Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
20 December 2019   

Fünfte Jahreszeit (8)

„Verstand"

  

Vergangenheit und Zukunft. Hast du es als einen tatsächlichen Ort physisch erkannt? Zudem kann man den Verstand mit Gedanken im gegenwärtigen „Hier und Jetzt“ im Leben nie finden. Es gibt nur Leben und Verstand ohne Gedanken im „Hier und Jetzt“ im Leben.

Und, wenn du beobachtest, sucht der Verstand mit Gedanken nach Gott im nächsten Moment und der nächste Moment ist der zukünftige Moment. Der Verstand mit Gedanken sucht nicht nach Gott in dem Moment, der „hier und jetzt“ im Leben ist.  

Wenn der Verstand mit Gedanken die meiste Zeit in der Vergangenheit oder in der Zukunft ist, dann muss der Verstand Gott jetzt schon begegnet sein, denn der Verstand mit Gedanken sucht immer nach Gott im nächsten Moment. Der nächste Moment ist die Zukunft. 

Warum ist der Verstand Gott noch nicht begegnet? Der Verstand ist Gott noch nicht begegnet, weil Gott nicht im nächsten Moment ist. Gott ist hier und jetzt, genau hier. Das ist der Grund, warum du Gott noch nicht begegnet bist, weil der Verstand mit einem Gedanken immer im nächsten Moment oder in der Vergangenheit ist. 

Du sagst, du wirst glücklich sein, wenn deine Kinder fleißig lernen, dir zuhören und dir gehorchen. In ähnlicher Weise stellst du viele Bedingungen, wie deine Frau oder dein Mann sein sollte, damit du später glücklich sein wirst. 

Ebenso werden Ehefrau und Ehemann viele Bedingungen stellen, noch bevor sie heiraten, wie ihr Mann oder ihre Frau sein sollte, damit er oder sie glücklich ist. Du hast so viele Bedingungen, wie dein Job sein sollte, damit du glücklich bist. Du wirst viele Bedingungen haben, wie deine Freunde sein sollten, damit du glücklich sein kannst.  

Wohin du auch schaust, wenn du glücklich sein willst, wird der Verstand Bedingungen stellen. Wenn die Bedingungen erfüllt sind, dann wirst du glücklich sein. Ist es nicht das, was der menschliche Verstand zu tun versucht?  

Dein Verstand versteht nicht, dass er keine Bedingungen stellen kann, wie das Wetter in jeder Jahreszeit sein sollte. Das liegt daran, daß die Bedingungen im Verstand das Wetter nicht zu dem machen, was es zu jeder Jahreszeit ist. Die Bedingungen im Verstand können das Wetter zu keiner Jahreszeit zu etwas anderem machen, als das, was das Wetter in jedem Moment ist. 

In gleicher Weise, verstehe, dass der Verstand nicht die Bedingungen dafür festlegen kann, wie dein Leben sein sollte, weil die Bedingungen im Verstand das Leben nicht zu dem machen, was es in jedem Moment ist. Die Bedingungen im Verstand können dein Leben nicht dazu bringen, anders zu sein, als dein Leben in jedem Moment ist. 

Ein weiser Mann und eine weise Frau mit diesem Verständnis sind immer glücklich in jedem Moment des Lebens.

Die Erleuchteten teilen geduldig die Weisheit, dass Geduld und Vertrauen im Leben unerlässlich sind.

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V.S. Shankar 2019

Anmerkung des Herausgebers:
Wir alle sind es gewohnt, das zu bewerten oder zu beurteilen, was sich uns im täglichen Leben zeigt. In Bezug auf diesen Artikel, legen wir Wert auf einen Verstand mit Gedanken, der auch durch Rodins Statue „Der Denker“ gefeiert wird? Ist es vorteilhaft, ein Leben zu leben, das selten das Leben ist, das uns geschenkt wird, das Leben, das hier und jetzt ist? Mit anderen Worten: Gibt es einen Wert in einem Leben, das nicht existiert? Der Verstand mit Gedanken fesselt dich an ein Leben, das nicht existiert, und er stiehlt dir dein Geburtsrecht. Das Nachdenken und Verstehen der Worte der Weisen gibt dir dein Leben zurück – Lebendigkeit und Glück.
Julian Capper, Großbritannien.  

Anmerkung des deutschen Übersetzers: 
Unser Verstand ist so konditioniert, dass wir ihn trennen, in einen guten und in einen schlechten Verstand. Der „gute“ Verstand gibt uns Glück, das Positive. Der „schlechte“ Verstand das Gegenteil. Es scheint also der schlechte Verstand zu sein, der uns wütend, traurig, eifersüchtig, ungeduldig, usw. macht. Diesen Teil des Verstandes wollen wir loswerden. Daher arbeiten wir daran, diesen Teil unserer selbst zu besiegen, zu beseitigen oder zu unterdrücken. Doch in Wirklichkeit gibt es nur EINEN Verstand. Ein einziger Verstand, in dem die Dualität von gut und schlecht enthalten ist. Wenn wir also verstehen wollen, was uns morgen vielleicht wütend macht, müssen wir verstehen, was uns gestern glücklich gemacht hat. Wenn wir verstehen, dass das Glücklich-Sein über eine bestimmte Sache unweigerlich früher oder später in Unglücklich-Sein umschlägt, weil der Verstand auf Dualität beruht, bleibt uns nur noch die Einsicht, dass wahres Glück nicht vom Verstand abhängig sein kann. Wahres Glück, wie von Dr. Shankar in diesem und anderen Artikel geteilt, ist es, den Verstand als fünfte Jahreszeit der Natur zu betrachten, das heißt, ihn so zu akzeptieren, wie er nun mal erscheint, manchmal gut und manchmal schlecht. 
Marcus Stegmaier, Deutschland. 

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