Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
20 Februar 2018 

Geburt von Vergangenheit

„Grobstofflich und feinstofflich“

 

Jeder Mann und jede Frau ist überzeugt, dass die Vergangenheit geschehen ist und hinter ihm oder ihr ist. Sie glauben auch, dass alles, was ihnen in der Gegenwart geschehen ist, nun in der Vergangenheit ist und nicht wirklich in einem vergangenen Moment geschehen ist.

Das impliziert, dass sich die Vergangenheit in der Gegenwart ereignete, nun aber die Vergangenheit ist. Das impliziert, dass die Geburt der Vergangenheit in der Gegenwart geschah. Erstens ist die Frage, was das Verständnis von Geburt von Vergangenheit sein könnte?

Der Moment im Alltag gibt einen Hinweis auf dieses Verständnis, weil jeder Moment im Alltag nicht im vergangenen Moment ist. Zweitens ist die Frage, was das Verständnis des Momentes im Alltag sein könnte?

In Bezug auf die erste Frage ist es offensichtlich, dass man die Vergangenheit nur als Worte und nur durch Worte kennt. Ein Wort besteht nun aus Buchstaben im Alphabet und ein Buchstabe ist eine Illusion eines bestimmten Tones.

Dementsprechend sind Buchstaben im Alphabet eine Ansammlung von bestimmten Tönen. Das impliziert, dass ein Wort eine Ansammlung von Tönen als illusionäre Buchstaben im Alphabet ist. Der Moment, als der Mensch ein Wort im Verstand erkannte, war die Geburt eines Wortes.

Das ist offensichtlich, weil ein Kind immer nur einen Buchstaben gleichzeitig erkennt und nur einen Buchstaben gleichzeitig spricht, wenn es heranwächst. Das Erkennen eines Buchstabens ist die Geburt eines Buchstabens als Illusion von feinstofflichem Ton. Dementsprechend ist das Sprechen eines Wortes die Geburt eines Wortes als Illusion von grobstofflichem Ton.

Daher war der Moment, in dem ein primitiver Mensch einen Buchstaben erkannte und einen Buchstaben im Moment sprach, die Geburt von feinstofflicher und grobstofflicher Vergangenheit. Das ist so, weil sich Worte im Verstand eines modernen Mannes und einer modernen Frau zur Vergangenheit entwickeln.

In Bezug auf die zweite Frage ist das Verständnis des Momentes im Alltag, dass der primitive Mensch keinen Buchstaben im Moment hatte, wie auch das moderne Kind im Moment keinen Buchstaben hat. Sowohl dem primitiven Menschen als auch dem modernen Kind haben sich Buchstaben im Moment zu Worten entwickelt.

Der nächste Punkt ist, dass ein Moment vom nächsten Moment gefolgt wird. Weisheit offenbart, dass es, wenn es viele Momente gäbe, zwischen einem Moment und dem nächsten ebenfalls einen Moment gäbe. Weisheit zeigt, dass ein Moment im Alltag ewig ist und eine Trennung zwischen Momenten nicht wirklich existiert.

Der Moment im Alltag bedeutet auch, dass die Vergangenheit eine Illusion des Momentes ist, weil der Moment im primitiven Menschen und im modernen Kind ohne einen Buchstaben war. Ein Moment hat sich im Alltag des modernen Mannes und der modernen Frau mit illusionären Buchstaben entwickelt.

Die Erleuchteten haben richtigerweise verkündet, dass die Vergangenheit im Moment des Alltags illusionär ist, weil der Moment im Alltag im primitiven Menschen und im modernen Kind keinen Gedanken enthält. Ein illusionärer Gedanke als die Vergangenheit ist nur mit Unterbrechungen im Moment im Alltag vorhanden und nicht in jedem Moment des Alltags. 

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2018 

Anmerkung des Herausgebers:
Der Mensch verbringt so manchen Moment damit, über die Vergangenheit nachzudenken oder sie zu erinnern, sowohl Ereignisse als auch Menschen aus der Vergangenheit. Man mag wissen, dass die Erinnerungen illusionär sind, doch sie haben die Macht, in der Gegenwart zum Leben erweckt zu werden. Die Erleuchteten haben darauf hingewiesen, dass der Moment, der ist, die Geburtsstätte dessen ist, was nicht ist. Bis man dies verstanden hat, verleiht man dem Realität, was nicht ist, sowohl das feinstoffliche als auch das grobstoffliche, das Gedachte als auch das Gesprochene, während man dem, was ist, Nicht-Realität zuschreibt.
Julian Capper, Großbritannien.

Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Die Vergangenheit ist der Bezugspunkt für den Vergleich mit der Gegenwart. Die Vergangenheit macht uns ruhelos, wenn es schön war, weil wir uns nach der Vergangenheit sehnen, während wir in der Gegenwart sind, die vielleicht nicht so schön ist. Die Vergangenheit macht uns unruhig, wenn es hässlich war, weil wir es vergessen wollen und nicht vergessen können, solange das Vergessen uns nicht passiert. So geschieht uns die Vergangenheit: Sie taucht in unseren Köpfen auf, wann immer und auf welche Art auch immer sie durch die Intelligenz des Lebens geschehen soll, nicht durch Willen und Wahl. Daher muss die Vergangenheit in jedem Fall tief verstanden werden, um die Vergangenheit in den Moment zu versetzen, der nicht ist, sondern nur zu sein scheint: in den illusionären Moment des Verstandes. Dann sind wir auf jeden Fall frei von der Vergangenheit und offen für das zeitlose Hier und das gedankenlose Jetzt: den wahren Moment im Leben.
Marcus Stegmaier, Deutschland.

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