andere Frage geblieben. In diesem Artikel enthüllt die Erleuchtung eine bemerkenswerte Perspektive zum Verständnis des Lebens. Nicht zum ersten Mal wird die unumstrittene, über Generationen überlieferte Annahme des Menschen, er könne den Anspruch erheben, ein Mensch zu sein, eingehend untersucht. Eine tiefe Auseinandersetzung mit dieser Untersuchung hier ist zutiefst lohnend.
Julian Capper, Großbritannien.  

Anmerkung des deutschen Übersetzers: 
Wenn wir einatmen, dringt Luft in unseren Körper ein. Wo könnte die Grenze sein zwischen unserem Körper und der Luft draußen? Wenn wir trinken, kommt Wasser in den Magen und wird schließlich wieder ausgeschieden. Dasselbe gilt für die Nahrung, die wir zu uns nehmen. Wenn es draußen heiß ist, wärmt sich unser Körper auf, und er kühlt sich ab, wenn es draußen kalt ist. Auch hier findet sich keine Grenze, die durchschnittlichen zwei Quadratmeter Haut eines Menschen ist jedenfalls keine undurchlässige Barriere. Außen und innen sind also bei näherer Betrachtung nicht zwei verschiedene Dinge. Dr. Shankars weiser Artikel denkt diesen offensichtlichen Sachverhalt zu Ende, indem also das Wetter draußen und das Wetter drinnen in unserem Verstand als Einheit betrachtet werden. Eine Perspektive, die klar macht, dass der Mensch seine Gedanken und Gefühle ebenso wenig unter Kontrolle haben kann, wie das Wetter draußen. Die Konsequenzen dieser Einsicht sind in Dr. Shankars Werk ausführlich beschrieben worden. Frieden mit sich und der Welt, innen wie außen, so illusionär auch immer, ist eine der Wichtigsten, die es zu nennen gibt. 
Marcus Stegmaier, Deutschland. 

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