Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
The Netherlands
20 August 2016
Was ist die Zukunft?
„Die Gegenwart“
Ein Moment wurde nicht vom Menschen gemacht, denn der Mensch müsste sich im Moment befinden, um den Moment zu machen. Ein Moment existierte allerdings, bevor der Mensch ihn machen konnte, um im Moment zu sein, denn Pflanzen und die Tierwelt existierten sehr wohl, bevor der Mensch im Moment existierte.
Auch die Pflanzen und die Tiere haben den Moment nicht gemacht, um in ihm zu sein. Sie behaupten weder, den Moment zu machen, noch behaupten sie in der Lage zu sein, irgendetwas im Moment zu machen. Das impliziert, dass das Leben den Moment manifestiert hat, einschließlich der Pflanzen, dem Tierreich und ihren Bewegungen, die im Moment existieren.
Die Bedeutsamkeit dieses Verständnisses macht klar, dass der gegenwärtige Moment immer existiert hat und der Mensch den gegenwärtigen Moment nicht dazu bringt, zu existieren, oder bewirkt, dass er sich darin befindet. Das bedeutet außerdem: Das Leben hat die Bewegungen des Menschen im gegenwärtigen Moment manifestiert und der Mensch macht diese Bewegungen nicht. Die Erleuchteten haben richtigerweise verkündet, dass der Mensch Teil der Natur ist und nicht von der Natur getrennt.
Das Leben hat auch in dem Moment einen Glauben manifestiert, dass der nächste Moment die Zukunft sei. Doch der gegenwärtige Moment ist der einzige Moment, der existiert, was bedeutet, dass der nächste Moment immer der gegenwärtige Moment ist und weder der nächste Moment noch die Zukunft ist. Bislang wurde der nächste Moment vom Menschen fälschlicherweise für die Zukunft gehalten. Der Mensch träumt davon, seine Zukunft zu leben, ohne zu erkennen, dass ihm das Leben seine Zukunft jeden Moment in Form der Gegenwart schenkt.
Das Leben zeigt uns, dass der gegenwärtige Moment die Zukunft ist und die Zukunft, von der jeder träumt, zu leben, ist der Moment, in dem er lebt. Der Hinweis ist das Verständnis, dass der Mensch bereits das hat, was ihm vom Leben geschenkt wurde, und zwar: Der Mensch weiß, dass er niemals sicher ist, was im gegenwärtigen Moment geschieht. Er weiß, dass er erst mit Sicherheit erfährt, was im gegenwärtigen Moment geschieht, nachdem es geschehen ist.
Dementsprechend, wenn das Verständnis dem Menschen geschieht, wenn er unfähig ist mit Sicherheit zu wissen, was sicherlich im gegenwärtigen Moment geschehen wird, ist es ihm auch nicht möglich, mit Sicherheit zu wissen, was im nächsten gegenwärtigen Moment geschieht.
Wenn der Mensch das Leben beobachtet, wird das Leben ihm das Verständnis schenken, dass er erst, nachdem etwas geschehen ist, mit Sicherheit erfahren wird, was im gegenwärtigen Moment geschieht. Wenn er versteht, dass auch der primitive Mensch erst wusste, nachdem ihm Wissen im gegenwärtigen Moment widerfuhr, wird er verstehen, dass der moderne Mensch Kenntnis hat von dem, was geschieht, und dieses Wissen die Täuschung einer Zukunft erzeugt, die vom gegenwärtigen Moment entfernt ist.
Wenn der Mensch in der Lage wäre, mit Sicherheit zu wissen, was sicher im gegenwärtigen Moment geschieht, wäre es offensichtlich, dass er mit Sicherheit sicher wüsste, was in jedem Moment seines Lebens geschieht. Und es wäre sinnlos vom Leben in der Zukunft zu träumen. Es ist unmöglich, mit Sicherheit zu wissen, was sicher im gegenwärtigen Moment geschehen wird. Es ist sicherlich möglich mit Sicherheit zu wissen, nachdem es im gegenwärtigen Moment geschehen ist. Das deutet darauf hin, dass der gegenwärtige Moment mit dem, was auch immer geschieht, sicherlich in der Zukunft ist.
Was ist also die Zukunft? Das erleuchtete Verständnis von Zukunft ist: Der gegenwärtige Moment mit dem, was auch immer im gegenwärtigen Moment geschieht, ist die Zukunft. Das impliziert, dass die Zukunft, an die der Mensch glaubt, nicht von ihm entfernt ist. Die Zukunft ist der gegenwärtige Moment, der mit ihm ist.
Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2016
Anmerkung des Herausgebers:
Wir könnten uns auf das gefeierte, im 14. Jahrhundert verkündete, Sprichwort „der Mensch denkt, Gott lenkt“ besinnen, wenn unsere Erwartungen sich nicht erfüllen. Während die Zukunft, die uns in Knechtschaft hält, uns dem Geschenk des gegenwärtigen Momentes gegenüber blind macht, sind wir zu einem Leben verdammt, das nicht existiert, niemals existiert hat und niemals existieren wird. Wir empfinden tiefe Dankbarkeit zu leben durch das Geschenk von Dr. Shankar.
Julian Capper, Großbritannien.
Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Ein Traum ist nur ein Traum und keine Realität. Es ist die Zukunft, von der wir alle träumen, besonders wenn wir die Gegenwart nicht mögen oder von ihr gelangweilt sind. Diese Zukunft kommt allerdings niemals, denn die Zukunft, von der wir alle träumen ist nichts als eine Fiktion. Was die wahre Gegenwart ist und wie sie die Zukunft mit einschließt, offenbart Dr. Shankar in diesem Artikel mit Klarheit und Tiefe. Das Leben ist ein kontinuierlicher, zeitloser Fluss und die Zukunft ist, wie die Gegenwart, eine Imagination im Verstand des Menschen. Die imaginierte Gegenwart als Illusion zu leben anstatt von einer vermeintlich realen Zukunft zu träumen, ist Erleuchtung. Ein tiefes Verständnis von Zukunft und Gegenwart, wie von Dr. Shankar geteilt wird, öffnet die Tür.
Marcus Stegmaier, Deutschland.