Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
24 März 2017 

Bestimmt 

„Wird“

 

Der erleuchtete Zustand: Was bestimmt ist zu geschehen, wird geschehen, und keine Macht der Erde kann verhindern, dass es geschieht. Was nicht bestimmt ist zu geschehen, wird nicht geschehen, und keine Macht der Erde kann machen, dass es geschieht.

„Bestimmt“ ist die Vergangenheitsform. „Bestimmt“ impliziert auch, dass jemand sich vorgenommen hat, auf eine bestimmte Weise zu sein oder etwas bestimmtes zu tun, besonders, wenn es ihm nicht gelungen ist, so zu sein oder das zu tun. „Bestimmt“ kann auch bedeuten, dass man erwartet, dass es geschieht, oder, dass es geschehen soll.

„Wird“ impliziert die Gegenwartsform und nicht die Vergangenheitsform, und dementsprechend deutet „geschehen werden“ darauf hin, dass es in der Gegenwart geschieht. Der erste Punkt ist: Wie kann der Mensch verstehen, was die Erleuchteten mit „bestimmt“ meinen? – Denn durch „bestimmt“ implizieren die Erleuchteten nicht die Vergangenheit, weil die Vergangenheit keine Wirklichkeit ist für die Erleuchteten. „Bestimmt“ impliziert also die Gegenwart für die Erleuchteten.

Der zweite Punkt ist: Was soll der Mensch verstehen, wenn es um die folgenden Worte der Erleuchteten geht? „Was bestimmt ist zu geschehen, wird geschehen.“ – Denn die Erleuchteten verweisen auch darauf, dass der Mensch nicht der Handelnde und das tägliche Leben illusionär ist.

Durch das Wort „bestimmt“ deuten die Erleuchteten darauf hin, dass in jedem Moment nur ein Buchstabe eines Worte präsent ist und nicht das gesamte Wort. Außerdem ist offensichtlich, da der erste Buchstabe zur Vergangenheit wird, dass jeder Buchstabe in einem Wort zur Vergangenheit wird und das Wort ebenfalls in der Vergangenheit ist, wohingegen man es sich in der Gegenwart vorstellt.

Dementsprechend ist es nicht möglich, etwas in der Gegenwart zu tun, da, ebenso wie nur ein Buchstabe eines jeden Wortes in der Gegenwart ist und nicht das gesamte Wort, auch nur ein Teil der Bewegung in der Gegenwart ist und nicht die gesamte Handlung oder das ganze Ereignis.

Das impliziert, dass das, was bestimmt ist zu geschehen, nur in der Vergangenheit geschehen kann, und, da es unmöglich ist, dass irgendetwas in der Vergangenheit geschieht, impliziert es, dass das, was in der Vergangenheit und der Gegenwart geschieht, illusionär und nicht wirklich ist, weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart. Da der Mensch die Gegenwart nicht machen kann, ist offensichtlich, dass der Mensch nicht der Handelnde in der Gegenwart ist und sich stattdessen lediglich in der Gegenwart bewegt. Außerdem impliziert es, da die Bewegung in der Gegenwart spontan, unkontrollierbar und nicht vorhersagbar geschieht, dass das, was in der Gegenwart geschieht illusionär und nicht real ist. 

Daher zeigt die erleuchtete Aussage „Was bestimmt ist zu geschehen, wird geschehen, und keine Macht der Erde kann verhindern, dass es geschieht“ die Weisheit der Erleuchteten: „Eine Illusion, die bestimmt ist, zu geschehen, wird geschehen, und keine Macht der Welt, kann die Illusion daran hindern, dass sie geschieht.“

Ebenso zeigt „Was nicht bestimmt ist zu geschehen, wird nicht geschehen, und keine Macht der Erde kann machen, dass es geschieht“ die Weisheit der Erleuchteten: „Eine Illusion, die nicht bestimmt ist, zu geschehen, wird nicht geschehen, und keine Macht der Welt, kann die Illusion dazu bringen, dass sie geschieht.“

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2017 

Anmerkung des Herausgebers:
Was auch immer geschieht, geschieht, unabhängig von der Intention des Menschen. Was auch immer nicht geschieht, geschieht nicht, unabhängig von der Intention des Menschen. Das ist die Welt der Illusion, wie sie der Weise versteht. Das ist die Welt der Realität, wie sie der Mensch versteht. Es geht nicht darum den, wenngleich illusionären, Anteil des Menschen, den er oder sie im täglichen Leben hat, zu verneinen. In diesem Artikel offenbaren die Erleuchten ihr Verständnis der Illusion.
Julian Capper, Großbritannien.

Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Das „was bestimmt ist zu geschehen oder nicht zu geschehen nichtsdestoweniger illusionär ist, ist nicht einfach für den Menschen zu verstehen. Wenn das Verständnis von illusionär nicht tief genug ist und der Mensch glaubt, er sei nicht der Handelnde, während Handlungen und Geschehnisse real für ihn sind, wird er nichtsdestoweniger in seinem Verstand gefangen bleiben als einer Realität. Furcht vor Hilflosigkeit und Fatalismus können die Folge dieses oberflächlichen Verständnisses sein, das nur ein spiritueller Glaube ist, der in spirituellen Zirkeln überall auf der Welt verbreitet ist. Daher braucht man eine tiefere Einsicht in diese allgegenwärtige Tatsache des Lebens: Dass das,„was geschieht“, nichts Wirkliches ist, sondern illusionäre Gedanken im menschlichen Verstand. Diese Einsicht wird in Dr. Shankars Artikel „Bestimmt“ geschenkt.
Marcus Stegmaier, Deutschland.

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