Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
20 September 2019  

Vertrauen (5) 

„Sicherheit“

 

Der Mensch lebt in Ungewissheit und der Mensch möchte sich des Lebens sicher sein. Der Mensch betet, wenn er unsicher ist. Wenn du unsicher bist, kannst du nie beten, weil du unsicher bist, ob dein Gebet erhört wird oder nicht. 

Der primitive Mensch war zunächst unsicher über die Natur. Später, als er sich an die Natur gewöhnt hatte, begann er, sie zu akzeptieren. Er verstand, dass er unnötig besorgt und unnötig unsicher war. 

Solange der primitive Mensch die Natur ablehnte, war der prähistorische Mensch sich über sie unsicher. Langsam und stetig, als er die Natur akzeptierte, begann er ihr zu vertrauen. Von dem Moment also, als er der Natur vertraute, war er ihr gegenüber nicht mehr unsicher.

Dann war seine Aufmerksamkeit auf die Dinge gerichtet, die weniger Zeiträume in Anspruch nahmen. Es waren Tiere, die herumliefen, und Bäume. Langsam und stetig begann er, jene Pflanzen zu akzeptieren, die giftig oder schädlich waren.  

Er begann, Tiere als Freunde zu akzeptieren, und er zähmte sie. Er nahm sie an und begann, mit ihnen zu leben; er war sich ihrer sicher. Aber der heutige Mensch ist über jede Kleinigkeit unsicher; er ist sogar unsicher gegenüber den Menschen. 

Selbst Ehemänner und Ehefrauen sind sich unsicher. Wenn man die Zeitskala betrachtet, hat sich die Dauer der Unsicherheit verringert: Der Mensch ist im Moment unsicher und der Moment ist das Leben, das zeitlos und gedankenlos ist - daher ist Unsicherheit illusionär und nicht real. So ist der Mensch unsicher über Mensch und Leben.

Weil es Gesundheit gibt, gibt es die Möglichkeit der Krankheit. Er vertraut nicht darauf, dass Wachstum sowohl Gesundheit als auch Krankheit beinhaltet. Vertraue darauf, dass Gesundheit auf ihre eigene Weise geschieht; vertraue darauf, dass auch Krankheit auf ihre eigene Weise geschieht: Sie wird ihren Lauf nehmen. 

Wenn du unsicher bist, wenn du krank bist, sei dir ganz sicher, dass du auch unsicher bist, was die Gesundheit betrifft. Krankheit folgt der Gesundheit, so wie Gesundheit der Krankheit folgt.

In dem Moment, in dem du darauf vertraust, dass Krankheit innerhalb von Lebendigkeit geschieht, in diesem Moment hier und jetzt, wird deine Annahme Vertrauen in die Krankheit bringen. 

In dem Moment, in dem du darauf vertraust, dass deine Krankheit so verlaufen wird, wie sie sein soll, wirst du sicher sein, dass auch deine Gesundheit so verlaufen wird, wie sie sein soll. In dem Moment, in dem du vertraust, wirst du das Leben so annehmen, wie es ist.

Die Erleuchteten akzeptieren jeden Moment des Lebens, wie er ist, mit Vertrauen, weil sie verstehen, dass das Leben nicht anders sein kann, als das, was es in jedem Moment ist.

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2019

Anmerkung des Herausgebers: 
Es ist unbestreitbar, dass der Mensch die Erfahrung macht Bedürfnisse im täglichen Leben zu haben. Bestimmte Bedürfnisse scheinen durch die eigenen Bemühungen und den Einfallsreichtum des Menschen befriedigt zu werden, wenn sich seine Intelligenz entwickelt, und dies stärkt so seinen Glauben daran, dass er in der Lage sei, sich um sein eigenes Wohl und das seiner Familie und der weiteren Umgebung zu kümmern. Wenn seine Lösungen jedoch nicht erfolgreich sind, folgen Bestürzung und sogar Verzweiflung. Er kann sogar auf Maßnahmen zurückgreifen, die unsozial und selbstsüchtig, wenn auch illusionär, sind. Wenn es jedoch auf seinem Lebensweg geschehen soll, wird er einem weisen Menschen begegnen, dessen tiefes Naturverständnis, wie in diesem Artikel und anderswo offenbart, die Tür zu Sicherheit und Vertrauen in jedem Moment des Lebens öffnet, egal was es beinhaltet. Das ist die Natur der Akzeptanz.
Julian Capper, Großbritannien. 

Anmerkung des deutschen Übersetzers: 
Gerade was deine eigene Gesundheit und die deiner Verwandten und Freunde angeht, bist du natürlich besonders besorgt. Dein Verstand interpretiert das menschliche Verhalten als Betroffener wie auch als Außenstehender oft als irrational: „Warum machst du dies oder jenes nicht so und so?“, „Lass das doch, es schadet dir nur...“ Wie könnte dir der Hinweis der Erleuchteten, wie auch in diesem Artikel, helfen, dass jeder Moment unvermeidbar und unweigerlich eben genau dieses Maß an Gesundheit und Krankheit enthält, das gerade vorhanden ist? Wäre es nicht besser, so magst du dich fragen, etwas für deine Gesundheit zu tun, sei es vorbeugend durch gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung oder im Krankheitsfall durch Therapie und Medikamente? Verstehe, hier besteht kein Widerspruch. Die gesundheitsfördernden Maßnahmen werden dir geschehen, wie sie dir bestimmt sind zu geschehen, auch dies kann keine Macht der Welt verhindern, ebenso wie auch die gesundheitsschädlichen Dinge nur vermieden werden, wenn es so bestimmt ist. Diese tiefe Einsicht in die wahre Natur des menschlichen Verhaltens, insbesondere in Gesundheitsfragen, verschafft dir Klarheit anstatt Verwirrung. Das ist Vertrauen in den Transformationsprozess des Lebens, in dem du und jeder und alles enthalten ist.
Marcus Stegmaier, Deutschland. 

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