Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
21 December 2019  

Fünfte Jahreszeit (9)

„Verstand"

 

Lasst uns genau verstehen, was mit meins gemeint ist. Mein Glück, mein Gegenstand, mein Auto, mein Stift, mein Haus, wie wird etwas zu deinem? Wie können Gegenstände oder Lebewesen zu meinem Auto, meiner Frau, meinem Mann werden? 

Lasst uns „meins“ verstehen und dann werdet ihr die Illusion von „meins“ verstehen. Was meinst du genau, wenn du „mein" sagst? Im Leben, in deinem Verstand, wenn etwas zu „meinem“ wird, gehört es dir. 

Aber wo war es, bevor es zu dir kam, um „mein“ zu werden? Wenn es deins war, also „meins“, dann sollte es immer bei dir sein, nicht wahr? Plötzlich wird etwas, das nicht bei dir war, zu „meinem“.

Das bedeutet, dass sie fälschlicherweise „meins“ ist, nicht wirklich „meins“, denn wenn sie wirklich deins wäre, wäre sie bei dir, solange du da bist. Als du geboren wurdest, kamst du mit deiner Lebendigkeit; sie war immer bei dir und nichts anderes. 

Wie ist also etwas, das nie dir gehörte, plötzlich „meins“, also deines, geworden?  

Du bist glücklich, wenn deine Bedingungen zum Glücklichsein erfüllt sind und sonst nicht. Verstehe dass, wenn du keine Bedingungen stellst, um im Leben glücklich zu sein, du immer glücklich sein wirst.

Verstehe, dass du keine Bedingungen stellen kannst, damit irgendein Moment im Leben geschieht. Verstehe, dass jeder Moment im Leben ohne Bedingungen geschieht, weil der Moment im Leben ohne dich oder deine Bedingungen im Leben präsent war.

Deshalb verstehe, dass das, was in jedem Moment des Lebens ist, zum Leben gehört und nicht zu dir. Wenn es dir gehört, dann solltest du in der Lage sein, den Moment zu machen, der das besitzt, was er im Moment hat. 

Aber du machst keinen Moment im Leben. Also verstehe, dass es nicht du bist, der das macht, was in jedem Moment ist. Verstehe, dass das, was du als "mein", also deins, beanspruchst, dir tatsächlich vom Leben geschenkt wird. 

Die Weisen verstehen, dass jede Jahreszeit mit ihrem Wetter dem Mann und der Frau vom Leben geschenkt wird. Die Weisen verstehen, dass jeder Gegenstand und jeder Mensch Mann und Frau geschenkt wird. 

Die Erleuchteten erkennen, dass der Verstand die fünfte Jahreszeit im Leben ist.

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V.S. Shankar 2019

Anmerkung des Herausgebers:
Das Spielen mit kleinen Kindern ist ein Hauch von frischer Luft. Die Freude an dem, was zur Verfügung steht, ist bedingungslos und wird frei geteilt. Sie sind eine schöne und wertvolle Manifestation des Lebens, wie es ist - wer und was auch immer hier und jetzt ist, zu akzeptieren.
Schön ist auch das Wachstum von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter. Es ist ein perfekter Ausdruck des evolutionären Prozesses in der Schöpfung von Körper und Verstand. Hier tritt auch durch die Intelligenz des Lebens die Identität als eine Kraft in Erscheinung: die Kraft der Persönlichkeit, von dem, was ich bin. Auf der Suche des Menschen nach der Erkenntnis, wer ich bin, kann Einfachheit zu Komplexität und Akzeptanz zu einer, wenn auch illusionären, Forderung werden. 
Durch das Verstehen der fünften Jahreszeit des Lebens, die in diesen Artikeln durch die Weisheit von Dr. Shankar genau offenbart wird, kann der Mensch zu der Erkenntnis gelangen, wer ich bin, wenn er dazu bestimmt ist. 
Julian Capper, Großbritannien.  

Anmerkung des deutschen Übersetzers: 
Wenn der Mensch glaubt, es gehöre ihm, wird alles mögliche mit „Mein“ betitelt: „mein Haus, mein Auto, meine Eltern, meine Kinder, mein Mann, meine Frau, mein Können, meine Fähigkeiten, meine Sportlichkeit usw. Diese sprachliche Benennung ist nicht falsch, denn all jenes gehört zu einem bestimmten Individuum, jedoch nicht auf die Weise, wie das Ego glaubt. Das Ego glaubt an realen Besitz, das heißt, dauerhaft, selbst erworben, herbeigeführt oder verdient. In spirituellen und religiösen Kreisen gibt es die Vorstellung der Besitzlosigkeit und dies führt den Gläubigen in Verwirrung, denn jeder besitzt immer das, was er besitzt, ob er oder sie will oder nicht. Der vorliegende Artikel von Dr. Shankar leugnet nicht die Zugehörigkeit, die im Wort „mein“ steckt, wenngleich vollkommen illusionär, sondern nur den Besitzanspruch, der aus dem falschen Gefühl beruht, das „Meine“ herbeigeführt zu haben und etwas erwarten zu dürfen oder zu können. Wahre Besitzlosigkeit bedeutet also die Klarheit, dass Besitz und Zugehörigkeit jedem geschehen und wieder verschwinden, wie es bestimmt ist durch die Intelligenz des Lebens. Dieses Verständnis ist innere Freiheit von Besitz und kein äußerliches Verhalten. 
Marcus Stegmaier, Deutschland. 

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