Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
19 September 2019 

Vertrauen (4)

„Sicherheit“

 

Ein sehr wichtiger Aspekt des Lebens, der den Menschen unnötig stört, ist die Angst. Der Mensch ist ständig in Angst. Angst scheint ein sehr großes Problem zu sein. Der Mensch versucht so sehr, sie loszuwerden, aber es scheint, dass er dies noch nicht geschafft hat. Er hat vor so vielen Dingen Angst. 

Das Problem ist mangelndes Vertrauen. Aus Angst streitet der Mensch. Der Mensch wird wütend, er wird traurig, er wird depressiv und das alles aus Angst. Ironischerweise ist Angst überhaupt nicht das Problem des Menschen; das Problem ist mangelndes Vertrauen.

Wenn du Angst beobachtest, wirst du feststellen, dass sie nur in der Vergangenheit oder der Zukunft ist. Niemand vertraut der Vergangenheit und niemand vertraut der Zukunft. Du vertraust dem, was mit dir passiert. Dein Vertrauen ist in der Gegenwart. 

Wenn die Angst nicht in der Gegenwart sein kann, wie kann das ein Problem sein? Vertrauen ist nicht in der Gegenwart, und das ist dein Problem. Weil Vertrauen nicht in der Gegenwart ist, hast du Angst. 

Die Angst ist nur vor der Vergangenheit oder der Zukunft, nie vor der Gegenwart. Warum also passiert diese Angst überhaupt? Sie geschieht, weil das Vertrauen dem Menschen nicht widerfahren ist, das ist der Grund. Die Frage sollte nicht lauten: „Warum passiert Angst?” Es sollte lauten: „Warum ist das Vertrauen nicht geschehen?”

Wenn du sehr genau beobachtest, vertraut der Mensch niemandem. Er vertraut sich selbst nicht einmal. Nicht einer einzigen Person vertraut er völlig - Körper, Verstand und darüber hinaus. Vertrauen bedeutet eine totale Akzeptanz. 

Das Problem ist, dass der Mensch den Moment, der sich ihm bietet, nicht vollständig akzeptiert. Wenn er den anderen ganz annehmen würde - seinen ganzen Körper, seinen ganzen Verstand, was auch immer als "du" ausgedrückt wird - würde eine bestimmte Magie geschehen. Du wirst zur Liebe und Liebe bedeutet totales Vertrauen.

Wenn der Mensch akzeptieren würde, dass der Moment im Leben durch die Intelligenz im Leben manifestiert wird und dass der Moment im Leben weder von Mann noch von Frau gemacht wird, würde er verstehen, dass das, was im Moment ist, ebenfalls vom Leben manifestiert wird und nicht von Mann oder Frau.

Der Erleuchtete nimmt jeden Mann und jede Frau so an, wie er oder sie in jedem Moment ist, denn der Erleuchtete vertraut dem Leben und versteht, dass er demjenigen begegnen wird, dem er in jedem Moment des Lebens begegnen soll.

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2019

Anmerkung des Herausgebers: 
Die Angst verfolgt uns alle. Es scheint kein Entrinnen zu geben, so flüchtig der Auslöser für die Angst auch sein mag. Je mehr man versucht, den Auslöser, der im Moment nicht wirklich vorhanden ist, außer Kraft zu setzen, desto ängstlicher wird man. Im Mitgefühl für die Notlage des Menschen wird Dr. Shankars totale Akzeptanz jedes Moments und seines Inhalts hier geteilt und geschenkt. Die Annahme dieses Geschenks ist der Beginn der Befreiung von den Fesseln der täglichen Angst, wenn auch illusionär. Ein Hoch auf den Magier!
Julian Capper, Großbritannien

Anmerkung des deutschen Übersetzers: 
Alles, was der Mensch jemals über seine Ängste und Sorgen verstehen muss, ist in diesem Artikel enthalten. Und doch füllt das Thema Angst ganze Bibliotheken mit psychologischen, philosophischen, religiösen und spirituellen Büchern. Dass Angst der Mangel an bedingungslosem Vertrauen ins Leben ist, stellt den Schlüssel zum angstfreien Leben im zeitlosen Hier und gedankenfreien Jetzt dar. Was bleibt ist ewige Dankbarkeit. 
Marcus Stegmaier, Deutschland. 

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