Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
30 April 2020  

Hoffnung (7)

„Erwarten“


Warum hoffst du? Und wann hat Hoffnung angefangen? Der primitive Mensch hatte keinen Verstand mit Hoffnung. Der primitive Mensch hatte keinen Verstand mit Gedanken. Der primitive Mensch hatte einen Verstand, der vom Leben nicht entwickelt worden war. 

Im modernen Verstand mit entwickelten Gedanken, hofft der Mensch, dass das, was er mag, nicht enden möge, und das, was er nicht mag, enden möge. Ein Ende lässt den Menschen hoffen. Hoffnung ist ein Zustand, in dem der Mensch steckengeblieben ist zwischen der Hoffnung auf kein Ende und der Hoffnung auf ein Ende. 

Beobachte deinen Verstand. Du hoffst auf ein besseres Leben. Was meinst du damit? Du meinst damit in Wirklichkeit, dass du ein besseres Leben möchtest, das nicht enden soll. Der Verstand möchte, dass etwas auf ewig verweilt.  

Ich möchte eine gute Ehefrau, das heißt immer. Ich möchte einen guten Job. Ich hoffe auf einen guten Job. Was meinst du damit? Du meinst, dass alles, was du möchtest, nicht enden soll, weil im menschlichen Verstand immer Angst enthalten ist.  

Wenn der Mensch dem Ende entgegensieht, wird der Mensch hoffen, weil er glaubt, es gäbe ein Ende im Leben. Wie sicher bist du, dass im Leben etwas endet? Was ist dein Beweis, dass etwas im Leben endet? 

Das Ende, an das du glaubst, ist in Wirklichkeit ein Anfang von etwas Neuem. Du kannst ein Ende und einen Anfang nicht voneinander trennen. Ein Ende und ein Anfang sind nicht unabhängige Einheiten im Leben, weil das Leben als Ganzes Energie ist. 

Verstehe, dass diese Energie weder erschaffen noch zerstört werden kann. Wenn die Grundlage des Lebens an sich nicht erschaffen oder zerstört werden kann, verstehe, dass es weder einen Anfang noch ein Ende im Leben gibt. 

Das Leben ist Energie. Ob es dir gefällt oder nicht. Ob du hoffst oder nicht. Es ist immer hier. War immer. Wird immer sein. Ein Ende ist ein Anfang. Und ein Anfang ist ein Ende. Beide sind wechselseitig ineinander enthalten. So ist das Leben. 

Auf wessen Ende hoffst du, wenn nichts beginnen kann? Auf wessen Anfang hoffst du, wenn nichts enden kann? Verstehe, dass das, worauf du hoffst, nichts als ein Gedanke in deinem Verstand ist. 

Du möchtest, dass ein Gedanke, den du magst, nicht enden möge. Du magst einen Gedanken nicht und möchtest, dass er endet. Ob es dir gefällt oder nicht, ob du willst oder nicht, verstehe, dass der Gedanke, den du willst oder nicht willst, kommen und gehen wird. 

Die Weisen verstehen dass jeder Moment kommen wird und damit verbunden das, was bestimmt ist zu kommen. Die Weisen verstehen, dass jeder Moment gehen wird und damit verbunden das gehen wird, was bestimmt ist zu gehen. 

Die Erleuchteten erkennen, dass das, was bestimmt ist zu kommen, kommen wird, und das, was bestimmt ist zu gehen, gehen wird.  

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V.S. Shankar 2020 

Anmerkung des Herausgebers:

Fast alles und jeder im täglichen Leben wird gemessen. Auf diese Weise vergewissert sich der Mensch seiner selbst und seiner Umgebung: Wann bist du geboren? Wo wohnst du? Wie lautet deine Sozialversicherungsnummer?... Es gibt also einen bekannten, wenn auch illusionären Bezugspunkt für das Leben, für das Denken, für das Planen, für das Handeln, usw. Außerdem hat das, was gemessen wird, einen Anfang und ein Ende und ist das Ergebnis menschlicher Anstrengungen. Das Konzept dass das, was bestimmt ist, ist oder geschieht, wird selten akzeptiert oder verstanden. Im Gegenteil, Zustimmung oder Ablehnung ist das Gebot der Stunde. Ob es einem gefällt oder nicht? Das ist keine akzeptable Wahl. Das Verständnis, dass das Maß für das gesamte Leben eines Menschen in jedem Moment die Intelligenz des Lebens ist, wird hier von den Weisen geschenkt. Dies zu erkennen, bringt Freiheit aus dem Käfig des Verstandes mit den Gedanken, wenn dies so bestimmt ist. 
Julian Capper. Großbritannien. 

Anmerkung des deutschen Übersetzers: 
Hoffnung; Anfang und Ende – der Zusammenhang zwischen diesen Vorstellungen wird in diesem Artikel offenkundig. Das Leben als die einzelne Bewegung zu leben, die das Leben ist, während im Verstand alles einen Anfang und ein Ende zu haben scheint, ist Weisheit. Hoffnung als illusionär zu verstehen, ist ein Schlüssel zu Erleuchtung. Erleuchtung bedeutet nichts weiter als das Leben zu leben anstatt die Gedanken über das Leben, die unvermeidlich geschehen oder nicht geschehen, als real zu betrachten. Ein Abstand entsteht zwischen dem reinen Beobachter und Gedanken, die kommen und gehen, als Illusionen von Ton. Dieser Abstand ermöglicht Gelassenheit zu geschehen. 
Marcus Stegmaier, Deutschland. 

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