Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
21 November 2019

Viele Schauspieler (9)

„Im Leben"

 

Die Gegenstände sagen nie zu dir, dass sie dich glücklich machen werden, also bitte kaufe mich. Das haben sie noch nie zu dir gesagt. Du denkst bloß, dass du glücklich werden wirst, wenn du einen Gegenstand kaufst. Du denkst, dass dir viele Gegenstände mehr Glück bescheren werden.

Ein Gegenstand hat noch nie irgendwelche Informationen gegeben, dass er dir Glück bescheren wird. Es handelt sich um Informationen, die dir dein Verstand gibt. Der Verstand sammelt Informationen, und es ist in Ordnung.

Wenn du in dein Haus zurückkehrst, zu denjenigen, mit wem auch immer du lebst, wirst du nachdenken: Was hatte ich für Erwartungen an alle? Was dachte ich bloß, was jeder sei? Du meine Güte. Jetzt weiß ich, wer jeder in meiner Familie ist. 

Du wirst es wissen, du meine Güte, wo war denn meine Aufmerksamkeit, und Gott war direkt vor mir als meine Familie, und wie war meine Reaktion? Du meine Güte. Und ich suche nach Gott? 

Den Hügel hinauf in einer Kirche, in einem Tempel, und den Hügel hinunter zuhause? Und intelligent bewegt sich Gott direkt in meiner Nähe. Gott bewegt sich als irgendjemand, und Gott bewegt sich als ich in meinem Haus.

Ich wusste nicht einmal, dass Gott so nah ist. Du meine Güte. Gott ist genau hier und auch überall. Und ich wusste es einfach nicht. Langsam wird deine Aufmerksamkeit zu dir selbst kommen. Von den Anderen zu dir. Denn normalerweise ist ja die Aufmerksamkeit auf die Verstände der Anderen gerichtet, oder etwa nicht?

Die Aufmerksamkeit ist auf den Verstand der Anderen gerichtet, auf ihren Rollenauftritt als „Ich“. Dementsprechend geht sie von deinem Auftritt zu deinem Verstand und von deinem Verstand zu deinem wahren Selbst. Die Reise geht zurück. Wenn du die Reise von deinem „Ich“ aus beginnst, werden die Anderen, getrennt von dir, als die Anderen zurückbleiben. 

Wenn das „Ich“ der Anderen verschwindet, kann dein „Ich“ dann vorhanden sein? Dein „Ich“ ist wegen des „Ichs“ der Anderen vorhanden. Der Verstand ist so daran gewöhnt zu denken, dass sie Andere sind. Das wird sich qualitativ ändern.

Es wird dich erkennen lassen, wie der Rollenspieler weiter nach Erleuchtung sucht; wie der Rollenspieler denkt, dass ein anderer Rollenspieler dir Erleuchtung geben kann; wie der Rollenspieler denkt, dass ein anderer Rollenspieler dir sagen kann, wer du wirklich bist.

Du selbst weißt nicht, wer du wirklich bist. Wie um alles in der Welt kann ein anderes „Ich“ wissen, wer du wirklich bist? Wenn jemand wissen kann, wer du wirklich bist, solltest es du sein, oder etwa nicht?

Wenn du deinen Körper verstanden hast, deinen Verstand verstanden hast, deine vielen Rollen als illusionär verstanden hast, ist die Sache vorbei. Beendet. Deine Reise im Leben ist vollendet. Du bist an dem Reiseziel angelangt, das dein wahres Zuhause ist: dein wahres Selbst.

Die Erleuchteten leben geduldig jeden Moment im Leben, wie er ist. Sie haben weder Angst noch sind sie ungeduldig.

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2019 

Anmerkung des Herausgebers:
Zeitweilig magst du den Verstand verlassen und ins Leben eintreten. Dies ist kein Austausch des einen gegen das andere. Das ist die Funktion des Verstandes, eines für das andere zu verlassen oder eines durch das andere zu ersetzen. Das ist seine Funktion; lass es so sein. Womöglich hat das eine seine besondere Anziehungskraft verloren oder ist zu schwer zu ertragen, während das andere gefälliger ist. Wenn du den Verstand verlässt, trittst du ins Leben ein. Du verlässt das Leben niemals, auch wenn Wolken das Licht der Sonne verdecken mögen. Die Wolken bestehen dank der Intelligenz des Lebens und bieten einen Kontrast. Wenn du den Verstand verlässt, der seit Generationen dein Reisegefährte ist, trittst du in das Leben ein. Es hat keine Eintrittsschilder, keine Begrüßungsmatte und es ist in keiner Bibliothek registriert. Die Individualität verschwindet. Du bist vollkommen. 
Julian Capper. Großbritannien 

Anmerkung des deutschen Übersetzers: 
Es ist die materialistische Denkweise, die dem Menschen eigen ist, was das Erkennen sowohl der wahren Identität des Menschen als auch Gottes verhindert. Materialistisch meint hier nicht nur das Streben nach Gewinn und Besitz, sondern die Vorstellung, dass Materie real sei. Der Verstand mag sagen: „Aber diese Tür hier zum Beispiel besteht doch aus Holz, das kann man doch nicht bestreiten!“ Ja, die Tür besteht aus Holz, doch Holz ist Materie, die aus Molekülen besteht, Moleküle sind Atome und die Atome sind aus subatomaren Teilchen zusammengesetzt, die bei genauer Betrachtung nichts als Licht oder „Energie“ sind. Diese Energie erscheint zeitweilig als Holz, das zeitweilig als Tür erscheint. Real ist weder das Holz noch die Tür, weil beides nur eine vorübergehende Erscheinung des allgegenwärtigen, ewigen Lichts, oder „Gottes“ sind. Vorübergehend und vergänglich ist ja die Bedeutung von Illusion, was in den alten Schriften der Weisen als „Maya“ bezeichnet wird. Das, was sich nicht ändert und überall vorhanden ist, ist die alles Materielle reflektierende Energie oder Licht, was daher „Gott“ genannt wird. Mit Glauben hat dieses Verständnis nichts tun, es ist die einfache Schlussfolgerung aus dem, was sowohl die alten indischen Weisheiten als auch die moderne Wissenschaft dem skeptischen Verstand über das Wesen der Materie vermitteln kann. Dr. Shankar’s Werk und so auch dieser Artikel offenbart dem Leser die Bedeutung der alten Weisheiten aus dem Blickwinkel des modernen Menschen, der in vielen Fällen trotz oder gerade wegen seiner hoch entwickelten Wissenschaftlichkeit, die Suche nach dem Göttlichen nicht aufgegeben hat. 
Marcus Stegmaier, Deutschland. 

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