Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
16 December 2019 

Fünfte Jahreszeit (5)

„Verstand"

 

Ihr lebt euer Leben, eure Freunde, eure Frauen, eure Ehemänner, wenn ihr das Leben und den Verstand zutiefst versteht. Das ist genau das, was Leben und Verstand sind und es kann nicht anders sein, als es ist. 

Deine Bewegungen, dein Job, deine Frau, dein Mann, deine Kinder, alles ist eine Jahreszeit, die in Bewegung bleibt. Du kannst keine Bedingungen vorschreiben, wie sie sein sollten, so wie du keiner Jahreszeit Bedingungen vorschreiben kannst, wie sie im Leben sein sollte.  

Du fließt mit der Jahreszeit, du fliesst mit dem Leben. Das Leben verändert sich, das bedeutet, dass sich die Jahreszeiten der Gedanken und Worte in dir verändern und sie können nicht anders sein, als sie sind. Wenn sich das Leben auf diese Weise verändert, wo kommt dann das Glücklich-Sein ins Spiel? 

Es können so viele Gedanken in deinem Verstand sein, je nachdem, wie die Luft in diesem bestimmten Moment in deinem Verstand ist. Gedanken sind Luft. Wenn all dies in uns geschieht, was unser Lebensmuster ausmacht, wo kommt dann das Glücklich-Sein hinzu und was ist die Illusion des Glücklich-Sein?  

Wenn du sagst, ich bin jetzt glücklich, bist du wirklich glücklich oder passiert dir etwas anderes? Nämlich, dass du einfach nur sagst, dass du glücklich bist, und es nicht verstanden hast, denn du musst, wenn du glücklich bist, beobachtet haben, dass es nicht bleibt. Es geht weg.  

Es geht einfach weg. Was ist dann der Mechanismus? Wenn es das Glück ist, warum bleibt es dann nicht? Wenn wir die Handelnden wären, könnten wir das Glücklich-Sein zum Bleiben bringen. Aber es bleibt nicht und wir können es nicht zum Bleiben bringen. 

Das Glücklich-Sein verändert sich und wird durch andere Gefühle ersetzt. Du kannst die Veränderung nicht verhindern. Du kannst andere Gefühle, die das Glücklich-Sein ersetzen, nicht verhindern. Man kann die Gefühle, die das Glücklich-Sein ersetzen, nicht auswählen.

Haben wir es mit Glücklich-Sein zu tun oder erleben wir etwas anderes, dessen Mechanismus wir nicht verstehen können? Das ist die Selbsterforschung, die es dir ermöglicht, das Leben zu leben. 

Das Glücklich-Sein bleibt nicht, denn keine Jahreszeit bleibt. Das Wetter ändert sich zu jeder Jahreszeit und ist nie dasselbe. Ebenso bleibt das Glücklich-Sein nicht, denn das Glücklich-Sein ist das Wetter im Verstand. 

Du akzeptierst und lebst das Wetter, das in jeder Jahreszeit im Leben präsent ist. Genauso akzeptierst du das Wetter, das in jedem Moment im Verstand präsent ist. Wenn du das Wetter im Verstand akzeptierst, wie es gerade ist, wird das Glücklich-Sein gegenwärtig sein und nicht weggehen. 

Die Erleuchteten verstehen, dass der Verstand das ist, was er in jedem Moment ist und nicht anders sein kann als das, was der Verstand in jedem Moment ist.

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V.S. Shankar 2019

Anmerkung des Herausgebers: 
Wir Menschen beschweren uns häufig über das Wetter oder rühmen das Wetter. Es ist zu einem nationalen Zeitvertreib oder Hobby geworden und bietet auch die Möglichkeit zur Kommunikation mit anderen. Wir wollen weder das Wetter, wie es ist, noch wollen wir, dass das Wetter, wie es ist, verschwindet. Diejenigen, die die täglichen Berichte verfolgen, wissen, dass die Nachrichten über das Verhalten des Wetters immer wieder in einer Tag-Nacht-Runde angekündigt werden. In ihrem Mitgefühl für das Glück der Menschheit offenbaren die Weisen ihr Verständnis des Lebens und des Verstandes. Ein tiefes Nachdenken über die Worte, die hier geschenkt werden, ist zutiefst lohnend.
Julian Capper, Großbritannien.  

Anmerkung des deutschen Übersetzers: 
Wir suchen das Glück immer und immer wieder in unserem Alltag, finden es manchmal, doch wir sind unfähig, es zu bewahren. Was wir nicht mögen, verhindert, dass wir uns glücklich fühlen. Wenn etwas uns stört, sind wir nicht glücklich. Wenn wir glücklich sind, befürchten wir, dass uns das Glück bald schon abhanden kommen könnte. So ist der Verstand konditioniert. Diese Suche nach Glück verhindert das Glücklich-Sein, so die Weisen. Doch wie kann man glücklich sein, wenn man die Suche danach aufgibt? Der Mensch ist nicht der Handelnde, um seine Suche zu beginnen oder zu beenden, denn er macht nicht den Moment, in dem ihm im Verstand Glück oder Unglück widerfährt. Doch wenn wir verstehen, was hier in diesem Artikel von Dr. Shankar beschrieben wird, dass der Wechsel von Glück und Unglück so unvermeidlich ist wie der Wetterumschwung draußen, stellt sich Zufriedenheit ein, die wahres, unwandelbares Glück darstellt. Dass das Wetter im Verstand nicht vom Wetter in der Natur getrennt ist, scheint auf den ersten Blick eine Metapher zu sein. Bei genauerem Lesen und Nachdenken wird jedoch klar, dass die fünf Elemente in der Natur, die das Wetter ausmachen, auch im Menschen wirken. Somit ist es tatsächlich wörtlich zu verstehen. Dr. Shankar bringt es auf den Punkt: „Gedanken sind Luft.“ – Was für eine Offenbarung!
Marcus Stegmaier, Deutschland. 

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