Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
13 Februar 2018 

Geburt von Grund

„Gobstofflich und feinstofflich”


Ein Mann oder eine Frau glaubt, dass er oder sie einen Grund hat, etwas zu tun, zu sagen und zu denken. Ein Mann oder eine Frau glaubt auch, dass sie einen Grund haben, für das, was andere tun, sagen oder denken, und warum.

Die Erleuchteten haben allerdings darauf verwiesen, dass ein Mann oder eine Frau keine Handelnden, Sprechenden oder Denkenden sind. Sie haben verkündet, dass Handeln, Denken und Sprechen einem Mann oder einer Frau geschehen. Doch Mann und Frau glauben, dass sie einen Grund dafür denken können, etwas zu tun, oder für das, was andere tun, sagen und denken.

Was ist also das Verständnis der Erleuchteten, dass Mann und Frau weder der Sprechende noch der Denkende eines Grundes sind, wenngleich Sprechen und Denken eines Grundes geschehen? Wie könnte dies von Mann und Frau gleichermaßen verstanden werden? Das ist die Frage.

Nun ist alles im Leben in Bewegung, weil das Leben sich in jedem Moment spontan, unkontrollierbar und nicht vorhersagbar bewegt. Dies bedeutet, dass jede Bewegung im Leben spontan, unkontrollierbar und unvorhersehbar ist. Mann oder Frau bringen diese Bewegung allerdings nicht hervor, weil sie keinen Moment im Leben erschaffen.

Wären Mann und Frau in der Lage einen Moment im Leben zu erschaffen, könnten sie einen Grund in dem Moment erschaffen. Aus demselben Grund wären Mann und Frau in der Lage auch Denken zu veranlassen, wenn sie einen Moment erschaffen könnten.

Denken ist eine Bewegung einer Funktion im Intellekt, die spontan, unkontrollierbar und nicht vorhersagbar ist, und Denken geschieht im Moment. Weder Mann noch Frau veranlassen, dass Denken geschieht.

Als die Evolution Denken entwickelte, entwickelte sie einen Grund in der Bewegung des Denkens im Intellekt. Es ist offensichtlich, dass Mann und Frau nur vernünftig denken können, indem sie denken, dass sie an einen Grund denken können, etwas zu tun, zu sagen oder zu denken.

Gründe anzuführen entwickelte sich, nachdem die Evolution die Funktion der Identifikation im menschlichen Verstand entwickelte. Als sich Identifizieren in Menschen entwickelte, entwickelte sich auch das Denken eines Grundes für das, was identifiziert wurde. Zum Beispiel das Denken eines Grundes für die Identifikation eines primitiven Behältnisses.

Gründe ließen den primitiven Mann und die primitive Frau verstehen, dass ein Gefäß dazu verwendet werden kann, um Wasser zum Trinken zu sammeln. Der Moment, in dem dem primiten Mann und der primitiven Frau das Denken geschah, dass ein Gefäß dazu verwendet werden kann, um Wasser zum Trinken zu sammeln, war das die Geburt von feinstofflichem Grund in Menschen.

Dementsprechend war der Moment, in dem dem primitiven Mann und der primitiven Frau das Sprechen geschah, dass ein Gefäß dazu verwendet werden kann, um Wasser zu sammeln, die Geburt von grobstofflichem Grund in Menschen.

Das Phänomen von Identifikation und Grund kann man bei einem modernen Kind beobachten. Das Kind identifiziert verschiedene Formen von Holz und stellt einen quadratischen Holzblock über einen anderen quadratischen Block, nachdem es anfangs jede Form auf den quadratischen Block gesetzt hat.

Daher ist die Geburt von feinstofflichem oder grobstofflichem Grund eine Funktion des Intellekts in der Bewegung der Evolution. Gründe anzuführen ist immer noch eine Funktion in der Bewegung des Intellekts und weder Mann noch Frau bewirken einen Grund.

Die Erleuchteten haben richtigerweise verkündet, dass der Mensch nicht der Handelnde, Sprechende und Denkende ist. 

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2018

Anmerkung des Herausgebers:
Als der kleine Junge auf dem Teppich saß, begann er mit dem Puzzle zu spielen. Er sah zunächst das ganze Bild des Puzzles und begann aus den Teilen, die über den Teppich verstreut waren, ein ähnliches Bild zu machen. Weder passten die verschiedenen Holzformen zusammen noch passte das entstehende Bild zusammen. Als aber seine Wahrnehmung des Geschehens wuchs, begannen die Formen zu passen und ein identisches Bild entstand. Es war ein schöner Moment in der Geburt von Gründen.
Julian Capper, Großbritannien.  

Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Ein Grund ist der Grundpfeiler des Intellekts. Was auch immer der Mensch tut, er oder sie wird gefragt „Warum hast du das getan?” Es ist allerdings bemerkenswert, dass Handlungen, wenngleich illusionär, dem primitiven Menschen geschahen, bevor ihm oder ihr ein Grund geschah. Das zeigt, dass der Mensch nicht der Handelnde ist, obwohl er oder sie viele Gründe für ihre Handlungen haben. Was für ein Paradox! – das keinen Widerspruch darstellt, wenn es tief erklärt wird, wie in diesem Artikel „Geburt von Grund” von Dr. Shankar.
Marcus Stegmaier, Deutschland.

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