Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
1 Juni 2017 

Mitgefühl

„Liebe, Zuwendung und Fürsorge“

 

Jedes Wort, das Emotion in irgendeiner Sprache bezeichnet, wird entweder als Wissen oder als Weisheit verstanden. Wissen ist oberflächliches Verständnis eines jeden Wortes, das eine bestimmte Emotion bezeichnet. Weisheit ist dagegen tiefes Verständnis eines jeden Wortes, das eine bestimmte Emotion bezeichnet. 

Das Verstehen von Wissen ist eine inhärente Eigenschaft des Intellekts. Wenn sich der Intellekt entwickelt, entwickelt sich auch Wissen zu Weisheit. Der Mensch hat seinen Intellekt nicht unter Kontrolle. Daher entwickelt sich Weisheit eines Wortes, das eine Emotion bezeichnet und der Mensch kann weder Wissen noch Weisheit bewirken, dass sie ihm geschehen.

Mitgefühl ist ein Wort, das eine Emotion bedeutet, und das gilt auch für Liebe, Zuwendung und Fürsorge. Das impliziert, dass Liebe, Zuwendung und Fürsorge entweder als Wissen oder als Weisheit verstanden werden, und das Verständnis hängt von der Entwicklung des Intellekts und nicht von einem Mann oder einer Frau ab. 

Liebe, als eine Emotion des Wissens, ist eine Erwartung, wie der Andere sein sollte, für den jeweils anderen, der verliebt ist. Das impliziert, dass Liebe als Wissen an Bedingungen geknüpft ist und nicht bedingungslos ist. 

Liebe als eine Emotion der Weisheit ist bedingungslos, weil Weisheit versteht, dass jeder derjenige ist, der er ist, und man nicht erwarten kann, dass er anders ist, als derjenige, der er ist. Das ist so, weil sie der sind, der sie sind, als ein Ausdruck des evolutionären Prozesses des Lebens.

Zuwendung als eine Emotion des Wissens, ist als eine gesellschaftliche Etikette gegeben. Das impliziert, dass Zuwendung eine gesellschaftliche Etikette ist, die passieren mag oder nicht. Sie ist zugegen, wenn persönliches Interesse daran besteht und abwesend, wenn kein persönliches Interesse besteht.

Zuwendung als eine Emotion der Weisheit, ist spontan, weil Weisheit Zuwendung spontan in jedem Moment, wenn es möglich ist, gibt, ohne jegliches persönliches Interesse.

Fürsorge als eine Emotion des Wissens, ist ein Ratschlag, den man dem Anderen gibt mit Bezug auf das, was man tun sollte und nicht tun sollte, was man sagen sollte und nicht sagen sollte, was man denken sollte und nicht denken sollte und wie man sich verhalten sollte und wie man sich nicht verhalten sollte.

Fürsorge als eine Emotion der Weisheit, gibt niemals einen Ratschlag, weil Weisheit versteht, dass Handeln, Sprechen und Denken sich evolutionär entwickeln und geschehen und nicht anders sein können, als sie in jedem Moment sind.

Dementsprechend ist Mitgefühl, als Wissen, eine von Bedingungen abhängige Emotion von Liebe, Zuwendung und Fürsorge gegenüber manchen und nicht gegenüber allen. Die Emotion von Mitgefühl als Weisheit, ist bedingungslose Liebe, bedingungslose Zuwendung und bedingungslose Fürsorge gegenüber allen und jedem in jedem Moment des Alltags.


Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2017
 

Anmerkung des Herausgebers:
Lehrer, Professoren, Instruktoren, Führer und Tutoren, um nur ein paar dieser Art zu nennen, sind Geschenke des Lebens. Sie sind hoch angesehen und respektiert in jeder Gesellschaft – zu Recht. Als solche vollbringen sie die wichtige Funktion, Wissen zur Verfügung zu stellen für diejenigen, die ihre Ausbildung beginnen, und später das Wissen, das sie zur Teilnahme an den Herausforderungen und Anforderungen ihres Lebens brauchen. Das Wissen und der Rat, der auf diese Weise vermittelt wird, sind bedingt von der Situation und Gegebenheit. Tiefes Verständnis des Wissens jedoch, das von den Weisen offenbart wird, wie in diesem Artikel geschenkt, führt zu Weisheit.
Julian Capper, Großbritannien.

Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Wissen hält Mitgefühlt für ein bestimmtes Verhalten. Dieser Artikel „Mitgefühl“ von Dr. Shankar offenbart, dass Mitgefühl kein bestimmtes Verhalten ist, sondern ein Verständnis, was auch immer das Verhalten des Anderen oder von einem selbst sein mag. Das weise Verständnis wird durch illusionäre Handlungen reflektiert, die ein Ausdruck des Verständnisses sind, das einem Mann oder einer Frau geschehen ist. Die spontane Handlung, wenngleich illusionär, spiegelt die Tiefe des Mitgefühls im jeweiligen Handelnden wider, wenngleich illusionär. Handeln ist illusionär, weil es dem Menschen als Gedanken geschieht und nicht als etwas Tatsächliches im Leben. Daher ist Mitgefühl ebenfalls ein Mysterium an sich!
Marcus Stegmaier, Deutschland.

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