Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
6 August 2017

Moment

“Fluss”


Jeder versteht, dass ein Moment im Leben vom nächsten Moment gefolgt wird. Jeder versteht auch, dass jedes Lebewesen in jedem Moment wächst. Jeder versteht ebenfalls, dass auch ein Moment im Verstand vom nächsten gefolgt wird.

Da nicht jeder Moment im Verstand einen Gedanken enthält, impliziert dies, dass Gedanken mit Unterbrechungen im Verstand anwesend sind. Was könnte also ein Moment sein? Das muss man weise verstehen.

Erstens ist ein Moment NICHT eine Zeitmessung. Zeit wird niemals gemessen; Zeit wird durch die Anzahl der Ticks, die eine Uhr macht, definiert. Zeit ist daher ein Gedanke im menschlichen Verstand und nichts Wirkliches im Leben.

Zweitens ist ein Moment eine kurze Dauer imaginärer Zeit. Die präzise Zeiteinheit in einem Moment wurde noch nicht von einer Uhr definiert. Daher ist es offensichtlich, dass Zeit im Verstand eines modernen Menschen in Form eines Gedankens präsent ist, als sich der primitive Verstand zu einem modernen Verstand entwickelt hatte.

Drittens ist die kleinste Zeiteinheit, die von einer Atomuhr definiert wird, eine Zepto-Sekunde, das ist eine Billionstel einer Milliardstel Sekunde und ein Moment geschieht schneller als diese Zeiteinheit.

Noch wurde die Zeitdauer, die in einem Moment existiert, weder gemessen noch von einer Atomuhr definiert.

Der Mensch versteht auch, dass alles in jedem Moment existiert, einschließlich des Momentes. Es würde nicht in jedem Moment existieren, wenn der Moment nicht da wäre. Daher muss ein Moment da sein, damit ein Moment den Menschen, jedes Lebewesen oder alles, was im Moment existiert, beherbergen kann.

Zeit gibt es nur im modernen Menschen als ein Gedanke und nicht als etwas Tatsächliches im Leben, im Verstand oder im Moment. Worauf verwiesen wurde, ist die Tatsache, dass der Moment im Leben ewig ist und der Moment im Verstand eine kurze Spanne von illusionärer oder imaginärer Zeit ist.

Daher ist ein Moment ein ewiger Fluss im Leben und im Verstand. Ein Moment im Verstand beinhaltet allerdings Gedanken mit Unterbrechungen und keine fortwährenden Gedanken. Hätte der Verstand jeden Moment Gedanken, wäre der Verstand erschöpft.

Das zeigt, dass ein Moment das Leben in sich fließen lässt, um das Leben zu dem zu machen, was es in jedem Moment ist. Es zeigt auch, dass der Verstand den Moment im Leben nicht zu dem macht, was es ist oder sein sollte.


Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2017

Anmerkung des Herausgebers:
„Ich bin spät dran, ich bin spät dran für eine wichtige Verabredung. Keine Zeit, um „Hallo“ zu sagen, „Wiedersehen“ – Ich bin spät dran, ich bin spät dran, ich bin spät dran!“ sagte der Hase, als er auf seine Uhr schaute, in Lewis Carrolls wunderbarer Geschichte. Der Mensch lebt nicht einen Moment außerhalb des Momentes und das kann er auch nicht; sein Leben und das Leben selbst fließt im Moment, wie es der Weise mit solcher Klarheit in diesem Artikel darlegt. Wie der weiße Hase ist der Mensch getrieben von der Abhängigkeit von imaginärer Zeit, präzise gemessen von so einer brillanten Anzahl von Uhren, wenngleich illusionär, vom Leben geschenkt. Auch vom Leben geschenkt ist das Verständnis des Menschen des Momentes – so ein tiefgreifender Moment des Mitgefühls des Lebens.
Julian Capper, Großbritannien.

Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Jeder möchte einen Moment „haben“, für dies oder jenes. Aber man versteht noch nicht, dass ein Moment einfach ist und nicht besessen werden kann. Dr. Shankar offenbart einmal mehr, in diesem Artikel „Moment“, das Mysterium des Lebens, in dem nur ein ewiger Moment existiert, der dennoch als viele Moment im menschlichen Verstand erscheint.
Marcus Stegmaier, Deutschland.

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