Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
27 Oktober 2017

Ärger

„Gift“


Ärger wird von Menschen ausgedrückt. Ärger wird entweder stimmlich mit Worten oder körperlich zum Ausdruck gebracht. Menschen wollen ihren Ärger nicht zum Ausdruck bringen, doch sie drücken ihn dennoch aus.

Menschen greifen auf vielerlei Mittel zurück, um zu verhindern, dass sie Ärger zum Ausdruck bringen. Es gibt sogar Ärgermanagementkurse, die jeder besuchen kann. Man mag während des Kurses seinen Ärger nicht zum Ausdruck bringen, doch es gibt keine Garantie, dass man seinen Ärger nicht anderswo oder über den Kurs selbst zum Ausdruck bringt.

Durch göttliche Segnungen im Gebet bittet man Gott um Frieden, doch man bittet nicht darum, dass Ärger nicht zum Ausdruck gebracht wird. Man mag in Frieden sein, während man betet oder während man sich in einem Tempel oder einer Kirche aufhält.

Menschen sind aber nicht in Frieden, während sie zuhause sind, selbst wenn sie zuhause beten. Das ist so, weil sie zuhause mit der Familie oder mit Freunden in verschiedenen Situationen Ärger zum Ausdruck bringen.

Jedes spirituelle Buch in allen Religionen befürwortet, dass Ärger vermieden werden soll. Viele lesen spirituelle Schriften zuhause oder in spirituellem Unterricht, doch sie bringen trotzdem gelegentlich oder regelmäßig zuhause Ärger zum Ausdruck.

Gleichaltrige, Freunde, Lehrer und Philosophen raten ebenfalls dazu, Ärger nicht auszudrücken, und sagen, dass Ärger nicht gut sei. Ärger zerstört und baut nicht auf. Ärger trennt und verbindet nicht.

Doch trotz all der vielseitigen Vorkehrungen und Gelegenheiten für Menschen, Ärger nicht auszudrücken, wird Ärger dennoch von Menschen zum Ausdruck gebracht. Familien werden durch Ärger getrennt und nicht geeint. Familien brechen auseinander und werden durch Ärger nicht aufgebaut.

Was könnte also das tiefe Verständnis von Ärger sein, das verhindern würde, dass Ärger zum Ausdruck kommt? Das ist die Frage, über die Menschen nachdenken sollten. Oberflächliches Verständnis von Ärger legt nahe, dass man Ärger bräuchte und er grundlegend wäre.

Das tiefe Verständnis von Ärger ist: Ärger ist ein Gift, das man in der Erwartung trinkt, den Anderen zu zerstören, doch Ärger zerstört denjenigen, der Ärger zum Ausdruck bringt, und nicht den Anderen. Wenn dieses tiefe Verständnis geschieht, lebt Mann oder Frau in Frieden. Häuser werden errichtet und nicht zerstört und Familien werden vereint und nicht getrennt. Bedingungslose Liebe vereint eine Familie und baut ein Haus. 

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
 © Copyright V. S. Shankar 2017

Anmerkung des Herausgebers:
Es gibt keinen Mangel an Gelegenheit Ärger unter den Menschen zu beobachten. Es ist eine sehr verbreitete Erfahrung, die man bedauern mag, wenn sie nachgelassen hat, wenngleich sie zu ihrer Zeit gerechtfertigt war. Wir wissen er ist zerstörerisch, insbesondere in einer Familie, doch sie mag für eine Generation andauern. Tiefes Verständnis der zerstörerischen Natur von Ärger, das sogar herrscht, während Ärger aufkommt, erlaubt bedingungslose Liebe und Einheit.
Julian Capper, Großbritannien.

Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Mitgefühl erscheint schwach und weniger kraftvoll als Ärger. Das scheint nur dem konditionierten Verstand so, nicht einem weisen Verstand. Die Weisen verstehen, wie Dr. Shankar in diesem kraftvollen Artikel „Ärger“: „Ärger zerstört denjenigen, der Ärger zum Ausdruck bringt, und nicht den Anderen.“ Mitgefühl ist also in erster Linie hilfreich für denjenigen, der Mitgefühl zum Ausdruck bringt, während es auch dem Anderen hilft. Mitfühlend zu sein ermöglicht es auf natürliche Weise einen ruhigen und offenen Verstand zu bewahren und den eigenen inneren Frieden zu bewahren. Dieses weise Verständnis von Ärger, wie von Dr. Shankar präsentiert, ist der Schlüssel zu innerem Frieden und wird schließlich auch zu äußerem Frieden führen, mit jedem, mit dem man mitfühlend umgeht.
Marcus Stegmaier, Deutschland.

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