Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
15 July 2018

Gib

„Das Leben gibt“


Der Mensch gibt, wenn er von einem anderen Mann oder einer Frau gebeten wird zu geben. Der Mensch kann geben, wenn er es sich leisten kann oder geben will oder möchte. Der Mensch gibt nicht, wenn er es sich nicht leisten kann zu geben oder wenn er weder geben will noch geben möchte.

Der Mensch gibt, wenn er das Wort „gib“ hört, das von einem anderen Mann oder einer anderen Frau gesagt wird. Der Mensch gibt auch, wenn er eine schriftliche Nachricht mit der Aufforderung zu geben von einem anderen Mann oder einer Frau liest. Der Mensch gibt auch aus karitativen und humanitären Gründen. 

Wenn der Mensch, aus welchem Grund auch immer, gibt, überzeugt es ihn, dass er ein Handelnder ist. Dies liegt daran, dass er einem anderen Mann oder einer anderen Frau etwas geben kann, ob er gefragt wird oder nicht.

Kinder geben sich jedoch gegenseitig, ob sie von einem anderen Kind oder Erwachsenen gefragt werden oder nicht. Ein Erwachsener mit Wissen glaubt, dass Kinder einem anderen Kind oder Erwachsenen etwas geben, wenn sie von einem ihnen bekannten Erwachsenen gefragt werden, wenn Kinder verstehen, dass sie geben sollten.

Die Weisen mit Weisheit verstehen, dass das Wort „gib“ nur Ton ist, den der Mensch macht, aber für den menschlichen Verstand als ein Wort mit Bedeutung erscheint. In jedem Moment im Leben gibt es Ton in der Natur und der Ton in der Natur ist präzise in dem Moment.

Der Ton in der Natur, der präzise im Moment ist, kann außer dem Ton, der im Moment ist, kein anderer Ton sein. Dies bedeutet, dass der Ton, der im Moment ist, nicht als ein anderes Wort als das Wort erscheinen kann, das in dem Moment gegenwärtig ist. 

Mann und Frau sind in jedem Moment Teil der Natur. Dies bedeutet für die Weisen, dass der Ton, der von einem Mann oder einer Frau im Moment erzeugt wird, präzise ist und nicht ein anderer Ton außer dem Ton sein kann, der im Moment ist.

Es bedeutet ferner für die Weisen, dass das Wort, das von Mann oder Frau im Augenblick gehört wird, präzise ist und außer dem Wort, das im Augenblick gehört wird, kein anderes Wort gehört werden kann. 

Die Weisen verstehen auch, dass es im Moment in der Natur nur eine Bewegung gibt. Es bedeutet ferner für die Weisen, dass, da ein Moment präzise ist, die Bewegung, die in dem Moment ist, keine andere Bewegung außer der Bewegung sein kann, die in dem Moment ist. 

Die Weisen geben, ohne darum gebeten zu werden, und sie verstehen, dass das Geben ihnen geschieht und sie nicht die Gebenden sind.

Die Erleuchteten verstehen, dass die Intelligenz im Leben im Augenblick präzise gibt, was dem Intellekt im menschlichen Verstand so erscheint, als würde ein Mann oder eine Frau etwas geben oder sie sich gegenseitig etwas geben.

Die Erleuchteten haben zurecht verkündet, dass ein Mann oder eine Frau nicht der Handelnde ist.

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2018

Anmerkung des Herausgebers: 
Jedes Detail, das in der Natur existiert, erscheint dem menschlichen Intellekt und schafft Wissen und Anerkennung. Es gibt keinen Auslöser in der Natur für tiefes Verständnis und für Erleuchtung. Hier ist ein Spiel in einem Spiel. Was sozusagen auf der Bühne des Lebens erscheint, kann sein Publikum entweder unterhalten oder stören. Es kann das emotionale Spektrum offenbaren, das der Mensch in seinem Leben erfährt. Das Spiel der Erscheinungen, wenn auch illusionär, existiert in dem Moment, der ist. Das Spiel dessen, was ist, kann weder erkannt noch wahrgenommen werden. Es hat keinen Anfang; es hat kein Ende, weil das Spiel im Moment nur eine einzelne Bewegung ist. 
Julian Capper, Großbritannien. 

Anmerkung des deutschen Übersetzers: 
Wie Dr. Shankar in diesem Artikel zeigt, ist der Mensch nicht derjenige, der entscheidet, wem gegeben wird, was gegeben wird und wann. Es ist das Leben, das uns allen gibt, was gegeben werden soll. Dieses Verständnis lässt keinen Raum für Stolz und Überheblichkeit, es bleibt nur Dankbarkeit, sowohl für das Nehmen als auch für das Geben. 
Marcus Stegmaier, Deutschland. 

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