Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
9 Januar 2018 

Bestimmt zu geschehen 2

Wird geschehen”


Die Erleuchteten haben verkündet, „Was bestimmt ist zu geschehen, wird geschehen und keine Macht der Welt kann es verhindern“. Das ist für den konditionierten menschlichen Verstand schwer zu verstehen, weil der Mensch zu dem Glauben konditioniert ist, dass er tun kann, was er sich wünscht oder möchte.

Wie kann der Mensch also die Aussage der Erleuchteten verstehen? Die Aussage erfordert tiefes Nachdenken, um dem Menschen das Verständnis zu ermöglichen, dass er oder sie im Alltag weder ein Sprechender noch ein Denkender ist.

Ein Moment im Alltag bietet einen Hinweis, der die Überzeugung dekonditioniert, dass der Mensch sagen und denken kann, was er oder sie sich wünscht oder möchte.

Im Leben weiß man alles, was man über das Leben weiß, innerhalb eines Momentes und in einem Moment.

Nur ist ein Moment im Leben nicht vom Menschen gemacht, weil ein Moment im Leben schon immer da war, seit dem Moment, als das Leben auf der Erde begann. Der Mensch war nicht da in dem Moment, als das Leben begann.

Also benötigt selbst das Leben einen Moment, um im Moment präsent zu sein. Das bedeutet, dass das Leben und ein Moment zusammen existieren und nicht voneinander getrennt werden können, eben wie auch Zeit und Raum zusammen existieren und nicht voneinander getrennt werden können.u

Erstens ist in einem Moment nur eine Bewegung eines bestimmten Tones präsent. Die Geschwindigkeit der Bewegung des Tones variiert von Minimum bis Maximum. Die verschiedenen Geschwindigkeiten des Tones und seiner Bewegung  geschehen im Moment durch die Intelligenz im Leben.

Der Mensch macht nicht die Geschwindigkeit des Tones und seiner Bewegung, die im Moment existiert. Wenn der Mensch in der Lage wäre, den Moment im Leben zu machen, wäre er in der Lage, die Geschwindigkeit und die Bewegung des Tones im Moment zu erzeugen.

Zweitens ist in einem Moment nur eine einzelne Bewegung einer bestimmten Geschwindigkeit präsent und weder mehr als ein Ton noch viele Töne können in irgendeinem Moment existieren.

Ein gesprochenes Wort oder ein Gedanke besteht allerdings aus vielen Buchstaben. Da ein gesprochenes Wort im Moment gewusst wird, bedeutet dies, dass ein gesprochenes Wort und ein Gedanke, die in dem Moment gewusst werden, illusionär sind und nichts Wirkliches im Moment, weil nur ein einzelner Ton mit seinem charakteristischen Klang im Moment präsent ist und kein ganzer Buchstabe; und auch weder ein ganzes gesprochenes Wort noch ein ganzer Gedanke.

Da nur Ton mit seinem charakteristischen Klang im Moment ist, bedeutet dies, dass der Mensch weder spricht noch eine Wort im Moment spricht, das heißt, dass er oder sie weder ein Sprechender noch eine Denkender ist in irgendeinem Moment im Alltag, sondern nur glaubt, dass er oder sie sprechen und denken kann, was er oder sie wünscht oder begehrt.

Wenn der Mensch einen Moment und einen ganzen Buchstaben mit seiner Geschwindigkeit im Moment im Leben machen könnte, könnte er oder sie sehr gut alles sagen oder denken, was er oder sie sich im Moment wünscht oder tun möchte. Der Mensch kann jedoch weder einen Moment im Leben noch einen ganzen Buchstaben darin erzeugen. Das bedeutet, dass der Mensch weder ein Sprechender noch ein Denkender ist. Sprechen und Denken geschehen dennoch, was nichtsdestoweniger illusionär ist.

Die Erleuchteten haben richtigerweise verkündet, dass das, was bestimmt ist zu geschehen, geschieht und keine Macht der Welt verhindern kann, dass es geschieht

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2018

Anmerkung des Herausgebers:
Sprache und Gedanken sind Fähigkeiten, die ihren menschlichen Urhebern Ruhm, Ansehen und Bewunderung bringen mögen, sei es zu Lebzeiten oder weit darüber hinaus. So wurden beispielsweise in vielen Städten Statuen aufgestellt zu Ehren des französischen Philosophen und Wissenachaftlers Descartes aus dem sechzehnten Jahrhundert, der für „Cogito, ergo sum”, „Ich denke also bin ich”, bekannt ist. Das Dilemma des Menschen ist, mit jeder Faser seines Seins zu glauben, dass er es ist, der spricht, und er es ist, der denkt. Das ist solange der Fall bis ihm oder ihr die Worte der Weisen begegnen und das Verständnis dieser Worte gereift ist. So ist das Geschenkt dieses Artikels; so ist das Geschenk tiefen Nachdenkens.
Julian Capper, Großbritannien.  

Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Sprechen und Denken sind ein Zeichen von Höherentwicklung. Materie, Pflanzen und Tiere sprechen und denken nicht. Nur Menschen tun es. Daher erinnert man sich oft mehr an das, was von Menschen gesagt und gedacht wurde, als an das, was getan wurde. Nichtsdestoweniger sind Sprechen und Denken natürliche Funktionen der Evolution und geschehen nicht durch Wille und Wahl, obwohl es so scheinen mag. Dr. Shankar zeigt in diesem Artikel, wie intelligent das Leben ist, Sprechen und Denken so erscheinen zu lassen, als wäre es vom Menschen beeinflusst, während beides eine Manifestation des Lebens ist, spontan, unkontrollierbar und nicht vorhersagbar.
Marcus Stegmaier, Deutschland.

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