Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.

Esotera

Deutschland

2007

 

Der Mensch lebt, und er weiß es; er ist sich sehr wohl bewusst, lebendig zu sein; er stellt es nicht in Frage. Niemand muss es ihm bestätigen und es bedarf keinerlei Lehren, um zu wissen, dass er am Leben ist. Der Mensch betet auch nicht zu Gott, um von Ihm zu erfahren, ob er lebendig ist; er ist einfach froh, dass er lebt, selbst wenn er glauben mag, im Leben nicht glücklich zu sein. Allerdings kann der Mensch diese Lebendigkeit nicht wahrnehmen und erfahren. Wenn er sich über das Leben im Klaren wäre, würde er sicherlich glücklich sein; so sollte er sich also Gewissheit darüber verschaffen, ob das Leben real oder eine Illusion ist. Das Leben kann nicht beides sein: Wenn es real ist, kann nichts dagegen getan werden, weil das, was real ist, nicht verändert werden kann. Und wenn das Leben eine Illusion ist, so wäre es wiederum nicht nötig, irgendetwas dagegen zu tun. Ist jedoch das Leben eine Illusion, so wird auch der Mensch eine Illusion sein – und dann gäbe es niemanden, der wirklich existierte und etwas gegen die Illusion unternehmen könnte. Aber der Mensch hält das Leben für real; er nimmt dies an, weil er davon überzeugt ist, dass Wahrnehmen und Erfahren etwas Reales sind. Ob dies wahr ist oder nicht, wird nun gründlich untersucht.

 

Lehren aller Art konditionieren den Verstand zu glauben, dass das Leben real sei und auch etwas getan werden könne, um es entweder zu verbessern, zu gestalten oder zu beherrschen. Verstehen hingegen de-konditioniert den Verstand und enthüllt dabei, dass das Leben eine Illusion ist und nichts getan werden kann, um es entweder zu verbessern, zu gestalten oder zu beherrschen. Wenn sich der Mensch auf die eine oder andere Weise über das Leben klar wird, wird er glücklich damit sein und nicht mehr auf irgendwelche Lehren angewiesen sein, um zu wissen, ob das Leben real oder eine Illusion ist. Der Mensch ist sich jedoch darüber nicht im Klaren, und deswegen ist er auch nicht glücklich. Seine Konditionierung überzeugt ihn davon, dass man ihm beibringen müsse, wie er glücklich werden könne, sodass er Glück wahrnehmen und erfahren kann. De-konditionierung ermöglicht ihm hingegen zu erkennen, dass Glück keine Folge einer besonderen Lehre ist und auch nicht wahrgenommen oder erfahren werden kann.

 

Der Mensch glaubt, dass alles, was sein Verstand wahrnimmt und erfährt, real ist. Ebenso ist er davon überzeugt, dass Wahrnehmen und Erfahren reale Funktionen des Verstandes seien. Entspricht dies aber der Wahrheit oder ist es nur ein Glaube? Wenn Wahrnehmen und Erfahren real wären, könnte die Welt keine Illusion sein. Denn wenn das Leben real wäre, würden die mannigfaltigen Formen der Dualität nicht möglich sein, es bestünde keine Möglichkeit für unterschiedliche Handlungen und es gäbe auch kein Wachstum. Das Leben, von dem der konditionierte Verstand annimmt, es sei real, ist eine Illusion von Licht und Ton. Licht ist real – und das ist alles, was im Leben existiert. Licht erschafft eine optische und akustische Illusion für ein illusorisches Individuum, genannt Mensch.

 

Das Leben ist ein spontanes Geschehen. Was aber ist damit gemeint? Der Mensch weiß, dass jeder Tag ein Kreislauf ist: der Morgen wandelt sich zum Nachmittag, zum Abend, zur Nacht und wieder zurück zum Morgen. Der Mensch verursacht diesen Kreislauf nicht. Es ändert sich allein die Lichtstärke, und dieser Vorgang lässt das beobachtbare Phänomen der verschieden Tageszeiten entstehen. Die Intensität des Lichts ändert sich in jedem Augenblick, und das kann nur bedeuten, dass sich das Leben in jedem Moment verändert. Allerdings kann der Verstand diese momentane Veränderung nicht wahrnehmen und erfahren, denn dafür ist er nicht konditioniert; er kann die Veränderung erst dann wahrnehmen und erfahren, wenn sie offensichtlich wird, denn so ist er konditioniert. Alles im Leben ist in diesem Licht enthalten und nichts ist getrennt davon – einschließlich des Menschen! Da Licht seine Intensität in jedem Augenblick ändert, kann das wiederum nur bedeuten, dass sich alles im Leben ständig in jedem Moment ändert. Der Verstand kann diese in jedem Augenblick stattfindende Veränderung nicht wahrnehmen und erfahren, weil er in der Gegenwart nicht anwesend ist.

 

Auch das Wetter ändert sich in jedem Augenblick, und dennoch nimmt der Mensch an, es sei real. Ist das aber wahr? Um real zu sein, muss das Wetter in jedem Augenblick des Tages vorhanden sein. Wenn das so ist, warum erfährt und nimmt der Mensch das Wetter dann nicht zu jeder Tageszeit wahr? Wenn es real wäre, sollte er dies tun; das tut er aber nicht. Der Mensch erfährt und nimmt das Wetter erst dann wahr, wenn es offensichtlich wird. Warum aber ist das Wetter nicht in jedem Augenblick offensichtlich? Wenn es real wäre, sollte es in jedem Moment offensichtlich sein – doch ist es das nicht: Das Wetter wird nur wahrgenommen und erfahren, wenn der Wetterumschwung offensichtlich wird; dies geschieht spontan, nur zu einem bestimmten Zeitpunkt. Daher kann das Wetter einfach nicht real sein: es ist eine Illusion – nichts als ein Gedanke im Verstand! Der Verstand kann den in jedem Augenblick stattfindenden Wetterwechsel nicht wahrnehmen und erfahren, denn er ist dafür nicht konditioniert; er kann die Veränderung im Wetter erst dann wahrnehmen und erfahren, wenn sie offensichtlich wird, denn so ist er konditioniert. Wer oder was bestimmt nun aber den genauen Zeitpunkt, in dem das Wetter wahrgenommen und erfahren wird? Es ist das Leben, das bestimmt, wann es den konditionierten Verstand dazu bewegt zu sagen, dass das Wetter wahrgenommen und erfahren wird. Diese Aussage hat nichts mit der Wetteränderung in jedem Moment zu tun. Es ist einfach nur eine Aussage!

 

Ähnlich ist es mit Behagen und Unbehagen (physisch und psychisch), sie ändern sich in jedem Augenblick. Der Mensch glaubt, sie seien real. Ist das aber wahr? Damit Behagen und Unbehagen real sind, müssen sie zu jeder Tageszeit vorliegen. Wenn das so ist, warum erfährt und nimmt der Mensch dann Behagen und Unbehagen nicht in jedem Augenblick des Tages wahr? Wenn sie real wären, sollte er dies tun; das tut er aber nicht. Der Mensch erfährt und nimmt Behagen und Unbehagen erst dann wahr, wenn sie offensichtlich werden. Warum aber sind Behagen und Unbehagen nicht in jedem Augenblick offensichtlich? Wenn sie real wären, sollten sie in jedem Moment offensichtlich sein – doch sind sie das nicht. Behagen und Unbehagen werden erst dann wahrgenommen und erfahren, wenn in ihnen eine Veränderung offensichtlich wird; dies geschieht spontan, nur zu einem bestimmten Zeitpunkt. Daher können Behagen und Unbehagen einfach nicht real sein: sie sind eine Illusion – nichts als Gedanken im Verstand! Der Verstand kann die momentane Veränderung in keinem von beiden wahrnehmen und erfahren, denn er ist dafür nicht konditioniert; er kann die Veränderung in ihnen erst dann wahrnehmen und erfahren, wenn sie offensichtlich wird, denn so ist er konditioniert. Der Mensch fühlt sich also erst dann glücklich, wenn der Verstand eine offensichtliche Veränderung im Wetter oder im Behagen wahrnimmt und erfährt. Und wenn der Verstand eine offensichtliche Veränderung im Wetter oder im Unbehagen wahrnimmt und erfährt, wird er unglücklich. Deswegen sind bei gleicher Wetterlage manche glücklich und andere unglücklich. Wer oder was bestimmt nun aber den genauen Zeitpunkt, in dem das Wetter wahrgenommen und erfahren wird? Es ist das Leben, das bestimmt, wann es den konditionierten Verstand dazu bewegt zu sagen, dass das Wetter wahrgenommen und erfahren wird. Diese Aussage hat nichts mit der Veränderung im Behagen oder Unbehagen zu tun. Es ist einfach nur eine Aussage!

 

Mit Glück und Unglück ist es genauso. Der Mensch glaubt, sie seien real. Ist das aber wahr? Damit Glück und Unglück real sind, müssen sie zu jeder Tageszeit präsent sein. Wenn das so ist, warum erfährt und nimmt der Mensch dann Glück und Unglück nicht in jedem Augenblick des Tages wahr? Wenn sie real wären, sollte er das tun; das tut er aber nicht. Der Mensch erfährt und nimmt Glück und Unglück erst dann wahr, wenn sie offensichtlich werden. Warum aber sind Glück und Unglück nicht in jedem Moment offensichtlich? Wenn Glück und Unglück real wären, sollten sie in jedem Augenblick offensichtlich sein – doch sind sie das nicht. Glück und Unglück werden erst dann wahrgenommen und erfahren, wenn in ihnen eine Veränderung offensichtlich wird; dies geschieht spontan, nur zu einem bestimmten Zeitpunkt. Daher können Glück und Unglück einfach nicht real sein: sie sind eine Illusion – nichts als Gedanken im Verstand! Der Verstand kann die momentane Veränderung in beiden nicht wahrnehmen und erfahren, denn er ist dafür nicht konditioniert; er kann die Veränderung in ihnen erst dann wahrnehmen und erfahren, wenn sie offensichtlich wird, denn so ist er konditioniert. Dies gilt für alles, was der Mensch im Leben wahrnimmt und erfährt. Wer oder was bestimmt nun aber den genauen Zeitpunkt, in dem Glück oder Unglück wahrgenommen und erfahren werden? Es ist das Leben, das bestimmt, wann es den konditionierten Verstand dazu bewegt zu sagen, dass Glück oder Unglück wahrgenommen und erfahren werden. Diese Aussage hat nichts mit Ereignissen zu tun. Es ist einfach nur eine Aussage!

 

Der Mensch glaubt, nur wenn er wahrnehmen und erfahren könne, werde er glücklich oder unglücklich sein. Ist das aber wahr? Wahrnehmung und Erfahrung müssten schon real sein, damit der Mensch wahrnehmen und erfahren kann. Nur wenn Wahrnehmung und Erfahrung real wären, könnten Glück, Unglück, das Wetter, die Veränderung usw. in jedem Augenblick wahrgenommen und erfahren werden. Warum aber finden Wahrnehmung und Erfahrung nicht schon statt, bevor sie offensichtlich werden? Wenn sie real wären und die Funktion echt, würde diese in jedem Moment aktiv sein und jeder Augenblick wahrgenommen und erfahren werden. Eine wirkliche Erfahrung, wenn sie geschieht, ist jene, von der der Mensch niemals wissen kann, dass sie geschehen ist, und dies bedeutet, dass eine wirkliche Erfahrung ohne Anfang und Ende ist. Da Wahrnehmen und Erfahren nur zu einem bestimmten Zeitpunkt stattfinden, können sie einfach nicht real sein: sie sind eine Illusion. Der Verstand kann die in jedem Augenblick verlaufende Veränderung in keinem von beiden wahrnehmen und erfahren, denn er ist dafür nicht konditioniert; er kann die Veränderung in ihnen erst dann wahrnehmen und erfahren, wenn sie offensichtlich wird, denn so ist er konditioniert.

 

Besondere Erwähnung erfordert das Wahrnehmen und Erfahren von Form und Gestalt. Der Verstand erhält Informationen über Form und Gestalt in Form von Lichtstrahlen, die in das Auge dringen. Erkennen findet statt und Wahrnehmen und Erfahren werden im Verstand registriert. Es ist wichtig zu verstehen, dass die wahrgenommene und erfahrene Form und Gestalt sich in jedem Moment aufgrund von Transformation verändert. Dies bedeutet, dass dem Verstand die Informationen über die Veränderung ständig mitgeteilt werden. Das sollte den Verstand erkennen und dadurch die Veränderung von Form und Gestalt wahrnehmen und erfahren lassen. Wenn das so wäre, würde der Mensch ständig in jedem Augenblick eine andere Form und Gestalt wahrnehmen und erfahren. Das tut er aber nicht. Der Mensch erfährt und nimmt nur eine einzige Form und Gestalt wahr, obwohl sich Form und Gestalt ständig in jedem Augenblick ändern. Erst wenn die Veränderung in der Form und Gestalt offensichtlich wird, erfährt und nimmt der Verstand eine andere Form und Gestalt wahr. Das ist der Beweis, dass keine wirkliche Form und Gestalt wahrgenommen und erfahren wird und auch niemals wahrgenommen und erfahren werden kann. – Was wirklich wahrgenommen und erfahren wird, sind nichts als Gedanken im Verstand! Dies belegt, dass auch Form und Gestalt lediglich Gedanken im Verstand sind, die eine Illusion von Form und Gestalt erschaffen.

 

Das Wahrnehmen und Erfahren von Handlungen ist sehr faszinierend. Der Mensch glaubt, er könne eine Handlung wahrnehmen und erfahren. Kann das aber möglich sein? Es ist äußerst wichtig zu verstehen, dass eine Handlung für den oder die Beobachter neutral ist. Nehmen wir zum Beispiel ein Fußballspiel: Schießt Mannschaft A ein Tor, so jubelt die Mannschaft und auch ihre Anhänger, während das Team B und ihre Fans bestürzt sind. Das Schießen eines Tores ist ein neutrales Ereignis, erzeugt aber zwei völlig entgegengesetzte Wahrnehmungen und Erfahrungen. Wenn die Handlung real wäre, so würden Wahrnehmung und Erfahrung für jeden Zuschauer gleich sein. Das trifft aber nicht zu. In gleicher Weise ist jede Handlung zu Hause, im Büro oder anderswo für den Beobachter immer neutral. Eine neutrale Handlung erzeugt also unterschiedliche Wahrnehmungen und Erfahrungen für jeden Einzelnen einer Familie oder Gruppe!

 

Wie kann das sein? Der Verstand kann eine Handlung niemals selbst erdenken, denn es ist für ihn viel zu kompliziert, etwas bis ins kleinste Detail auszuarbeiten. Zahlreiche Bewegungen des Körpers sind an einer alltäglichen Handlung beteiligt. Eine Handlung ist eine Raffinesse, eine Verfeinerung der einen Bewegung des Lebens, die ohne Anfang und Ende ist. Der Verstand drückt lediglich eine Idee aus und glaubt, es würde sich dabei um eine Handlung handeln. Das Leben ist eine einzige Bewegung. Erscheint dem Verstand diese eine Bewegung als eine Handlung, ist sie in Wirklichkeit keine, sondern nur eine Vorstellung. Jeder Verstand hat andere Vorstellungen. Daher ruft ein neutrales Ereignis sich widersprechende, unterschiedliche Reaktionen hervor. Das belegt, dass eine Handlung einfach nur eine Vorstellung ist. Und somit ist eine Handlung, die wahrgenommen und erfahren wird, nicht real und kann es auch niemals sein. Alles, was wahrgenommen und erfahren wird, sind unterschiedliche Gedanken – keine Handlungen.

 

Der Mensch sehnt sich danach, erleuchtet zu werden; allerdings übersieht er dabei, dass Erleuchtung ein anfangs- und endloses Phänomen ist, das keinesfalls von einem zu einem anderen weitergegeben werden kann. Wenn Erleuchtung übertragen werden könnte, wäre sie kein Phänomen ohne Anfang und Ende. Und wenn das Geben von Erleuchtung real wäre, sollte sie genau in dem Moment, in dem sie übertragen wurde, geschehen – der Mensch bräuchte dann wohl kaum mehr darauf zu warten, dass sie ihm eines Tages widerfahren werde. Das passiert aber nicht. Sehr wichtig zu verstehen ist, dass die Handlung des Gebens für den Geber und Empfänger neutral ist, und dennoch der eine das Geben und der andere das Empfangen erfährt und wahrnimmt. Wie aber könnte die Handlung des Gebens real sein, wenn sie auch als ein Empfangen wahrgenommen und erfahren wird? Das Geben und Empfangen von Erleuchtung ist daher nur ein Gedanke im Verstand und kein echtes Wahrnehmen und Erfahren – alle Erfahrungen, spirituell oder anders, sind nur Träume im Verstand. Das kann nur heißen, dass Wahrnehmen und Erfahren keine funktionalen Entitäten sind, sondern lediglich Gedanken im Verstand! Wer oder was bestimmt nun aber den genauen Zeitpunkt des Wahrnehmens und Erfahrens? Es ist das Leben, das bestimmt, wann es den konditionierten Verstand dazu bewegt zu sagen, dass etwas wahrgenommen und erfahren wird. Diese Aussage hat nichts mit Veränderung zu tun. Es ist einfach nur eine Aussage!

 

Wie kommt es nun aber, dass Glück, Unglück, das Wetter usw. ganz plötzlich, nur zu einem bestimmten Zeitpunkt offensichtlich werden? Warum ist das Offensichtliche nicht schon vor dem Moment offensichtlich, in dem es als offensichtlich wahrgenommen und erfahren wird? Wenn offensichtlich real wäre, würde es gewiss in jedem Augenblick offensichtlich sein und damit Wahrnehmen und Erfahren stattfinden. Das passiert aber nicht. Das Offensichtliche wird nur zu einem bestimmten Zeitpunkt offensichtlich; deshalb kann es einfach nicht real sein: es ist eine Illusion. Der Verstand kann die momentane Veränderung, die innerhalb offensichtlich abläuft, nicht wahrnehmen und erfahren, denn dafür ist er nicht konditioniert; er kann nur offensichtlich wahrnehmen und erfahren, denn so ist er konditioniert. Offensichtlich ist somit kein dargestelltes Phänomen – es ist lediglich ein Gedanke, wie alles andere im Leben auch. Wer oder was bestimmt nun aber den genauen Zeitpunkt, in dem etwas offensichtlich geworden ist? Es ist das Leben, das bestimmt, wann es den konditionierten Verstand dazu bewegt zu sagen, dass etwas offensichtlich ist. Diese Aussage hat nichts mit Veränderung, Wahrnehmung oder Erfahrung zu tun. Es ist einfach nur eine Aussage!

 

Es können also weder Veränderung – offensichtlich oder nicht – noch Wetter, Behagen,

Unbehagen, Wahrnehmung und Erfahrung den Menschen glücklich oder unglücklich gemacht haben. Was aber macht dann den Menschen glücklich oder unglücklich? Um dies zu verstehen, muss sich der Mensch zunächst einmal fragen, was sein Zustand sein könnte, würde der konditionierte Verstand nicht erklären, glücklich oder unglücklich zu sein. Es ist ein Zustand des Nicht-Wissens – eben nicht zu wissen, ob er glücklich oder unglücklich ist. Der Mensch weiß das, so gut wie er weiß, am Leben zu sein. Es muss ihm nicht gesagt werden; er braucht dafür keinerlei Bestätigung von außen. Und auch sein konditionierter Verstand erklärt es ihm nicht, da dieser nicht weiß, was solch ein Zustand – weder glücklich noch unglücklich zu sein – wirklich bedeutet! Unterschwellig will der Mensch nicht, dass sich dieser Zustand des Nicht-Wissens in einen des Wissens – glücklich oder unglücklich zu sein – wandelt! Obwohl der Mensch glücklich und nicht unglücklich sein möchte, will er in Wirklichkeit weder das eine noch das andere sein! Unbewusst sucht er nach einem Zustand des Nicht-Wissens – einem gedankenleeren Zustand, der Erleuchtung ist. Und doch läuft er immer noch dem Bekannten hinterher!

 

Noch dazu glaubt der Mensch, wenn der konditionierte Verstand behauptet „Ich bin unglücklich“, bis zu dieser Aussage glücklich gewesen zu sein. Deswegen beharrt er auch darauf, dass etwas nicht hätte geschehen dürfen und meint damit, Unglücklichsein hätte ihm nicht widerfahren sollen. Dabei hat der Mensch nur nicht verstanden, dass er zu keiner Zeit wusste, ob er glücklich war, bevor der Verstand sagte „Ich bin unglücklich.“ Er befand sich in einem Zustand des Nicht-Wissens! Der Mensch nimmt nur an, er sei vor dem Moment glücklich gewesen, in dem der Verstand sagte „Ich bin unglücklich“. Diese Annahme ist die Täuschung, die ihn glauben macht, er sei glücklich gewesen, bevor er unglücklich wurde! Es ist der Gedanke „das sollte nicht geschehen“, der den Menschen unglücklich werden lässt! Was sich aber zugetragen hat, ist nicht Unglücklichsein – so etwas gibt es nicht. Wenn es so etwas wie Unglücklichsein gäbe, wäre es die ganze Zeit über vorhanden gewesen; was es gibt, ist nur ein Gedanke, genannt Unglücklichsein. Und wenn der Verstand behauptet „Ich bin glücklich“, so nimmt der Mensch an, vor dieser Aussage unglücklich gewesen zu sein. Dabei hat er nur nicht verstanden, dass er niemals wusste, ob er unglücklich gewesen ist, bevor der Verstand sagte „Ich bin glücklich“. Er befand sich in einem Zustand des Nicht-Wissens! Der Mensch nimmt nur an, er sei vor dem Moment unglücklich gewesen, in dem der Verstand sagte „Ich bin glücklich“. Diese Annahme ist die Täuschung, die ihm weismacht, er sei unglücklich gewesen, bevor er glücklich wurde. Es ist der Gedanke „dies sollte immer geschehen“, der den Menschen glücklich sein lässt! Was sich aber zugetragen hat, ist nicht Glücklichsein – so etwas gibt es nicht. Wenn es so etwas wie Glücklichsein gäbe, wäre es die ganze Zeit über vorhanden gewesen; was es gibt, ist nur ein Gedanke, genannt Glücklichsein. Und Gedanken tauchen im konditionierten Verstand ohnehin ständig auf. Ihre Bedeutung ist jedoch eine Illusion, denn Gedanken sind nichts als Töne!

 

Wahrnehmen und Erfahren sind daher eine Illusion, die einen mentalen Traum real erscheinen lassen!

 

 

© Copyright V S Shankar 2007

 

 

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