Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
21 Februar 2018 

Geburt von Gegenwart

„Grobstofflich und feinstofflich”


Jeder Mann und jede Frau ist überzeugt, dass die Gegenwart geschieht und sich direkt vor seiner Nase befindet. Sie glauben auch, dass alles, was ihnen in der Gegenwart geschieht, in die Vergangenheit geht.

Das impliziert, dass sich die Gegenwart, die geschieht, in die Vergangenheit bewegt. Das impliziert, dass die Geburt der Gegenwart in der Gegenwart geschieht. Erstens ist die Frage, was das Verständnis von Geburt von Gegenwart sein könnte.

Der Moment im Alltag gibt einen Hinweis auf dieses Verständnis, weil jeder Moment im Alltag im gegenwärtigen Moment ist. Zweitens ist die Frage, was das Verständnis des Momentes im Alltag sein könnte.

In Bezug auf die erste Frage ist es offensichtlich, dass man die Gegenwart nur als Worte und nur durch Worte kennt. Ein Wort besteht nun aus Buchstaben im Alphabet und ein Buchstabe ist eine Illusion eines bestimmten Tones.

Dementsprechend sind Buchstaben im Alphabet eine Ansammlung von bestimmten Tönen. Das impliziert, dass ein Wort eine Ansammlung von Tönen als illusionäre Buchstaben im Alphabet ist. Der Moment, als der Mensch ein Wort im Verstand erkannte, war die Geburt eines Wortes.

Das ist offensichtlich, weil ein Kind immer nur einen Buchstaben gleichzeitig erkennt und nur einen Buchstaben gleichzeitig spricht, wenn es heranwächst. Das Erkennen eines Buchstabens ist die Geburt eines Buchstabens als Illusion von feinstofflichem Ton. Dementsprechend ist das Sprechen eines Wortes die Geburt eines Wortes als Illusion von grobstofflichem Ton.

Daher war der Moment, in dem ein primitiver Mensch einen Buchstaben erkannte und einen Buchstaben im Moment sprach, die Geburt von feinstofflicher und grobstofflicher Gegenwart. Das ist so, weil sich Worte im Verstand eines modernen Mannes und einer modernen Frau in der Gegenwart entwickeln.

In Bezug auf die zweite Frage ist das Verständnis des Momentes im Alltag, dass der primitive Mensch keinen Buchstaben im Moment hatte, wie auch das moderne Kind im Moment keinen Buchstaben hat. Sowohl dem primitiven Menschen als auch dem modernen Kind haben sich Buchstaben im gegenwärtigen Moment zu Worten entwickelt.

Der nächste Punkt ist, dass ein Moment vom nächsten Moment gefolgt wird. Weisheit offenbart, dass es, wenn es viele Momente gäbe, zwischen einem Moment und dem nächsten ebenfalls einen Moment gäbe. Weisheit zeigt, dass ein Moment im Alltag ewig ist und eine Trennung zwischen Momenten nicht wirklich existiert.

Der Moment im Alltag bedeutet auch, dass die Gegenwart eine Illusion des Momentes ist, weil der Moment im primitiven Menschen und im modernen Kind ohne einen Buchstaben war. Ein Moment hat sich im Alltag des modernen Mannes und der modernen Frau mit illusionären Buchstaben zur illusionären Gegenwart entwickelt.

Die Erleuchteten haben richtigerweise verkündet, dass die Gegenwart im Moment des Alltags illusionär ist, weil der Moment im Alltag im primitiven Menschen und im modernen Kind keinen Gedanken enthält. Ein illusionärer Gedanke als die illusionäre Gegenwart ist nur mit Unterbrechungen im Moment im Alltag vorhanden und nicht in jedem Moment des Alltags. 

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2018

Anmerkung des Herausgebers:
Der Alltag des Menschen, ob es nun die Erscheinung des Gegenwärtigseins, die Erscheinung des in die Vergangenheit Gegangenseins oder gar die vorweggenommene Erscheinung des Zukünftigen annimmt, wird von den Weisen davon ungeachtet als Illusion offenbart. Nur der Moment nicht. Der Dichter Shakespeare schrieb: „Unser kleines Leben ist umrahmt von Schlaf.” Wie intelligent diese Illusion des Lebens ist! Und gleichermaßen die Führung der Erleuchteten auf unserer Reise im Leben.
Julian Capper, Großbritannien.

Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Die Gegenwart ist, was wir zu genießen versuchen. Deshalb suchen wir dauernd nach dem Angenehmen und versuchen das Unangenehme zu vermeiden. So real ist der gegenwärtige Augenblick im Laufe der Evolution geworden, dass das zeitlose Hier und das gedankenlose Jetzt ihre Gegenwart im menschlichen Leben verloren haben. Die Weisen, wie in diesem Artikel, erklären, wie der Austausch geschieht des Moments, der ist, durch den Moment, der nicht ist, sondern nur zu sein scheint, den man Gegenwart nennt. Diese Tatsache des Lebens zu verstehen, befreit von der Unruhe in der Gegenwart, die nicht ist, und offenbart den Frieden in der  Gegenwart, die ist.
Marcus Stegmaier, Deutschland.

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