Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.

Published on www.acadun.com

The Netherlands

15th Oktober 2014

 

 

Essenz und Schicksal

 

Normalerweise gerät das Schicksal in den Fokus, wenn Ereignisse, die regelmäßig geschehen, nicht hilfreich sind in Bezug auf das, was der Mensch mag oder sich wünscht. Er versucht die Ereignisse dem, was er mag oder sich wünscht, anzupassen, und wenn er dazu nicht in der Lage ist und die Ereignisse unpassend bleiben, schreibt er sie seinem Schicksal zu.

 

Daher ist der Mensch entweder seinem Schicksal dankbar oder er verdammt es, je nach dem, wie die Ereignisse sich regelmäßig in seinem Leben für ihn ereignen. Der Mensch weiß aus Erfahrung, dass das Leben nicht die ganze Zeit dem entspricht, was er mag oder sich wünscht.

 

Das Leben ermöglicht entweder, was der Mensch mag oder sich wünscht oder eben nicht. Warum ist das so? Warum können Ereignisse nicht die ganze Zeit so sein, wie es der Mensch sich wünscht? Wenn die Ereignisse dem Menschen jedes Mal passen würden, wäre man nicht in der Lage zu erkennen, dass sie passend sind. Das liegt daran, dass der Verstand in Dualität funktioniert und um passende Ereignisse in der Gegenwart zu erkennen und wahrzunehmen, müssen dem Menschen in der Gegenwart auch unpassende Ereignisse geschehen. Wenn unpassende Ereignisse in der Gegenwart nicht gesehen würden, könnte der Mensch für ihn passende Ereignisse weder erkennen noch von ihnen wissen. Was bedeutet nun Schicksal?

 

Schicksal meint die Ereignisse, die einer bestimmten Person in der Zukunft notwendigerweise geschehen werden. Ein Ereignis geschieht aufgrund der Essenz in dem Ereignis. Ein Ereignis kann einfach nicht aus dem Nichts geschehen. Nun, wo erkennt nun der Mensch ein Ereignis oder ist sich dessen bewusst?

 

Der Mensch erkennt ein Ereignis und ist sich eines Ereignisses nur in der Gegenwart bewusst. Es ist ihm nicht möglich ein Ereignis in der Zukunft zu erkennen oder sich dessen bewusst zu sein. Er wünscht sich, möchte und erhofft sich ein Ereignis in der Zukunft wiederum nur in der Gegenwart. Es ist unmöglich, dass sich der Mensch ein Ereignis in der Zukunft wünscht, es möchte oder darauf hofft, denn er ist immer in der Gegenwart. Was bedeutet Zukunft für den Menschen?

 

 

Zukunft bedeutet für den Menschen, dass es „ noch keine Wirklichkeit ist“. Weil das Morgen noch keine Wirklichkeit ist, glaubt der Mensch, dass morgen die Zukunft ist. Das würde nur bedeuten, dass die nächste Stunde, Minute, Sekunde oder ein Moment während des Tages, der noch nicht Wirklichkeit ist, ebenfalls in der Zukunft sein müssen, ebenso wie das Morgen oder der nächste Tag, der noch nicht Wirklichkeit ist, die Zukunft ist.

 

Der Mensch kann nur den gegenwärtigen Moment erkennen oder sich dessen bewusst sein, und nicht einmal den nächsten Moment, ganz zu schweigen von der nächsten Sekunde, Minute, Stunde oder dem nächsten Tag. Was folgt daraus?

 

Daraus folgt, dass der Mensch nur den Moment erkennt und sich dessen bewusst ist, weil jede Sekunde, Minute, Stunde oder ein Tag aus Momenten besteht. Nun, wann erkennt der Mensch den Moment und ist sich dessen bewusst?

 

Der Mensch erkennt den Moment und ist sich dessen in der Gegenwart bewusst, nachdem der Moment und niemals bevor der Moment geschehen ist. Das ist offensichtlich, denn ein Moment muss in der Gegenwart präsent sein, um den Menschen in sich zu beherbergen, und daher ist es für den Menschen unmöglich den Moment in der Gegenwart zu erschaffen, um in ihm zu sein. Was folgt daraus?

 

Daraus folgt, dass der Mensch auch nicht ein Ereignis im gegenwärtigen Moment erschaffen kann, denn jeder Moment würde geschehen, ohne dass sich etwas in ihm befindet, und der Mensch würde in diesem Moment sein mit nichts im Moment ganz zu schweigen von einem Ereignis.

 

Also geschehen der Moment und das Ereignis offensichtlich, das heißt, der Mensch ist erst nachdem sie geschehen sind, in der Lage, sie zu erkennen, und niemals zuvor. Das bedeutet, dass jeder Moment die Zukunft ist und die Zukunft nicht der nächste Tag ist, was der Mensch für die Zukunft hält.

 

Die Erleuchteten erkennen, dass das Schicksal im Moment geschieht, jedes Mal, wenn ein Ereignis geschieht, und niemals in der Zukunft, in der der Mensch glaubt, dass dort das Schicksal notwendigerweise geschieht. Der Erleuchtete lebt sein Schicksal und seine Zukunft im gegenwärtigen Moment, denn jeder Moment ist sein Schicksal. Wenn also ein Verständnis geschieht, dass jeder Moment das Schicksal ist, würde der Mensch nicht nur sein Schicksal mit Liebe und Mitgefühl leben, sondern auch mit dem Schicksal der Anderen, die er kennt, mit denen er lebt und denen er begegnet.

 

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2014

 

Anmerkung des Herausgebers:

Es wartet kein Topf von Gold darauf, verschenkt zu werden, kein Damoklesschwert darauf, herniederzufallen, nichts davon ist in des Schicksals Portfolio. Einfach so wie das junge Kind jeden Moment lebt, versteht der weise Mensch, dass die Entfaltung des Lebens in jedem Moment sein Schicksal ist. Einfach und wunderschön dies. Dies ist so ein wunderbarer Artikel; wenn er sorgfältig und geduldig gelesen wird, erlaubt man ihm, sein Verständnis zu teilen. Ein mysteriöser Prozess.

Julian Capper, Großbritannien.

 

Anmerkung des deutschen Übersetzers:

Der Mensch glaubt, dass er sich um sein Schicksal kümmern muss. Oder er glaubt, dass er sein Schicksal akzeptieren muss. Dass sich diese Behauptungen von Zeit zu Zeit widersprechen, scheint seine Logik und Vernunft nicht zu stören. Allerdings sollte ihn dies dazu anregen, darüber nachzudenken, was Schicksal wirklich sein kann. Dieser Artikel ermöglicht ein Verständnis davon, was dem Menschen im Jetzt anstatt im Verstand wirklich widerfährt. Ein Augenöffner selbst für einen philosophischen Verstand!

Marcus Stegmaier, Deutschland.

 

 

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