Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
30 Mai 2017 

 Handlung

„Sollte und sollte nicht“

 

Menschen sind überzeugt, dass sie viele Handlungen im Alltag vollbringen, und glauben auch fest an die Handlungen, die getan werden sollten im Alltag, und die Handlungen, die sie nicht tun sollten, ebenso. 

Menschen verstehen, dass die Handlungen, die von Menschen getan werden sollten, manchmal nicht von Menschen getan werden, obwohl sie glauben, dass die Handlungen von ihnen getan werden können und getan werden sollten.

Dementsprechend verstehen die Menschen auch, dass die Handlungen, die von Menschen nicht getan werden sollten, manchmal von Menschen getan werden, obwohl sie glauben, dass die Handlungen von ihnen nicht getan werden sollten.

Handlungen, die getan werden sollten und nicht getan werden, bringen Enttäuschung mit sich, mit ihren unvermeidbaren, verschiedenen, emotionalen Folgen, ebenso wie Handlungen, die nicht getan werden sollten und dennoch getan werden auch zu Enttäuschung führen, mit ihren unvermeidbaren, verschiedenen, emotionalen Folgen. 

Im Leben findet sich selten jemand, der nur die Handlungen tut, die getan werden sollten, und die Handlungen unterlässt, die nicht getan werden sollten. Gesellschaftliche Etikette und Umstände lassen es so erscheinen, als gäbe es Leute, die nur das tun, was man tun sollte, und alles unterlassen, was man nicht tun sollte.

Menschen glauben, dass er oder sie eine Handlung vollbringt, und auch, dass sein oder ihr Verstand die Bewegungen seines oder ihres Körpers steuert, die er oder sie tut. Dieser Glaube lässt Überzeugungen entstehen, was man tun und was man nicht tun sollte.

Tiefes Verständnis von Wissen einer Handlung offenbart Weisheit, die der Menschheit erst noch geschehen muss.

Nun ein Beispiel für eine Handlung: Ein Mann und eine Frau wissen, dass sie kaufen können, was sie benötigen, wenn sie in einen Laden gehen. Dieses Wissen geschieht innerhalb von meist wenigen Sekunden und ihre jeweiligen Verstände informieren sie darüber.

Ein Mann oder eine Frau gehen in den Laden und kaufen, was sie brauchen, worüber sie ihre Verstände informieren. Die gesamte Handlung benötigt definitiv länger als ein paar Sekunden, die es braucht, um vom Verstand darüber informiert zu werden, was man kaufen soll.

Doch das Wichtige daran, was man verstehen muss, ist, dass der Verstand nicht darüber informiert, wie der Körper sich in jedem Moment der Reise zum Laden und wieder zurück bewegen sollte. Trotz des Fehlens von Information durch den Verstand wird das Einkaufen dennoch getan.

Außerdem kommen beim Gegen in den Laden viele Muskeln des Körpers ins Spiel, um die gesamte Handlung des Kaufens zu vollenden. Es ist für den Verstand unmöglich, so viele individuelle Gedanken zu erzeugen, die sich an individuelle Muskeln in jedem Moment der Reise zum Laden und zurück richten.

Das impliziert, dass es nicht der Verstand ist, der den Körper bei irgendeiner Handlung unter Kontrolle hat. Die Handlung, wenngleich illusionär, wird getan und weder Mann noch Frau vollbringt die Handlung. Das impliziert außerdem, dass das, was getan werden sollte und was nicht getan werden sollte, geschieht, wenn es bestimmt ist zu geschehen.

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2017

Anmerkung des Herausgebers:
Es gibt keinen Menschen, einschließlich der ganz Jungen, der nicht von der Überzeugung verführt würde, jede Bewegung, für die man sich entscheidet, unter Kontrolle zu haben, wenngleich illusionär. Diese Verführung mag durch öffentlichen Beifall zementiert werden, sie wird jedoch durch Misserfolg bitter. Beifall und Misserfolg sind die Geschenke des Lebens. Verstehen, dass dies so ist und so bestimmt ist, ist das Geschenk der Erleuchtung.
Julian Capper, Großbritannien.

Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Filme sind für den Menschen interessant aufgrund der Handlungen, die darin dargestellt werden. Es gibt sogar Filme namens Action-Film, das heißt sie sind voller Handlungen im Überfluss. Action-Filme versprechen nicht langweilig zu werden. Auf dieselbe Weise sollte auch der Alltag nicht langweilig werden, so glaubt es der konditionierte Verstand. Daher sind die Leute auch im Alltag hungrig nach Action. Dass das Leben handlungslos ist und überhaupt keine reale Handlung enthält, ist eine Offenbarung für jeden von uns, doch der Verstand fühlt sich zunächst gelangweilt – bis der Verstand weiser wird und sich seine Sucht nach Action in Bewunderung des einzelnen Fließens des Lebens verwandelt.
Marcus Stegmaier, Deutschland.

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