Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
29 April 2018 

Wort 2

„Ausgesprochener Ton“

 

Die Erleuchteten haben erklärt, dass das Leben das zeitlose und gedankenfreie Hier und Jetzt ist. Sie haben auch gesagt, dass das Leben wie ein Fluss fließt. Aber für jeden Mann und jede Frau sind Zeit und Worte im Hier und Jetzt präsent und das Leben ist voller Unterbrechungen und kein Fließen.

Was ist also das Verständnis der Erleuchteten? Das ist die Frage. 

Ein Wort ist nicht in jedem Moment des täglichen Lebens vorhanden. Wenn ein Wort tatsächlich in jedem Moment des täglichen Lebens vorhanden wäre, wäre der Verstand nicht in der Lage, es zu erkennen. Es ist auch unmöglich für jeden Moment, ein Wort in sich zu haben.

Es ist unmöglich, weil zwischen einem Moment und dem nächsten auch ein Moment ist. Wenn also in jedem Moment ein Wort vorhanden wäre, würde das Wort vom menschlichen Verstand nicht erkannt werden.

Der Grund, warum der Verstand das Wort nicht erkennen könnte, wenn jeder Moment ein Wort hätte, einschließlich des Momentes zwischen den Momenten, ist die Tatsache des Momentes im täglichen Leben.

Die Tatsache des Momentes im täglichen Leben ist, dass er kontinuierlich, spontan, unkontrollierbar und nicht vorhersagbar ist. Ein Kontinuum hat nicht mehrere Momente, um mehrere Worte einer menschlichen Sprache zu enthalten, sondern der kontinuierliche Fluss des Lebens ist ein einzelner Moment. Auch ist der Moment der numerischen Zeit, der in jedem Moment gegenwärtig ist, dem Menschen noch nicht bekannt.

Die numerische Zeit zu kennen, die in einem Moment vorhanden ist, ist auch unmöglich, weil ein unabhängiger, tatsächlicher Moment, der von dem nächsten getrennt ist, nicht bestimmt werden kann. Es gibt keine Trennung zwischen den Momenten.

Was im Leben gegenwärtig ist, ist der kontinuierliche, unkontrollierbare und nicht vorhersagbare Ton verschiedener Intensitäten und Qualitäten. Im menschlichen Verstand erscheinen nur bestimmte Töne unterschiedlicher Intensität und Qualität als ein Wort.

Nun besteht ein Wort aus Buchstaben. Das „Hier und Jetzt“ enthält keine Zeit, um einen Buchstaben oder ein Wort enthalten zu können. Dies bedeutet, dass das „Hier und Jetzt“ nur Ton mit unterschiedlicher Intensität und Qualität ist.

Dies impliziert, dass, mit Unterbrechungen, ein Wort mit einem Kontext, der eigentlich nicht als Wirklichkeit existiert, präzise durch die Intelligenz im Leben manifestiert wird. Das überzeugt Mann und Frau, dass ein tatsächliches Wort tatsächlich existiert, während alles, was in jedem Moment existiert, nur Ton ist, der als illusionäre Worte mit Inhalt und Kontext erscheint.

Dies bedeutet, dass der Wachzustand mit einem Wort und ohne ein Wort tatsächlich wortfrei ist, weil das „Hier und Jetzt“ weder einen Buchstaben noch ein Wort mit Inhalt und Kontext enthält.

Dies impliziert, dass ein Wort ein ausgesprochener Ton ist, weil alles, was vorhanden ist, ein Fluss von Ton ist und auch nicht einmal ein Teil eines Tons ein Buchstabe sein könnte. Ein Fluss ist auch ein spontaner, unkontrollierbarer und nicht vorhersagbares Fließen. Es gibt keine Teile in einem Fluss und das kontinuierliche Fließen ist auch nur Ton, genauso wie das Leben nur ein kontinuierliches Fließen von Ton im Licht ist. Dies bedeutet, dass das Leben zeitlos und gedankenfrei ist und wie ein Fluss mit Ton fließt, genau wie die Erleuchteten verkündet haben. 

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2018

Anmerkung des Herausgebers: 
Die Transformation eines Flusses von Ton, der von erleuchteten Wesen als alles, was im Hier und Jetzt gegenwärtig ist, – wo nichts anderes vorhanden sein kann – offenbart wird, in Buchstaben und Worte, wenngleich illusionär, ist ein Wunder. Darüber hinaus ist diese Transformation in mehrere Buchstaben und Wörter durch die Intelligenz des Lebens die Gesamtheit der illusionären Welt, die der Mensch bewohnt. Die Verkündigung der Weisen, wie in diesem Artikel beschrieben, dass das Leben ein zeitloser und gedankenloser Fluss ist, ist das Wunder der Wunder.
Julian Capper, Großbritannien.

Anmerkung des deutschen Übersetzers: 
Der Mensch möchte positive Worte. Der Mensch möchte negative Worte weder hören noch sagen. Positive Worte machen alle glücklich. Wenn man also etwas Negatives sagt über seine Situation, einen anderen oder sich selbst, wird einem geraten, stattdessen etwas Positives zu sagen. Allerdings sollte man sich darüber klar werden, dass sich an der Situation, dem anderen oder einem selbst offensichtlich nicht das Geringste geändert hat, während man nun positiv redet. Diese Erkenntnis zeigt, dass auch negative Worte nicht das Geringste an der Situation, am anderen oder einem selbst ändern. Man hat nur ein besseres Gefühl. Nun könnte man meinen, positives Sprechen hilft, dass es einem besser geht. Ein tieferes Verständnis ist allerdings die Einsicht, dass der Mensch vollkommen abhängig von positiven und negativen Worten ist, obwohl beide offensichtlich die Situation nicht ausmachen. Das Leben ist, wie es ist, egal ob wir positiv oder negativ darüber reden. Wie real könnten Worte also sein? Darüber sollte der Mensch tief nachdenken, um sich von der Abhängigkeit von Worten zu befreien, egal, ob sie positiv oder negativ sein mögen. Dr. Shankar in „Wort 2“ führt dem Leser genau vor Augen, dass jedes Wort, positiv wie negativ, nichts Tatsächliches im Leben ist. Wer dies tief versteht, hört spontan auf, sich von positiven oder negativen Worten beeindrucken zu lassen. Die Abhängigkeit des Menschen von seiner illusionären Welt der Worte, die er für Realität hält, endet. 
Marcus Stegmaier, Deutschland. 

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