Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
28 Marz 2020 

Überzeugung (6)

„Glaube“


Wenn es im Leben kein Wort gibt und ein Wort nur im Verstand ist, wie kann dann ein Wort nicht im Leben sein, wenn der Verstand genau hier im Leben ist? Und wenn alles im Jetzt im Leben ist, einschließlich des Verstandes, und ein Wort im Verstand ist, impliziert dies doch, dass das Wort im Leben sein muss. Hierzu ist ein tiefes Verständnis des Lebens und des Verstandes vonnöten.

Es stimmt, dass der Verstand genau hier im Leben ist, das ist so. Verstehe, dass ein Wort im Verstand genau hier jetzt im Leben in derselben Form existiert, wie es im Leben ist. Verstehe, dass ein Wort im Leben Ton ist und ein Wort sogar im Verstand Ton ist.

Ein Wort im Verstand, das genau hier jetzt im Leben ist, ist vollkommen illusionär. Ein Wort ist eine illusionäre Manifestation von Ton im Leben. Verstehe, dass sich im Leben und im Verstand jeder Moment als ein Moment erneuert. 

Verstehe, dass im Leben und im Verstand im Leben jeder Moment Licht und Ton zusammen ist. Verstehe, dass im Verstand Ton zeitweise als illusionäre Worte erscheint. 

Verstehe, dass der Verstand existiert und der Verstand doch nicht existiert. Dementsprechend existiert ein Buchstabe und existiert ein Buchstabe doch nicht. Ein Wort existiert und ein Wort existiert doch nicht. Verstehe, dass das Leben aus diesem Grund mysteriös ist. 

Verstehe, dass eine Handlung, ein Ereignis und eine Situation von Menschen nur als Worte im Verstand gewusst werden. Verstehe, dass Worte im menschlichen Verstand sind und doch nicht im Verstand sind. 

Die Überzeugung eines Mannes und einer Frau mit Wissen ist, dass eine Handlung, ein Ereignis und eine Situation nicht nur im Verstand etwas Wirkliches seien, sondern auch im Leben. Dies wird von Vernunft und Logik unterstützt, die in Form von Worten im Verstand existieren.

Die Überzeugung eines weisen Mannes und einer weisen Frau ist allerdings, dass eine Handlung, ein Ereignis und eine Situation Worte im Verstand sind, die da sind und doch nicht da sind. Die unwiderlegbare Überzeugung eines weisen Mannes und einer weisen Frau ist, dass das Leben und der Verstand ein Fließen von Licht und Ton sind.

Verstehe, dass all die Namen und Formen optische Illusion von Licht sind. Alle Situationen, alle Ereignisse, alle Handlungen sind ebenfalls optische Illusion von Licht. Verstehe, dass alle Situationen, alle Ereignisse, alle Handlungen in Form von Worten im Verstand auditive Illusion von Ton sind. 

Die Erleuchteten erkennen, dass das Leben ein Spiel aus Licht und Ton ist. 

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V.S. Shankar 2020

Anmerkung des Herausgebers: 
Die Realität ist Ton und Licht. So wird die Realität im täglichen Leben als Ton dessen, was man hört, und als Licht dessen, was man sieht und kennt, erfahren. Was auch immer im täglichen Leben in irgendeinem Bereich erlebt, gewusst oder gedacht wird, ist illusionär; was nicht ist, ist Realität. Daher ist das, was ist, nicht vorhanden. Leben wir nicht in fast jedem vom Leben geschenkten Moment des Tages mit Worten im Verstand? So sehr wiederholt sich dieser Prozess, dass er sich scheinbar selbst erzeugt und nicht mehr aufzuhalten ist, wenn er einmal in Gang gekommen ist. Das Wort ist eine Illusion von Ton, dessen Äußerung dennoch in der Weisheit transformierend sein kann. Der Beginn des Verständnisses, wie es die Weisen verstehen, hebt den Vorhang für das Spiel von Licht und Ton.
Julian Capper, Großbritannien. 

Anmerkung des deutschen Übersetzers: 
Unser Verstand befindet sich in unserem Alltag häufig „in einer bestimmten Situation“. Wie oft möchte man da nicht „aus einer Situation“ heraus, sich „der Situation entziehen“ oder wünscht sich, dass die „Situation“ sich ändert. Die Gründe dafür sind logisch und leuchten auf die ein oder andere Weise ein. Dr. Shankars Artikel über die Überzeugung der Weisen, dass Situationen Worte sind und nichts Wirkliches im Leben, gibt Klarheit über den Fluss des Lebens und offenbart, dass der Mensch sich nicht aus einer wirklichen Situation befreien muss, sondern aus seiner Überzeugung, dass Worte eine reale Situation beschreiben, wenn es ihm oder ihr geschieht. Mit dieser Einsicht gelangt man aus dem Verstand ins Leben, in dem es nur Licht und Ton, aber keine Situation gibt. 
Marcus Stegmaier, Deutschland. 

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