Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
28 Februar 2020

Gleichgewicht (1) 

„Ausgeglichen“

Das Leben hat dich in diese Welt gebracht. Das Leben wird dich darauf vorbereiten, zu wissen, wer du wirklich bist. Das Tier weiß nicht, dass es zum Tierreich gehört. Auch die Vegetation weiß nicht, dass sie Vegetation ist.

Es ist verständlich, dass sie nicht wissen, wer sie sind. Auch du weißt nicht, wer du wirklich bist. Du denkst nur zu wissen, wer du bist. Du bist dir nicht sicher. Du änderst ständig deine Identität, während du diese Welt durchläufst.  

Aber das Leben wird dich auf seine eigene mysteriöse Weise lehren und wenn du das verstehst, ist das ein großer Sprung ins Leben. Die Intelligenz im Leben lässt dich wissen, wer du wirklich bist, indem sie dich im Leben sehr aufmerksam werden lässt. 

Verstehe, dass das Leben Licht und Ton ist. Licht ist die Intelligenz im Leben. Diese Intelligenz hat die Informationen, die du brauchst, um zu verstehen, wer du wirklich bist. Du musst nur das Leben beobachten.

Das Leben hat alles in sich, was du brauchst, um zu verstehen, wer du wirklich bist. Wenn alles vor dir Licht ist, wirst du erkennen, dass es tatsächlich Licht ist, was du bist. Nicht als ein Wissen. Sondern als Licht selbst. Es ist ein wunderschönes Geschehen, das dich die ganze Zeit über stabil und im Gleichgewicht hält.

Im Leben im Gleichgewicht und beständig zu sein, ist ein Geschehen, wenn du im Leben achtsam bist. Das Leben ist ein Geschehen. Du kannst nicht wissen, wann es beginnt oder endet. Das Geschehen wird auf mysteriöse Weise in dir stattfinden.

Der Verstand mit seinen Gedanken wird nicht wissen, wer du wirklich bist. Der Verstand ist, mit Unterbrechungen, damit beschäftigt, im Leben zu denken. Er ist hilfreich, denn der Verstand mit Gedanken hilft dir, deine Umgebung und deine Bedürfnisse zu erkennen.

Wenn der Körper müde wird, möchte man sich ausruhen. Ist es nicht so? Man ruht sich einfach aus. Verstehe, dass das Leben den Körper dazu bringt, müde zu werden, damit er sich ausruhen kann. Genauso bringt das Leben den Verstand dazu, vom Denken müde zu werden.  

Wenn der Verstand des Denkens müde wird, sehr müde, wird der Höhepunkt der Müdigkeit kommen, wenn du selbst eines Tages erkennst, dass dein Denken hoffnungslos ist. Ich drehe mich nur im Kreis. Du wirst es selbst erkennen.

Dann wird der Verstand zur Ruhe kommen. Dann wirst du erkennen, dass das Denken dich nicht ausgeglichen und im Gleichgewicht hält. Verstehe, dass Erleuchtung dich ausgeglichen und im Gleichgewicht hält und dass Erleuchtung nicht durch einen denkenden Verstand kommt.

Die Erleuchteten erkennen, dass der denkende Verstand mit seinen Gedanken illusionär und nicht real ist.

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright: V.S. Shankar, 2020

Anmerkung des Herausgebers:
Es gibt Denken und es gibt Denken. Im Bereich des Wissens gibt es nur wenige bekannte und angesehene Denker, die als philosophisch gelten. Sie sind zahlenmäßig stark in der Unterzahl gegenüber den ständigen Denkern, die Schwierigkeiten haben, diesem sich wiederholenden Prozess zu entkommen. In der Weisheit jedoch hat die Intelligenz des Lebens den Menschen mit der Gabe des Denkens ausgestattet, um das tägliche Leben zu bewältigen; die Gabe des Übermaßes, um übermäßiges Essen, übermäßiges Trinken, übermäßige Bewegung, übermäßiges Denken usw. zu regulieren.
Das Leben hat dem Menschen die Gabe der Transformation durch das tiefe Verständnis der erleuchteten Wesen verliehen, das in diesen Artikeln und anderswo offenbart wird. Erleuchtung ist die Verwandlung zu dem, was du wirklich bist – Licht – wenn es so bestimmt ist, mit dem weiteren Geschenk der geduldigen Beobachtung.
Julian Capper. Großbritannien. 

Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Auf der Suche nach Balance im Leben, gibt es verschiedene Ansätze, wie zum Beispiel zahlreiche Tipps und Tricks, um eine Work-Life-Balance zu erzeugen. Der Mensch glaubt, dass eine richtige Ausgewogenheit der Gegensätze in seinem Verstand zu einem Gefühl der richtigen Balance führt. Die Erleuchteten, wie in diesem Artikel von Dr. Shankar, verstehen das Bedürfnis des Verstandes nach Ausgeglichenheit, doch sie erläutern, dass im Verstand, der auf der Polarität von sich gegenseitig bedingenden Gegensätzen beruht, keine dauerhafte, also reale, sondern nur vorübergehende, also illusionäre, Balance existieren kann. Allein durch die Notwendigkeit, dass die Balance im Verstand ständig aufrecht erhalten und dauernd überwacht werden muss, bringt den Menschen aus der Balance, so paradox das klingen mag. Nur wer den Verstand als ein ewiges Pendel zwischen den Gegensätzen der Dualität versteht, ist in unerschütterlicher Balance, denn ihm geschieht das reine Beobachten ohne das Gefühl, ein Denkender, Sprechender und Handelnder zu sein. Das Leben ist immer in Balance, der konditionierte Verstand niemals.
Marcus Stegmaier, Deutschland.

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