Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
The Netherlands
20 September 2016 

Sorge und Problem

„Vertrauen und Geduld“

 

Der Mensch ist besorgt und es ist ein Problem für ihn, wenn etwas geschieht oder nicht geschieht. Er ist gleichermaßen besorgt und es ist ein Problem für ihn, wenn es etwas gibt, was er tut oder nicht tut, und dennoch geschieht es.

Der Mensch ist sich sicher, dass er bestimmte Dinge nicht getan hat, und er glaubt, dass sie entweder einfach geschehen sind oder jemand sie getan hat. Jeder glaubt dasselbe. Das impliziert, dass es immer etwas gibt, was der Mensch nicht getan hat, und es geschieht dennoch.

Gibt es nun eine definitive Trennlinie zwischen dem, was der Mensch nicht tut und dennoch geschieht, und dem, was er nicht tut und auch nicht einfach geschieht? So eine definitive Trennlinie gibt es nicht. Wenn es nämlich so eine Linie gäbe, wüsste der Mensch, was geschehen würde und was nicht geschehen würde.

Doch beides kann der Mensch niemals wissen, weil er nur weiß, was geschehen ist, nachdem es geschehen ist, und niemals, bevor es geschieht. Ebenso weiß er von dem, was nicht geschehen ist, erst nachdem es nicht geschehen ist.  

Wenn der Mensch die definitive Trennlinie kennen würde, könnte er es verhindern, wenn ihm das, was geschehen wird, nicht gefiele, und er könnte das tun, was eigentlich nicht geschehen soll. Beides kann er jedoch nicht tun. Der Mensch glaubt, es verhindert zu haben, wenn etwas wirklich nicht geschieht, und dementsprechend glaubt er, es getan zu haben, wenn etwas tatsächlich geschieht.

Folglich geschieht im Leben alles, wenn es bestimmt ist zu geschehen, und es geschieht nicht, wenn es nicht bestimmt ist zu geschehen. Einiges geschieht tatsächlich, von dem der Mensch glaubt, er habe es nicht getan. Dementsprechend geschehen einige Dinge, von denen der Mensch glaubt, sie getan zuhaben, doch er hat sie in Wirklichkeit nicht getan. 

Sorgen und Probleme gab es für den Menschen zu allen Zeiten und er vermochte es niemals, sie auszuschalten. Er mag seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes als seine Sorgen und Probleme lenken und es erscheint ihm so als wären sie verschwunden. Sie sind nicht verschwunden, sondern sie kommen in dem Moment wieder, in dem er seinen Fokus nicht auf anderen Dingen hat. Der Mensch kann sich nicht die ganze Zeit auf andere Dinge konzentrieren, weil er weiterhin im täglichen Leben glaubt, etwas getan oder nicht getan zu haben. Daher wird er schließlich besorgt sein und Probleme haben mit Dingen, die ihm vorübergehend geholfen haben, seine ursprünglichen Sorgen und Probleme zu vergessen. Der Mensch wird das Leben geduldig und vertrauensvoll leben, egal wie das Leben geschieht, und wird vom Leben nicht erwarten, dass es anders sein soll als es geschieht, wenn er versteht, dass alles, einschließlich Sorgen und Probleme, auf die Weise, wie es bestimmt ist, kommt und geht.

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2016
 

Anmerkung des Herausgebers:
Es gibt ein Wort in der deutschen Sprache, das aus dem Altgriechischen entlehnt ist: Dilemma. Es hat eine etwas modernere Entsprechung: zwischen einem Felsen und einem harten Ort. Der Glaube, dass der Mensch oft mit der Wahl konfrontiert wird zwischen zwei Lösungen für ein Problem, basiert auf der Überzeugung, dass er der Handelnde ist. Daher befindet er sich in einem Dilemma, hat ein Problem, das es zu lösen gilt. Selbst wenn er oder sie, was man fest glaubt, eine Wahl getroffen hat, wird man immer noch darüber besorgt sein, ob es die richtige Entscheidung war – selbst noch Jahre später. Geduld und Vertrauen wurden dem Menschen in seinem Leben geschenkt, für was auch immer ihm begegnen mag. Dieser Artikel und dieses Verständnis der Weisen kreuzten seinen Weg. Geduld und Vertrauen sind für den Menschen immer präsent, ohne Forderungen zu stellen und in Stille.
Julian Capper, Großbritannien.

Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Sorgen und Probleme sind überall im Verstand des Menschen. Sie treffen uns plötzlich, lungern herum und verschwinden niemals ganz; wenn nämlich ein Problem verblasst ist, taucht bald das nächste auf. Erwartungen und Hoffnungen in Bezug auf das, was jemand tut oder nicht tut, sind die Hauptursache für Sorgen und Probleme. Heiße das Leben so willkommen, wie es bestimmt ist zu geschehen (und nur als vom Menschen gemacht erscheint!) Die Erleuchteten sind sich bewusst, dass gute und schlechte Taten Gedanken im Verstand sind und keine Realität im Leben. Um dem Leser zu helfen, Sorgen und Probleme in Bezug auf die Illusion des Menschen als einem Handelnden zu verstehen, gibt Dr. Shankar in dem Artikel „Sorge und Problem“ wichtige Hinweise.
Marcus Stegmaier, Deutschland.

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