Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
29 Juli 2020   

Glauben (1)

„Ich handle“

 

Jeder Mann und jede Frau glaubt: „Ich handle im Moment“. In ähnlicher Weise glaubt jeder Mann und jede Frau, „Ich habe im Moment gehandelt“. Auch glaubt jeder Mann und jede Frau: „Ich muss im Moment handeln“.

Im täglichen Leben gibt es Beweise, die beweisen, was jeder Mann und jede Frau glaubt. Jeder Aspekt des täglichen Lebens wäre unmöglich, wenn Mann und Frau im täglichen Leben nicht im Moment handeln würden. 

Unterschiedliche Aktivitäten sind in jedem Moment des täglichen Lebens offensichtlich. Vielfältige Aktivitäten in jedem Moment des täglichen Lebens wären unmöglich, wenn Mann und Frau nicht im Moment des täglichen Lebens handeln würden. 

Was ist nun das Verständnis, das jeder Mann und jede Frau braucht, das bestätigt, dass er oder sie im Moment nicht handelt, sondern nur glaubt, im Moment zu handeln?

Das Verständnis, das Mann und Frau brauchen, ist das Verständnis des Moments, in dem sie sich befinden, als das Leben für sie als sie selbst begann. Als das Leben für sie als sie begann, war er oder sie eine einzige Zelle im Moment. 

Die einzelne Zelle wuchs und vermehrte sich als mehrere Zellen. Das bedeutet, dass anfangs nur eine einzige Zelle in einem Moment ist und später mehrere Zellen in jedem Moment sind. Er und sie bewegen weder die Einzelzelle noch die vielfachen Zellen im Moment.

Die einzelne Zelle und die vielfachen Zellen werden von der Intelligenz im Moment, also dem Bewusstsein, bewegt. Dass die Intelligenz im Bewusstsein die Einzelzelle und die vielfachen Zellen bewegt, wird von Mann und Frau nicht geglaubt.

Die Intelligenz im Bewusstsein bewegt jede einzelne Zelle. Was verstanden werden muss, ist, dass jede einzelne Zelle vielfältig ist. Was verstanden werden muss, ist, dass die Bewegung jeder vielfältigen Zelle ebenfalls vielfältig ist.

Was verstanden werden muss, ist, dass die vielfältigen Bewegungen vielfacher Zellen vom Bewusstsein und nicht von Mann und Frau bewegt werden. Mann und Frau glauben lediglich an das „Ich handle“ im Moment.

Was verstanden werden muss, ist, dass die verschiedenen Bewegungen in jedem Moment so präzise sind, dass die verschiedenen Bewegungen mehrerer Zellen sich als verschiedene Aktivitäten im Moment manifestieren.

Was verstanden werden muss, ist, dass Mann und Frau glauben, „Ich handle“, während sich das Bewusstsein zunächst nur als eine einzelne Zelle im Moment und schließlich als mehrere Zellen im Moment des Lebens bewegt. 

Die Weisen verstehen, dass er oder sie im Moment keine vielfältigen Aktivitäten vollbringen.

Die Weisen verstehen, dass vielfältige Aktivitäten Maya sind, was bedeutet, dass sie im Moment nicht vorhanden sind. Die Weisen verstehen, dass in jedem Moment eine einzelne Bewegung vorhanden ist. 

Die Erleuchteten erkennen, dass das Leben eine einzelne Bewegung ist.

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2020 

Anmerkung des Herausgebers:
„Vielfalt ist die Würze des Lebens“ ist ein geläufiger Ausspruch, der die Vielfalt feiert, die nicht der Fall ist. So beschreibt er die Präsenz vielfältiger Aktivitäten im täglichen Leben, die dem Menschen als Handelndem zugeschrieben wird, was er nicht ist. Der Glaube an den Menschen als Handelnden leugnet die Präsenz der Intelligenz des Lebens in jedem Moment und das Fehlen von Vertrauen. Der Glaube an den Menschen, den Handelnden, ist die Garnison des Ego, das nicht ist. Das Verständnis der Erleuchteten hier und anderswo ist der Schlüssel zur Erkenntnis des Menschen, wer er oder sie wirklich ist.
Julian Capper. Großbritannien. 

Anmerkung des deutschen Übersetzers: 
Jeder lernt in der Schule, dass der Mensch aus vielfachen Zellen besteht. Und es wird einem erklärt, dass diese Zellen zusammenarbeiten, um die menschlichen Körperfunktionen sowie alle möglichen Bewegungen des Körpers und des Verstandes zustande zu bringen. Dabei stellt man sich dennoch kaum einmal die Frage, wo der Punkt in diesem komplexen Zusammenspiel der Zellen sein könnte, an dem der Mensch ein Handelnder sein könnte. Dr. Shankars Artikel offenbart, wie sich das menschliche Wesen als die Illusion einer Summe von einzelnen Zellen spontan bewegt, ohne der Handelnde zu sein. Man mag sich vielleicht fragen, wozu dieses Verständnis gut sei, man könne doch auch in dem Glauben sein Leben bewältigen, dass der Mensch der Handelnde sei. Ja, das kann man, doch bedingungsloses Vertrauen ins Leben kann dabei niemals aufkommen. Innere und äußere Konflikte sind der Schatten des Egos, das daran glaubt, dass man selbst und andere real Handelnde seien. Innere Freiheit, bedingungslose Geduld und Liebe ergeben sich aus dem Verständnis der Weisen, dass „das Leben eine einzelne Bewegung ist“. 
Marcus Stegmaier, Deutschland. 

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