Dr. Vijai S Shankar MD. PhD
India Herald
Houston, USA
10th March 2010

Zukunft (1)

„Noch nicht“

 

Der Mensch lebt für seine Zukunft, weil er glaubt, dass sie dort draußen auf ihn wartet, um ihm entgegenzutreten. Er ist davon überzeugt, dass die Zukunft sich ihm nicht offenbart, nur weil er sich das wünscht, sondern dass er sich anstrengen muss, um sie nach bestimmten Bedingungen zu gestalten. 

Aus diesem Grund trifft der Mensch Vorbereitungen für die Zukunft, während er sich in der Gegenwart befindet. Er sollte sich mal fragen, wer sich um seine Gegenwart kümmert, während er mit der Vorbereitung seiner Zukunft beschäftigt ist. 

Während der Mensch damit beschäftigt ist, Pläne für seine Zukunft zu machen, beachtet er offenbar die gegenwärtigen Augenblicke nicht. Seine unbeachtete Gegenwart geht in die Vergangenheit, gleichzeitig mit der beachteten Gegenwart, die dem Menschen plötzlich widerfährt und, da er niemals seine Gegenwart plant, ungeplant vonstatten geht.  

Der Mensch macht vielleicht Pläne für den Tag und hält es für die Gegenwart, doch der Tag, der erst noch geschieht, ist die Zukunft und kann nicht die Gegenwart sein, da er ja erst noch geschehen muss. Folglich macht der Mensch Pläne für die Zukunft, während er sie für die Gegenwart zu machen glaubt.

Der Mensch kann niemals für den Augenblick, in dem er lebendig ist, Pläne machen, bei dem es sich um das zeitlose und gedankenfreie „Jetzt“ handelt, die einzige Gegenwart, die der Mensch hat. 

Er kann für die Zukunft nur in der Gegenwart Pläne machen und die Zeit, die er in jedem Augenblick zur Verfügung hat ist nur eine Attosekunde, ein Milliardstel einer Milliardstel Sekunde also. 

In einer Attosekunde kann man nicht einmal einen einzigen Buchstaben aussprechen, ganz zu schweigen von einem Wort. In Wirklichkeit kann nur ein Attolaut eines Buchstabens in einer Attosekunde ausgesprochen werden, welcher keinerlei Bedeutung hat. 

Folglich wird ein Wort nicht in der Gegenwart gebildet, wie der Mensch glaubt, sondern in der Vergangenheit und zwar in Form einer auditiven Illusion aus Ton, der im zeitlosen und gedankenfreien „Jetzt“ geschieht. Dies ist die einzige Gegenwart, wenn es überhaupt eine Gegenwart gibt. 

Was für eine Ironie, dass der Mensch aufgrund seiner Vergangenheit für die Zukunft plant und dabei glaubt, dass alles perfekt laufen wird. Und welche Ironie ist es auch, dass der Mensch, obwohl Pläne nur in der Vergangenheit gemacht werden können, niemals auf die Idee kommt, seine Vergangenheit zu planen.  

Er macht niemals Pläne für seine Vergangenheit, weil er weiß, dass er nicht in der Vergangenheit leben kann. Wenn er in der Vergangenheit nicht lebendig sein kann, wie sollten dann seinen Pläne lebendig sein können? Seine Pläne wären ebenfalls tot und dem Menschen ist nicht bewusst, dass das Bekannte tot ist. 

Er glaubt und erwartet, dass die Gegenwart aus der Zukunft komme, wobei die Zukunft eine Zeit ist, die noch nicht da ist, und daher hält er die Zukunft logischerweise für den Ort, an dem Pläne für die Gegenwart gemacht werden müssten und sollten. Doch der Mensch kann niemals in der Gegenwart für die Zukunft planen, weil er niemals in der Zukunft leben kann. 

Wenn der Mensch also für seine Zukunft plant, ist ihm nicht bewusst, dass er in Wirklichkeit Pläne für die Gegenwart macht. Er bemerkt kaum, dass er der Zukunft nur in der und als die Gegenwart begegnet, jedoch niemals in der Zukunft, die von der Gegenwart getrennt ist. 

Indem der Mensch für die Zukunft plant, glaubt er für die Zukunft zu sorgen, bemerkt jedoch kaum, dass in jedem Augenblick für die Gegenwart gesorgt wird und zwar vom Leben und nicht vom Ego oder vom Verstand. 

In Wirklichkeit macht der Mensch also andauernd Pläne für die Gegenwart und glaubt dabei, dass sie für die Zukunft seien. Jeder Tag ist die Zukunft des vergangenen Tages. Jeden Tag kommt die Zukunft für den Menschen an und er macht dennoch immer noch Pläne für sie. 

Jede Stunde ist die Zukunft der vergangenen Stunde. Jede Stunde kommt die Zukunft für den Menschen an und er macht immer noch ständig Pläne für sie. Jede Minute und jede Sekunde ist die Zukunft der Minute oder Sekunde davor. Jede Minute und jede Sekunde kommt die Zukunft für den Menschen an und er macht immer noch ständig Pläne für sie: das so genannte Hamsterrad für den Menschen. 

Die bisher von Atomuhren gemessene Zeiteinheit ist eine Attosekunde. Eine Attosekunde ist für den Menschen ein Augenblick. Die Zeitdauer ist relativ und nicht absolut. 

Die absolute Zeiteinheit kennt der Mensch bisher noch nicht und ganz egal wie klein die Zeiteinheit noch wird im Laufe der Höherentwicklung, sie wird immer relativ bleiben und illusionär anstatt real, denn das Bekannte ist immer in der Vergangenheit, was immer so bleiben wird, weil das Leben schneller ist als der Verstand. 

Verstehe, dass momentan jeder Augenblick nur eine Attosekunde lang dauert. Der nächste Augenblick wird eine Attosekunde dauern und nicht zwei. Die Zukunft dauert also nur eine Attosekunde und welche Pläne sollten da hineinpassen?

Daher ist das Leben ein Mysterium und das Abenteuer einer Attosekunde. Das Leben besteht nicht aus einer Zukunft mit einer großen Zeitdauer in der der Mensch denken, sprechen und etwas erreichen kann, wie er glaubt. Die Evolution und Höherentwicklung des Lebens ist schneller als eine Attosekunde, sie ist zeitlos und gedankenfrei. 

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S.  Shankar 2010

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