Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
30 Mai 2017  

Beschuldigen

„Den Anderen“

 

Menschen beschuldigen. Menschen beschuldigen normalerweise den Anderen und selten sich selbst. Menschen beschuldigen den Anderen aus verschiedenen Gründen, die demjenigen auch gerechtfertigt erscheinen, der beschuldigt.

Doch warum beschuldigen Menschen den Anderen überhaupt? Darüber muss man tief nachdenken, weil „beschuldigen“ niemandem gut tut.

Menschen beschuldigen den Anderen, der, aus ihrer Sicht, aufgrund von Logik und Vernunft im Unrecht ist. 

Das impliziert, dass es eine richtige Weise zu reden gibt und den richtigen Kontext, in dem man zu reden hat. Doch Menschen wissen, was gesprochen wurde, erst nachdem es gesagt ist. Es gibt keinen Weg, die Art und Weise des Gesprochenen zu korrigieren oder das Gesprochene an sich zu korrigieren, sobald Sprechen geschieht oder es gesagt worden ist.

Das impliziert, dass es nicht nur einen richtigen Weg gibt, Dinge zu tun, sondern auch, was das Richtige ist, zu tun. Doch Menschen wissen, was er oder sie tut, erst, nachdem es begonnen hat, oder nur, nachdem es beendet ist. Es gibt keinen Weg das, was getan wird oder getan worden ist, zu korrigieren, sobald das Tun geschieht oder es getan worden ist.

Paradoxerweise ist auch derjenige, der beschuldigt, im Unrecht, weil nicht nur alle sind, wer sie sind, und nicht anders sein können als der, wer sie sind, sondern sie können nicht beschuldigt werden. Und auch derjenige, der beschuldigt, ist nicht frei von Schuld, und nur, wer frei von Schuld ist, kann beschuldigen.

Beschuldigung geschieht aufgrund von oberflächlichem Verständnis, das sich in Menschen entwickelt hat. Das oberflächliche Verständnis, das den Verstand konditioniert hat, ist, dass der Mensch spricht und auch handelt und dies unter Kontrolle hat und es ändern kann.

Die Tatsache, dass sich oberflächliches Verständnis in Menschen entwickelt hat, impliziert, dass sich auch Weisheit im Verstand entwickelt. Weisheit, wenn sie sich entwickelt, de-konditioniert den menschlichen Verstand von seinen Überzeugungen, das heißt davon, dass der Mensch spricht und auch handelt und dies unter Kontrolle hat und es ändern kann.

Weisheit versteht, dass das Leben präzise ist in jedem Moment und der Moment nicht von Menschen gemacht werden kann. Das zeigt, dass alles, was der Moment enthält, weder vom Menschen gemacht werden kann noch kann der Moment etwas anderes enthalten als das, was er enthält.

Weisheit versteht, dass Beschuldigungen darauf hinauslaufen, das Leben zu beschuldigen, das nicht anders sein kann als es ist. Die Weisen akzeptieren andere so, wie sie in jedem Moment des Lebens sind, trotz Logik und Vernunft. 

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2017

Anmerkung des Herausgebers:
Der Slogan der Anwälte „Ohne Gewinn keine Rechnung“ hat eine große Gefolgschaft von Bürgern angelockt, die dazu ermutigt wurde, von jeglichem Schaden zu profitieren, den sie nur behaupten – und beweisen – können, den sie erlitten haben von den Handlungen oder Unterlassungen der anderen, sei es eines anderen Bürgers oder einer Institution. Das ist als das Beschuldigungsspiel bekannt, das von Erwachsenen unablässig gespielt wird, und nicht weniger von Kindern ebenso. Zu verstehen, dass jeder Moment und alles, was gesprochen, gedacht und getan wird in jedem Moment, einschließlich des Momentes selbst, das Geschenk des Lebens ist, stellt den Beginn von Weisheit dar. Es ist, wie es ist.
Julian Capper, Großbritannien.

Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Um andere zu beschuldigen, braucht man eine Handlung. Weil Handlungen nicht real sind im Leben, sondern illusionär im Verstand, ist auch Beschuldigen illusionär. Nichtsdestoweniger geschieht es, aufgrund der Konditionierung des Verstandes, dass Handlungen real and sie eine Folge verursachen und die Folge einer Ursache sind, und der Mensch ist die Ursache. Das sind die Logik und Vernunft des konditionierten Verstandes und sie werden selten hinterfragt, ob sie wahr sind oder nicht. Dieser Artikel von Dr. Shankar „Beschuldigen“ ist eine der seltenen Gelegenheiten das zu bezweifeln, was als real überall auf der Welt akzeptiert ist, ohne ein zweites Mal darüber nachzudenken. Das ist das Geschenk der Weisen.
Marcus Stegmaier, Deutschland.

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