Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
20 November 2017 

Ich kann

„Tun“

 

Ich kann „tun“ ist ein konditionierter Glaube in jedem Mann und jeder Frau. Es ist auch offensichtlich, dass er oder sie etwas tun kann, weil sie in der Lage sind, es zu tun, und auch sehen, dass etwas getan wurde. Der Glaube, dass das menschliche Auge sehen kann, dass er oder sie es tut, überzeugt jedes Individuum, „Ich kann“ tun.

Daher ist es essenziell tief zu verstehen, ob die beiden obigen Glaubenssätze wahr sind oder nicht.

Alles im täglichen Leben ist einzigartig. Das schließt den Moment, den Raum im Moment und das, was man in einem Moment jeweils sieht, mit ein. Wenn Mann oder Frau tief versteht, warum jeder Moment im Leben einzigartig ist, wird er oder sie in Frieden sein.  

Wenn Mann oder Frau versteht, dass ein Moment und der Raum in dem Moment nicht vom Mann oder der Frau gemacht wurde und alles, was in einem Moment ist, eine Bewegung ist, die das einzige ist, was Mann oder Frau sehen und eine Handlung nicht gesehen werden kann.

Wenn Mann oder Frau auch versteht, dass die Bewegung in dem Moment nicht von ihnen gemacht wurde, sondern die Bewegung sich in dem Moment entwickelt hat, wird Mann oder Frau erkennen, dass der Moment wirklich einzigartig ist.  

Erstens hat sich ein Moment im Leben entwickelt lange, bevor sich das Leben des Menschen im Moment entwickelt hat. Zweitens kennt Mann oder Frau nicht die Zeitdauer innerhalb eines Moments.

Drittens kennt Mann oder Frau nicht den Raum innerhalb eines Moments. Die Zeit und der Raum in einem Moment hat nur eine Bewegung und keine Handlung, denn, damit eine Handlung geschehen oder getan werden kann, bräuchte man Zeit.  

Das impliziert, dass in jedem Moment, in dem Zeit nicht bekannt ist, nur eine Bewegung möglich ist und keine ganze Handlung. Selbst eine Bewegung kann in einem Moment nicht von einem Menschen getan werden, weil sich eine Bewegung innerhalb des Moments entwickelt, wie sich auch ein Moment entwickelt.  

Viertens zeigt dies, dass alles, was von den Augen in einem Moment im Leben gesehen werden kann, nur eine Bewegung ist und nicht eine ganze Handlung, die Mann oder Frau glauben tun zu können und auch sehen, dass sie sie tun.

Daher ist der Glaube, dass ich etwas „tun“ kann und auch sehen kann, dass ich etwas tue, nicht die Wahrheit. Wenn dieses tiefe Verständnis des Momentes im Leben dem Mann oder der Frau geschieht, werden sie auch verstehen, dass die Erleuchteten richtigerweise verkündet haben, dass der Mensch nicht der Handelnde ist. 

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2017

Anmerkung des Herausgebers:
Der Mensch wird mit allem geboren, was man zum Handeln, Denken, Sprechen, Sehen, Fühlen und Riechen braucht. Es ist ein Wunder diese Fähigkeiten zu beobachten, wie sie sich in einem Baby entwickeln – ohne irgendwelche Bedingungen. Die Bedingungen entwickeln sich ebenfalls stufenweise, vor allem in der Domäne des Egos. Daher ist es kein Wunder, dass der menschliche Verstand von immer stärker werdenden Sehnsüchten, Forderungen und Behauptungen heimgesucht und verwirrt wird. In dem Moment, wenn dieses tiefe Verständnis der Erleuchteten, wie hier in diesem Artikel geschenkt, geteilt wird, ist der Mensch eins mit Frieden.
Julian Capper, Großbritannien.  

Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Eine Handlung ist für den konditionierten Verstand so überzeugend real, dass Tun und „Ich kann“ für selbstverständlich gehalten werden. Es scheint so schwierig zu verstehen, dass eine Handlung nicht das ist, was sie zu sein scheint. Allerdings ist schwierig nicht das passende Wort. Es impliziert nämlich ein „Ich kann“, was illusionär ist, wie Dr. Shankar in diesem Artikel klar erklärt. Das Verständnis mag nun geschehen, es ist keine Frage von Wollen und Wählen. So ist das Verständnis von Weisheit.
Marcus Stegmaier, Deutschland.

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