Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
26 Februar 2018  

Geburt von Wissen

„Grobstofflich und feinstofflich“


Mann und Frau sind stolz auf ihr Wissen und halten das Wissen für selbstverständlich, dass sie es durch Anstrengung und harte Arbeit gelernt haben. Sie glauben auch, dass jeder Wissen lernen kann durch Anstrengung und harte Arbeit.

Mann und Frau glauben auch, dass man Wissen lernt, indem man zur Schule und auf Universitäten geht. Das ist das Wissen, das jeder Mann und jede Frau hat, und sie sind stolz darauf, jedem dieses Wissen zu empfehlen.

Die Erleuchteten haben allerdings verkündet, dass Mann und Frau das, was ihnen bestimmt ist zu wissen, bekannt wird. Und außerdem, dass weder Mann noch Frau Wissen lernen können oder bewirken können, dass ihnen Wissen geschieht.

Wie könnten Mann und Frau die Verkündigung der Erleuchteten also verstehen, ist die Frage.

Nun, Wissen besteht aus Worten und den Bedeutungen, die Worte vermitteln. Nun, ein Wort besteht aus Buchstaben im Alphabet. Nun, jeder Buchstabe im Verstand ist feinstofflicher Ton und jeder gesprochene Buchstabe ist grobstofflicher Ton.  

Wo auch immer nun Bewegung ist, ist Ton. Daher hat sich die Bewegung von Ton zunächst zu einem einzelnen Buchstaben entwickelt, als sich die Bewegung von Intellekt im primitiven Menschen entwickelte.

Dementsprechend entwickelten sich alle Buchstaben im Alphabet auf dieselbe Weise als Illusionen aus Ton im primitiven Menschen. Intellekt entwickelte auch die Funktion zu wissen und als sich die Funktion zu wissen entwickelte, kannte der primitive Mensch einen Buchstaben und später mehrere Buchstaben im primitiven Alphabet.

Als sich die Bewegung des Intellekts entwickelte, entwickelte sich als Nächstes eine Ansammlung von illusionären Tönen als illusionäre Buchstaben zu einem illusionären Wort. Dementsprechend entwickelte sich eine Ansammlung von Tönen als illusionäre Buchstaben zu illusionären Worten. Als sich also die Funktion zu wissen entwickelte, kannte der primitive Mensch ein Wort und später mehrere Worte.

In dem Moment, als der primitive Mensch einen Buchstaben im Alphabet der primitiven Sprache kannte, war dies die Geburt von feinstofflichem Wissen. Der Moment, in dem der primitive Mensch einen Buchstaben im Alphabet der primitiven Sprache sprach, war dies die Geburt von grobstofflichem Wissen.

Dieses Phänomen der Geburt von Wissen im primitiven Menschen ist im modernen Kind offenbar. Wenn das moderne Kind wächst, entwickelt sich zunächst Ton zu einem Buchstaben im Alphabet weiter in Form von feinstofflichem Wissen und später in Form von grobstofflichem Wissen, wenn das Kind einen Buchstaben im Alphabet spricht.

Das Kind, wie der primitive Mensch, behauptet nicht, dass es einen Buchstaben im Alphabet oder ein Wort erschaffen hat. Nur der moderne Mensch behauptet, dass er  Wissen besitzt aufgrund von Anstrengung und harter Arbeit.

Die Erleuchteten haben richtigerweise verkündet, dass das, was einem Mann oder einer Frau bestimmt ist zu wissen, gewusst wird und weder Mann noch Frau Wissen lernen können oder bewirken können, dass ihnen Wissen geschieht. 

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2018

Anmerkung des Herausgebers:
Wir erwarten, dass alle Kinder heranwachsen und alles lernen, was sie für ihren Alltag brauchen. Wenn sich ihr Intellekt entwickelt und heranreift, geschieht dies auch mit einem Fundus des Wissens, der charakteristisch ist für die Art, wie jeder einzelne sich entwickelt und heranreift. Das ist kein zufälliges Ergebnis von Zeit, Ort oder Gelegenheit. Die Funktion zu wissen, wie durch die Weisheit dieses Artikels offenbart, entspringt der Bewegung des Intellekts. Dies zu verstehen, entwickelt sich im schrittweisen Reifungsprozess.
Julian Capper, Großbritannien.

Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Enttäuschung und das Spiel von gegenseitiger Schuldzuweisung ist das häufige Ergebnis, wenn Kinder in der Schule nicht lernen, was man von zu lernen erwartet, in der erwarteten Zeit und der entsprechenden Art der Wiedergabe. Schlechte Noten oder gar Lernschwäche werden dem Mangel an Durchhaltevermögen und der Verweigerung von harter Arbeit seitens des Schülers zugeschrieben. Oder dem „schlechten Lehrer“ oder den „nachlässigen Eltern“. Die Weisen, wie in diesem Artikel von Dr. Shankar „Geburt von Wissen“ offenbart, verstehen, dass der Wissenserwerb keine Frage von Wille und Entscheidung ist, weder des Lehrers noch der Eltern und am wenigsten des Schülers. Weise Lehrer und weise Eltern sind allerdings selten. Daher verklingen die weisen Worte des Schülers, dass er oder sie sein Bestes gegeben habe, oft ungehört.
Marcus Stegmaier, Deutschland.

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