Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
18 December 2019  

Fünfte Jahreszeit (7)

„Verstand"

 

Du kannst nicht heute irgendwann einmal glücklich sein und hoffen, dass du morgen glücklich sein wirst. Du verstehst nicht, dass jeder Moment morgen ist, weil es in jedem Moment nur den Moment „hier und jetzt“ gibt.

Verstehe also, dass du, wenn du heute nicht glücklich bist, was jeder Moment ist, morgen nicht glücklich sein wirst, was auch jeder Moment ist, der hier und jetzt ist wie heute. Wenn du den Moment so akzeptierst, wie er in jedem Moment ist, wirst du heute und morgen immer glücklich sein.

In spirituellen Kreisen wird dir gesagt, dass du allen Wünschen vollständig entsagen sollst, und wenn du ihnen entsagst, wirst du eines Tages glücklich sein. Das ist ebenfalls morgen, nicht heute, nicht hier und jetzt. 

Man sagt dir, dass du jeden Wunsch aufgeben sollst. Das bedeutet, dass du alles aufgeben musst, weil du so viele Dinge haben möchtest. Gott hat dir das Verlangen und den Moment, in dem das Verlangen ist, gegeben. Ist es also möglich, das aufzugeben, was Gott dir gegeben hat?

Begreife, dass Gott dir jede Jahreszeit und das Wetter in jeder Jahreszeit gegeben hat, so dass du keine Jahreszeit oder das Wetter in jeder Jahreszeit aufgeben kannst. Verstehe gleichermaßen, dass du keine Begierde im Verstand aufgeben kannst, denn Begierde ist das Wetter und die Jahreszeit im Verstand. 

Der Verstand hat nicht verstanden, wie er den Moment aufgeben kann, der immer hier und jetzt ist. Wie kannst du das Morgen erwarten, das immer das 'Hier und Jetzt' ist?

Gott hat dir alles gegeben: deine Arbeit, deine Kleidung, deine Schuhe, dein Abendessen, deine Familie, deine Kinder, deine Freunde usw., selbst wenn du keinen Moment im Leben machst, das immer „hier und jetzt“ ist, wie heute und morgen.

Du erkennst nicht, wenn du wirklich dem Verlangen entsagst, dass Gott dir immer das geben wird, was du entsagt hast und was für das tägliche Leben notwendig ist. Verstehe, dass man sich nicht das Wetter in jeder Jahreszeit wünschen kann. 

Das Wetter in jeder Jahreszeit wird das sein, was es 'hier und jetzt' ist. Verstehe, dass das Wetter nicht anders sein kann, als es in jedem Moment ist, der hier und jetzt im Leben ist. 

Verstehe auch, dass die Gedanken im Verstand, also das Wetter im Verstand, das sein wird, was es in jedem Moment hier und jetzt ist und nicht anders sein wird als das, was die Gedanken hier und jetzt sind.

Die Erleuchteten akzeptieren jedermanns Verstand und dessen Inhalt, wie er in jedem Moment ist.

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V.S. Shankar 2019
 

Anmerkung des Herausgebers: 
Das Zentrum der Blume, die lebt, ist während ihres gesamten Lebens hier und jetzt präsent. Das Zentrum des Lebens ist der Moment, der hier und jetzt ist. Aus dem Zentrum der Blume strömt die göttliche Schönheit und der Duft der Sinneswelt, wenn auch illusionär. Aus dem Zentrum des Lebens entspringt die gesamte Sinneswelt, auch wenn sie illusionär ist. Der Mensch und die gesamte Sinneswelt sind in dem Moment präsent, der das Zentrum des Lebens ist. Es gibt nichts in der Sinneswelt, das durch die Hand oder den Gedanken des Menschen existiert, sei er weise oder nicht, denn kein Mensch ist der Handelnde, wie die Weisen verkünden. Es gibt nichts außer der Illusion im Zentrum der Welt – nur den Moment, der da ist. Durch die Intelligenz des Lebens entsteht die Gabe der erleuchteten Männer und Frauen, deren jedes Wort dem Menschen geschenkt wird, um seinen Weg zur Erleuchtung zu erleuchten, wenn es dazu bestimmt ist. Versteht, dass dies so ist.
Julian Capper, Großbritannien.  

Anmerkung des deutschen Übersetzers: 
Dass es immer Hier und Jetzt und niemals gestern oder morgen ist, scheint eine banale Tatsache zu sein. Und doch lebt der Mensch nicht mit diesem Verständnis seinen Alltag. Wir wissen, dass es natürlich niemals das Morgen gibt, weil das Morgen immer hier und jetzt ist, wenn es geschieht, doch wir glauben im Hier und Jetzt, dass das Morgen tatsächlich existiere. Dies als eine Illusion zu erkennen, wie es Dr. Shankars Artikel zeigt, ist Erleuchtung. Aus diesem Verständnis ergibt sich, dass der Mensch nicht der Handelnde, Sprechende und Denkende ist, was dazu führt, dass sich das Ego, welches sich bisher für den Handelnden, Sprechenden und Denkenden gehalten hat, zum reinen Beobachter, dem Zeugen, weiterentwickelt, der voller Akzeptanz dessen lebt, was im Verstand als Illusion geschieht. 
Marcus Stegmaier, Deutschland.  

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