Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
10 April 2020  

Gefühle (2)

„Gut oder schlecht“


Verstehe, dass du, wenn du der Handelnde wärst, nur die Gefühle haben könntest, die du möchtest, was die guten und nicht die schlechten wären. Verstehe, dass Gefühle zu dir kommen, ob du willst oder nicht. Verstehe, dass die Gefühle, die kommen, entweder gut oder schlecht sind. 

Verstehe, dass alles und jeder von einer intelligenten Quelle stammt. Jedes Gefühl, egal welches Gefühl es ist, kommt aus deinem Inneren und von dort, wo auch du selbst hergekommen bist. 

Der Ursprung von allem und jedem ist eine Quelle, die sehr intelligent ist. Wäre ein schlechtes Gefühl real im Leben, wäre ein falsches Gefühl real im Leben, dann müsste es seine eigene Quelle haben, die von der Quelle der guten Gefühle getrennt ist, wenn es real wäre. 

Verstehe, dass du sowohl gute als auch schlechte Gefühle hast, also müsstest du zwei Quellen haben. Du kommst entweder von einer guten Quelle oder du kommst von einer schlechten Quelle. Wer sollte entscheiden, von welcher Quelle du stammst?

Hattest du etwa eine Wahl, in diese Welt zu kommen? Haben dich deine Eltern etwa um Erlaubnis gefragt, ob du in diese Welt kommen willst? Hast du etwa mit deinen Eltern diskutiert, dass du in diese Welt kommen möchtest?

Verstehe, dass du dich einfach in dieser Welt wiederfindest und, wie merkwürdig, jeder Mann und jede Frau haben in ihrem Leben gute Gefühle und manchmal in ihrem Leben haben sie schlechte Gefühle. Du hast oft in deinem Leben entweder gute oder schlechte Gefühle. 

Wer bist du wirklich? Wenn du gute und schlechte Gefühle hast, von welcher Quelle stammst du dann? Du musst von einer Quelle stammen, die gut und schlecht ist. Verstehe, dass die intelligente Quelle nur eine einzelne ist und nicht zwei. 

Wenn du von der schlechten Quelle kämst, könnte keiner etwas dagegen tun. Du wärst dein ganzes Leben lang schlecht, weil die schlechte Quelle ja real wäre. Wenn du von der guten Quelle kämst, könnte keiner etwas dagegen tun. Du wärst dein ganzes Leben lang gut, weil die gute Quelle ja real wäre.

Das Problem ist allerdings, dass du, wenn du nur gut wärst, niemals wissen würdest, dass du gut bist. Wenn du nur schlecht wärst, würdest du niemals wissen, dass du schlecht bist. Wie könntest du es auch wissen?

Verstehe, dass nur die Person, die gut und schlecht ist, wissen wird, was gute und schlechte Gefühle sind. 

Verstehe, dass die intelligente Quelle im Leben Dualität manifestiert, die als Zwei erscheint, zum Beispiel gut und schlecht, aber nichtsdestoweniger Eins ist. 

Die Erleuchteten leben ihre Gefühle und definieren oder beschreiben sie nicht.

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V.S. Shankar 2020

Anmerkung des Herausgebers: 

Ist Dualität Realität? Würden wir Gut-Schlecht als Dualität beschreiben oder ist es Realität? Würden wir das alles beschreiben? Würden wir es verstehen? Ist dies ein Rätsel? Aber das wäre eine Beschreibung. Ist der Verstand mit Gedanken nicht so schnell dabei, es zu definieren? Aber das wäre eine Definition. Die Weisen verstehen, dass der Verstand mit Gedanken dem Leben hinterherhinkt. Er kennt das Leben auch nicht, denn er kann es nicht kennen. Der Verstand kann Gut-Schlecht erst hinterher beschreiben oder definieren. In der Weisheit bedeutet Leben, das Rätsel zu leben. Es gibt kein anderes Spiel.
Julian Capper. Großbritannien

Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Wählerisch ist der Verstand, möchte er doch nur das Gute und nicht das Schlechte. Dr. Shankar verweist jedoch auf den Widerspruch in dieser Vorstellung, denn alles kann ja nur von einer einzigen Quelle kommen und nicht von zwei verschiedenen, einer guten und einer schlechten. Der Verstand lebt mit vielen Widersprüchen, die ihm selbst verborgen bleiben, solange sie nicht tief untersucht und verstanden wurden. Diese Artikel über Gefühle bieten die Anregung zu einer eigenständigen, intelligenten Untersuchung dessen, was der Mensch für selbstverständlich hält. Die Weisen erwarten nicht, dass man ihnen einfach glaubt! Das Leben schenkt der Menschheit durch die Artikel von Dr. Shankar den Schlüssel zu einem intelligenten Verständnis und einem intelligenten Umgang, so illusionär auch immer, mit allen Gefühlen im Alltag wie auch in Extremsituationen, seien sie gut oder schlecht. Das Schlechte wiegt schwerer, je mehr Gewicht man dem Guten gibt. Das Gute im Schlechten und das Schlechte im Guten zu sehen, eröffnet hingegen die Klarheit, dass beides eins ist, was als zwei in Erscheinung tritt. So wird die Harmonie der Schöpfung in jedem Moment offensichtlich. 
Marcus Stegmaier, Deutschland.  

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