Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
The Netherlands
26 juli 2016

Treffen

„Dich selbst kennen“

Der Mensch mag und liebt es, diejenigen zu treffen, die er liebt oder mag. Wenn er sie trifft, mag das Treffen entweder liebevoll oder herzlich sein. Das Treffen könnte aber auch weder liebevoll noch herzlich sein. Das wird als normal akzeptiert und ist nichtsdestoweniger paradox, denn Liebe ist bedingungslos. Was könnte also das Verständnis sein, das zu einem bedingungslosen Treffen führt, wen auch immer wir treffen?

Außerdem ist auch paradox bei einem Treffen mit denjenigen, die man weder mag noch liebt, dass das Treffen nicht liebevoll sein mag, aber aufgrund von sozialer Etikette das Treffen nur herzlich ist. Oder es könnte sich ergeben, dass dass Treffen stattdessen sowohl liebevoll als auch herzlich ist.

Wenn der Mensch einen anderen trifft, was könnte das Verständnis sein, wodurch das Treffen durch bedingungslose Liebe geleitet ist? Das Treffen wäre von bedingungsloser Liebe geleitet, wenn der Mensch versteht, dass ein Treffen, egal mit wem er sich trifft, immer bedingungslos ist.

Wie kann der Mensch nun verstehen, dass das Treffen, egal wen er trifft, bedingungslos ist?

Das erste auf der Erde geborene menschliche Kind ist ein Mysterium, denn das erste menschliche Kind kann unmöglich von menschlichen Eltern geboren sein. Daher ist es offensichtlich, dass das erste menschliche Kind sich evolutionär zu einem menschlichen Kind entwickelt hat aufgrund einer tierischen Geburt.

Folglich hat der erste Mensch einen anderen Menschen aufgrund von Evolution und Fortpflanzung der menschlichen Spezies getroffen. Das bedeutet, dass sich Menschen im Prozess der Evolution getroffen haben und nicht weil ein Mensch es wollte oder das Treffen geplant hätte. Das erste Treffen von Menschen war offensichtlich bedingungslos.

Entsprechend treffen sich bis heute Menschen als ein Prozess der Evolution und nicht, weil sie ein Treffen planen, sich wünschen, es wollen oder es lieben, wenngleich der menschliche Verstand denkt und glaubt, es wäre so.

Also ist es bedingungslos, wen wir im Leben treffen, und was auch immer ein Jeder sagt oder tut, wenn sie sich treffen, ist ebenfalls bedingungslos, doch der menschliche Verstand denkt und glaubt, es sei von Bedingungen abhängig, was nur ein Glaube ist und nicht die Wahrheit.

Ihr trefft euch, damit sich ein Verständnis entwickeln kann, wer ihr wirklich seid. Die Erleuchteten haben richtigerweise verkündet: Wenn wir uns treffen und glauben zu wissen, wer der andere ist, ist dieses Wissen das, was wir sind, und nicht, was der andere wirklich ist. 

Die Erleuchteten haben verkündet: Was du wirklich bist, wird gelebt, wie du bist, in jedem Moment des täglichen Lebens. Außerdem ist das, was du denkst und glaubst, dass es du oder der andere bist, illusionäre Gedanken darüber, was du bist und der andere ist, und nicht, wer du wirklich bist und der andere wirklich ist.

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2016

Anmerkung des Herausgebers:
Das Leben des Menschen, wenn er oder sie seit früher Kind heranreift, wird von Bedingungen gelenkt. Sogar sehr kleine Kinder stellen Bedingungen auf für das gemeinsame Spielen. Das Treffen mit anderen ist ein regelmäßiger und häufiger Teil des menschlichen Alltags. Nur selten ist jemand frei von Erwartungen; selten ist jemand frei von Bedingungen. Daher ist die Offenbarung und das Verständnis bemerkenswert, die in diesem Artikel zum Geschenk gemacht wird, über das Leben des Menschen wie es wirklich ist. Wir treffen uns; lasst uns das Geschenk des Lebens annehmen und verstehen.
Julian Capper.

Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Sich mit anderen treffen, mit Tieren und Dingen und auch mit bestimmten Orten in der Welt geschieht nicht aufgrund von Planen. Es geschieht nicht auf die Weise wie der Verstand es erwartet. Und Treffen unterliegen keinerlei Bedingung des Verstandes, die der Mensch glaubt gewählt oder gewünscht zu haben. Das ist die Weisheit, die im Artikel „Treffen“ von Dr. Shankar geteilt wird. Als Teil eines einzelnen evolutionären Fließens treffen wir, was und wen wir bestimmt sind zu treffen, bedingungslos, wo und wann auch immer es bestimmt ist zu geschehen. Die Implikationen dieses Verständnisses sind gewaltig. Es kann unser Leben verändern, oder besser, wie wir das Leben wahrnehmen. Kein Platz für Erwartungen mehr. Keine Enttäuschungen. Stattdessen: Bewunderung dafür, wie das Leben als illusionäres Treffen im Verstand des Menschen dahinfließt.
Marcus Stegmaier, Deutschland.

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