Dr. Vijai S Shankar MD. PhD


Übersetzt von

Marcus Stegmaier M.A.


Vorwort von
Peter Julian Capper

 

Contents
1. Einsamkeit
2. Beziehung
3. Liebe
4. Ehe
5. Streitigkeiten


6. Wut
7. Leid
8. Willensfreiheit
9. Harmonie
10. Das Leben

Vorwort

 

Seit sich der Mensch in Form eines denkenden Wesens entwickelte, als Homo Sapiens, schaute er oder sie in den Himmel hinauf, um über die Existenz eines Schöpfers nachzusinnen. Er wunderte sich über die Welt, in der er lebte, wie sie so geworden war wie sie nun war und er fragte sich, wer er wohl sei. In seinem Verstand erfasste er die Anwesenheit einer Kraft, die er nicht verstand, eines lenkenden Geistes, der sein unsichtbarer Begleiter war. Er symbolisierte diesen lenkenden Geist in der Natur, indem er unendliche Formen als Identitäten dieses Geistes herbeizauberte - ob das nun Holz oder Stein, der Bogen des metallisch glänzenden Himmels, die tiefe Leere des Ozeans oder die verborgenen Tiefen der Erde waren. Er betrat die Welt des Sichtbaren und Unsichtbaren, um seinen Schöpfer ausfindig zu machen.

 

Der Mensch hat dem Schöpfer unzählige Namen gegeben und in seinem Namen Rituale der Verehrung entwickelt, um in seinem eigenen Leben Sicherheit, Wohlstand und Glück zu gewährleisten. Im Namen seines Schöpfers stellte er die Regeln und Richtlinien einer Gemeinschaft auf und erklärte sie für heilig und unantastbar, um in seinem Leben für Frieden und Harmonie zu sorgen. Diese wurden von Generation zu Generation überliefert und erlangten die Autorität der Tradition, der Sitten: die Gewohnheiten und Praktiken unserer Vorfahren, die dazu dienen, unsere Identität zu bewahren, wer wir in familiärer, gesellschaftlicher und nationaler Hinsicht sind. In jedem Winkel dieser Erde, in allen noch so verschiedenen Gemeinschaften, brachte der Mensch seinen Glauben zum Ausdruck, beteuerte seine Ergebenheit dem Schöpfer und seiner Schöpfung gegenüber und präsentierte sie auf einzigartige und oft dramatische Weise als die Wahrheit. Jeder Ausdruck dieser Ergebenheit hat seine Berechtigung und Gültigkeit innerhalb der Grenzen von Übezeugungen. Doch der Mensch ist derselbe geblieben: Wut, Hass, Eifersucht, Zweifel und Unglücklichsein sind nur einige Beispiele für Gefühle, die den Menschen weiterhin plagen.

 

In jeder Generation dachte der Mensch also durch alle nur erdenklichen Mittel und Wege, die sich in Religion und Spiritualität finden lassen, über die Existenz eines Schöpfers nach. Er schlug so manches Glaubenssystem vor, das die Welt, in der er lebt, erklärt und beschreibt, wie man darin leben solle, entwarf viele theologische, philosophische und dogmatische Ideen, um seine Glaubenssysteme zu
untermauern, und empfahl unzählige Methoden zur Erleuchtung, die eine Bandbreite von extrem bis völlig widersinnig abdeckten und ihn vom Verstand, der ihm Schwierigkeiten bereitete, befreien und zu einem Leben voller Glückseligkeit führen sollten. Doch alles vergebens, denn der Mensch musste feststellen, dass das Leben und er selbst immer gleich geblieben waren. Liebe scheint allein durch die Erwähnung eines Wortes wie ein Kartenhaus in sich zusammen zu fallen. Frieden scheint noch weiter entfernt zu sein als der Horizont. Leid und Elend scheinen an der Tagesordnung, Freiheit ungreifbar und Unfreiheit unvermeidbar zu sein. Daher stellt sich die Frage, ob der Schöpfer oder die Schöpfung tatsächlich auf die Weise existieren wie der Mensch glaubt.

 

Doch diejenigen, die etwas über die Welt, in der sie leben, wissen wollten und erfolgreich über die Existenz eines Schöpfers nachdachten, erlangten das Verständnis, wie sie zu dem geworden ist wie sie ist und sie erkannten, wer der Mensch wirklich ist. Sie verkündeten, dass das Leben eine Manifestation von „Licht“ und „Ton“ ist. Sie wurden als Weise oder erleuchtete Wesen bekannt. Sie erkannten, dass Gott oder das Leben reines Licht, reine Intelligenz, reine Energie ist, und dass dieses Potenzial jedem Menschen innewohnt und ebenso in jedem Winkel dieser Manifestation und in jedem Augenblick des Lebens vorhanden ist. Die Wissenschaft liegt nicht weit zurück, wenn es darum geht zu akzeptieren, dass Licht oder Energie nicht nur Information darstellt, sondern auch die Grundbausteine aller Lebensformen. Die Intelligenz des Lebens darf nicht missverstanden oder unterschätzt werden. Dieses Spiel von Licht und Ton, auf Sanskrit als „Bindu“ und „Nada“ bekannt, erschafft eine optische und auditive Illusion, auf Sanskrit „Maya“ - und der Mensch betrachtet sie als seine Welt. Und genau dies beschreibt dieser Band anschaulich und detailliert: Kaivalya heißt „absolut“ und Gita bedeutet in diesem Zusammenhang „Verständnis“.

 

Die Kaivalya Gita umfasst nicht weniger als sechzig Bände, von denen der vorliegende Band den ersten darstellt. In ihrer Gesamtheit erläutern diese Bände mit vollkommener Klarheit die illusionäre Natur von allem, was dem Verstand bekannt ist: alltägliche Angelegenheiten, jede Emotion des Verstandes, alle Glaubenssätze, das gesamte Wissen, Religion, Spiritualität und sogar die Wissenschaft. Dieser Band spiegelt das Leben so wieder wie es ist - als eine einzelne Bewegung von Formen und Gestalten, sowie von Tönen, die dem Verstand als Worte mit Bedeutung erscheinen - das alles ist vollkommen illusionär - ein vielgestaltiges Schauspiel, in dem unabhängige Ereignisse und Handlungen keine wirkliche Existenz haben, sondern nur in Form einer optischen Illusion zu haben scheinen. Dass Zeit, Handlungen, Verstand und ein Individuum im Leben nicht existieren, wird offenbar, wenn der Leser das Verständnis, das in diesem Band dargeboten wird, verarbeiten kann. Die Intelligenz des Lebens, in jedem Augenblick eine hoch entwickelte Illusion zu manifestieren, wird auf jeder Seite des Buches offensichtlich.

 

Denjenigen, die daran glauben, dass der Schöpfer im Außen zu finden sei, die Weisheit dieses Buches zu vermitteln, ist keine leichte Aufgabe. Dennoch drängt uns dieser Band dazu, dass wir sehen, was wir nicht sehen, und bestätigt eindringlich, dass das für uns Sichtbare nicht existiert. Er ermutigt uns zu hören, was wir nicht hören, und erklärt klar und deutlich die illusionäre Natur dessen, was wir hören. Er verlockt uns dazu, dass wir verstehen, was wir nicht verstehen, und was wir verstehen, wird einleuchtend als totes Wissen herausgestellt, das keine Spur von Leben enthält. Und dennoch sieht er genau dasselbe, was auch wir sehen, hört genau dasselbe wie das, was auch wir hören, weiß genau dasselbe, was auch unser Wissen ist - allerdings nicht als Realität, sondern in jedem Moment illusionär. Dieses Buch enthält keine Spur von Trennung oder Dualität, keinen Deut von Kritik oder Verurteilung, keinen Hauch von Konfrontation oder Opposition, und kein Quäntchen unabhängiger Handlungsfähigkeit oder auch nur der Möglichkeit davon.

 

Der Verstand steht den Offenbarungen, die in diesen Seiten enthalten sind, vollkommen fremd gegenüber. Sie befinden sich weit jenseits seiner Wahrnehmungs-fähigkeit, seiner Sichtweise auf das Leben und alles, was darin stattfindet. Der Verstand wird nicht bereit sein, die Wahrheit anzunehmen, die aus der Untersuchung seiner selbst aufscheint. Und dennoch besteht tatsächlich keine andere Wahl oder Möglichkeit der Entscheidung als das Durchschauen und Verständnis dieses kleinen Teiches - des Verstandes - wir haben uns alle für ihn entschieden! Es zeigt sich auch der Widerstand, der entsteht, wenn ihm gezeigt wird, dass er so klein und wirklich nur ein kleiner Teich ist, der absolut überhaupt nichts mit dem Leben zu tun hat. Solch eine Täuschung hat der Verstand errichtet!

Dieses Buch bietet ein einzigartiges Verständnis des Lebens in jedem speziellen Kontext der wichtigsten und am meisten belastenden Missverständnisse des Menschen. Bei unserer aufrichtigen Suche nach Erlösung vom Leiden, unserem eigenen und dem der „anderen“, mussten wir uns mit noch mehr Leiden für uns und andere abfinden - wahrhaft ironisch ist dieses Leben, das wir zu führen glauben! Wie tief die Überzeugungen doch gehen, die wir festhalten, oder besser, die uns gefangen halten. Während wir nun allerdings diese inneren Kämpfe beobachten, beseitigt die kraftvolle Führung durch dieses Buch den Schmerz, wenn nicht gar den schmerzenden Stachel selbst.

 

Die Kaivalya Gita schrieb Dr. Shankar auf Englisch, wobei sie zunächst von ihm gesprochen wurde. Sie ist nicht das Ergebnis irgendwelcher Nachforschungen. Sie ist die Sammlung von spontanen Vorträgen, die Dr. Shankar während mehrerer Jahre hielt. Diese Vorträge werden auf spontane, unkontrollierbare und nicht vorhersagbare Weise fortgeführt, genauso wie das Leben selbst! Das Verständnis und das Mitgefühl, die jedes Kapitel dieses ersten Bandes der Kaivalya Gita durchziehen, bewegen sehr. Die Inhalte rühren an den empfindlichsten Kern des menschlichen Wesens - an seine „Göttlichkeit“. Das von diesem Buch angebotene Verständnis hat weder einen Anfang noch ein Ende!

 

 
Peter Julian Capper
MA (Cantab) UK

 

Denekamp: 2011-01-01
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