Dr. Vijai S. Shankar MD. PhD.

Veröffentlicht auf www.advaitapublications.com

Niederlande,

1.12.2008

 

 

“Augen Gottes“

 

Kinder sind die Augäpfel der elterlichen Augen. Jedes Mädchen sehnt sich danach Kinder zu gebären und ihrem Kind eine Mutter zu sein. Die Träume der Mutterschaft sind so süß wie der Himmel. So ist die Liebe, die jede Mutter für ihre Kinder im Herzen trägt. Körperliche oder geistige Behinderungen schmälern diese Liebe nicht, sie bleibt immergrün und hört nicht auf zu blühen. Erscheint jedoch das Verhalten des Kindes – ob nun als Kind, Teenager oder Erwachsener – als nicht schicklich oder unsozial, nehmen Kummer, Traurigkeit und Sorge von unvorstellbarem Ausmaß den Platz der Mutterliebe ein.

 

Solches Verhalten wird und ist ein Problem für alle Eltern. Allgemein geht man davon aus, dass es schon in jungen Jahren im Keim erstickt werden muss, während man bei Teenagern oder Erwachsenen zu psychologischer Beratung und Therapie rät. Die Mühsal aller Eltern, das Verhalten ihrer Kinder an die in der jeweiligen Generation akzeptierten Verhaltensregeln anzupassen, ist wahrhaft entmutigend. Sorge und wirtschaftliche Belastung, die mit medizinischer, verhaltenstherapeutischer oder sprachtherapeutischer Behandlung einhergehen, kommen zum Hauptproblem, dem Verhalten, noch hinzu.

 

Solche Maßnahmen bringen entweder die erwünschten Ergebnisse oder auch nicht. Ebenso ist die investierte Zeit, um diese Ergebnisse zu erzielen, nicht jedes Mal gleich. Wenn das die Fakten sind, wie können dann die Ergebnisse real sein? Wenn die Ergebnisse real wären, müssten sie zu einem bestimmten Zeitpunkt eintreten und ein Leben lang anhalten. Aber die erwünschten Ergebnisse sind niemals dauerhaft, denn die Eltern bleiben besorgt, ängstlich und traurig, unabhängig von der Art der psychologischen oder medizinischen Behandlung. Das belegen die medizinischen Statistiken und die Geschichten aller Eltern.

 

Eltern und Lehrern fehlt noch das Verstehen, dass sie die Selben bleiben, unabhängig vom Verhalten der Kinder. Das zeigt, dass das Verhalten des Kindes nicht das Problem sein kann; das Nichtakzeptieren des Verhaltens ist das Problem. Der Mensch übernimmt sozial akzeptiertes Verhalten mit Leichtigkeit und das erscheint ihm völlig unproblematisch, obwohl er trotzdem noch voll von Sorge, Traurigkeit, Eifersucht, Wut, Schuld und Angst bleibt.

 

Eltern haben noch nicht verstanden, dass das akzeptierte Verhalten des Ehemanns und der Ehefrau ein Problem darstellt. Es ist wie ein Vulkan, der jederzeit ausbrechen kann. Die Kinder werden dieselben Probleme haben wie ihre Eltern, wenn sie sich so verhalten wie es von ihnen erwartet wird. Sie werden ebenso wie ihre Eltern voll von Sorge, Traurigkeit, Eifersucht, Misstrauen, Schuld und Angst sein. Das Verhalten ist seit Menschengedenken in jeder Generation dasselbe geblieben, bis auf wechselnde Unterschiede in der Ausprägung. Es wäre daher weise, wenn die Eltern zu verstehen versuchten, ob überhaupt irgendeine Form von Verhalten real ist oder nicht. Es muss eine Illusion sein, wenn die Welt eine Illusion ist, wie die erleuchteten Seelen verkünden.

 

Das unakzeptable Verhalten des Kindes ist nicht das wirkliche Problem. Wenn es überhaupt eines gibt, ist es folgendes: Der soziale Status des elterlichen Egos steht auf dem Spiel. Ein Kind mit angepasstem Verhalten bläst das elterliche Ego auf, und danach sehnen sich die Eltern. Wäre das nicht so, würde das unakzeptierbare Verhalten des Kindes nicht abgelehnt werden. Ein Kind ist ein Kind, ganz egal welches Verhalten es zeigt. Wenn die Liebe zum Kind real wäre, würde sie niemals verschwinden. Wenn Eltern ihre Kinder nicht lieben können, wer sonst könnte es? Wo könnte das Kind hingehen, um Liebe zu bekommen, da es ja sein Verhalten nicht selbst hervorbringt?

 

Das Kind ist nicht unglücklich mit seinem Verhalten, ganz gleich wie es ist, die Eltern hingegen schon. Die Eltern sind unglücklich, weil das gesellschaftliche Ansehen auf dem Spiel steht und weil sie glauben, dass die Zukunft des Kindes von idealem Verhalten abhängt. Überlegen wir einen Augenblick, ob jeder Vater und jede Mutter ein ideales Verhalten haben, und ob sie mit ihrem Leben glücklich sind oder nicht. Nur diejenigen Eltern, die mit ihrem Leben und mit dem, was sie erreicht haben, glücklich sind, haben das Recht sich zum Verhalten ihrer Kinder zu äußern, und niemand sonst. Kein Mensch ist jemals glücklich – das ist allgemein so. Was macht es also für einen Sinn, von Kindern gutes Verhalten zu fordern und darauf zu bestehen? Der Verstand ist von Natur aus unglücklich und immer nur auf der Suche nach Glück, welches ihm ewig unerreichbar bleibt. Es liegt nicht in der Natur des Verstandes glücklich zu sein. Er wünscht sich nur, glücklich zu werden. Glücklichsein ist kein Gefühl, jedes Gefühl ist schließlich ein Gedanke; es ist unmöglich im Verstand glücklich zu sein.

 

Die Bitten an den Allmächtigen, dass er das unakzeptable Verhalten korrigieren möge, nehmen täglich zu. Der Allmächtige erhält seit Jahrmillionen solche Bitten, aber Kinder werden weiterhin geboren und in jeder Generation zeigt sich das der Zeit entsprechende unschickliche und unsoziale Verhalten. Und die Bitten um Hilfe an den Allmächtigen gehen von Generation zu Generation in Strömen ein. Aber, noch wichtiger: Braucht Gott diese Hinweise? Ist es nicht Gott, der Kinder macht und ebenso ihr Verhalten? Gott ist anwesend in jedem Moment, und das ist auch der Glaube des Menschen, aber er glaubt nicht, dass Gott auch im Verhalten anwesend ist.

 

Würde Gott etwa nicht eingreifen und die Verbesserungen durchführen, um die Eltern ihn bitten? Wie könnte Gott den elterlichen Bitten gegenüber taub und blind sein? Wäre Gottes Liebe für das Kind nicht größer als die menschliche, da er ja der Erschaffer ist? Gott würde sicherlich korrigierend eingreifen, aber die allgemeine Erfahrung des Menschen ist, dass das himmlische Eingreifen ausbleibt. Dennoch geben Bitten an Gott dem Menschen weiterhin Hoffnung und Vertrauen in noch ausbleibende himmlische Heilmittel. So werden Gebete am Laufen gehalten, schließlich geben sie dem Menschen Hoffnung.

 

Weiß Gott etwa nicht, wie Kinder und deren Verhalten erschaffen werden sollten? Er würde es sicherlich wissen und durchführen können, wie könnte er sonst Gott sein? Vielleicht ist jede Form von Verhalten notwendig für den jeweiligen Moment, und der Mensch hat das noch nicht verstanden. Der Mensch weiß nicht mit Sicherheit, was für den jeweiligen Moment notwendig ist; wenn er sich dessen sicher ist, wird er sich des Lebens sicher sein, aber er ist es nicht. Er hat nicht mehr als eine Erwartung wie der Moment sein sollte, aber eine Erwartung ist etwas anderes als sicheres Wissen.

 

Das Leben ist in jedem Moment genau so wie es sein soll, schließlich ist der Moment von Gott geschaffen und nicht vom Menschen. Ist etwa nicht jeder Moment wie er sein sollte? Mit Sicherheit ist er das, aber dieses Verstehen ist dem Menschen noch nicht geschehen – noch nicht. Der Verstand kann die Präzision, die das Leben in jedem Moment zustande bringt, nicht kennen, denn der Verstand ist im gegenwärtigen Moment nicht anwesend.

 

Der Verstand funktioniert in der Vergangenheit und in der Zukunft aber niemals im gegenwärtigen Moment. Da dies so ist, wie könnte er wissen, was das dem Moment angemessene Verhalten wäre? Er kann es nicht wissen und er weiß es nicht, er denkt lediglich, dass er es wisse. Der Verstand kennt nur das vergangene Verhalten und wünscht sich dasselbe für den gegenwärtigen Moment.

 

Da der Verstand im gegenwärtigen Moment nicht anwesend ist, kann er diesen niemals kontrollieren, sondern nur den vergangenen Moment. Welchen Nutzen bietet die Kontrolle des vergangenen Momentes, wenn sie nicht auf das Leben angewendet werden kann, das im gegenwärtigen Moment stattfindet. Das Leben ist im gegenwärtigen Moment und nicht im vergangenen. Die Vergangenheit kann niemals ein Moment sein, denn in jedem Moment kann es nur einen einzigen Moment geben. Daher ist jeder Moment der gegenwärtige Moment und da kann es niemals einen Moment geben, der Vergangenheit ist. Alle Momente sind im Jetzt und nirgendwo anders. Der vergangene Moment ist eine auditive Illusion aus Tönen.

 

Jegliches erwartete Verhalten ist in der Vergangenheit, die niemals existieren kann, daher ist Verhalten ebenfalls nur illusorisch. Es ist also unmöglich, dass erwartetes Verhalten auf die Gegenwart angewendet werden kann. Genauso verhält es sich mit dem gegenwärtigen Verhalten, das abgelehnt wird. Es kann einfach nicht im gegenwärtigen Moment existieren, denn der Verstand ist in der Gegenwart nicht anwesend. Das vom Menschen abgelehnte Verhalten ist ebenso illusorisch wie das erwartete Verhalten. Der gegenwärtige Moment ist alles, was im Leben existiert, und es gibt kein Verhalten in ihm.

 

Was kann also die Bewegung sein, die im gegenwärtigen Moment existiert und eine auditive Illusion von Verhalten erzeugt? Was kann der gegenwärtige Moment sein? Der gegenwärtige Moment ist Verfeinerung; er ist ein Prozess der Verfeinerung. Das Leben verfeinert sich in jedem Moment; das hat es in jedem Moment getan und wird es auch weiter tun. Der Prozess der Verfeinerung ist ohne Anfang und ohne Ende, denn das Leben ist ohne Anfang und ohne Ende.

 

Wenn der Mensch die illusionäre Welt als illusionär versteht und nicht als wirklich, wird es ihm gut gehen unabhängig davon wie das Leben dem Verstand erscheint. Der Mensch braucht das Verstehen, was das Leben ist: eine einzige, zusammenhängende, unkontrollierbare, unvorhersehbare und präzise Bewegung aus Licht, das eine optische Illusion von Farbe, Form und Handlung widerspiegelt. Der Mensch braucht das Verstehen, was der Verstand ist: eine einzige, unterbrochene, unkontrollierbare, unvorhersehbare und präzise Bewegung aus Tönen, die eine auditive Illusion von Worten mit Bedeutung erscheinen lassen. Der Mensch braucht das Verstehen, dass das Leben jeden Moment ein Prozess der Verfeinerung ist.

 

Eltern sind zwanghaft interessiert am Verhalten ihrer Kinder. Sie überwachen und befehligen ihre Kinder, wobei Logik und Vernunft diese Herangehensweise befürworten. Doch wenn wir uns einmal das Verhalten des Menschen in dieser Situation genauer anschauen, stellt sich die Frage: Ist eine Haltung zu befürworten, bei der Eltern ihre eigenen Kinder überwachen und befehligen, während sie behaupten sie zu lieben? Würde Liebe so etwas zulassen? Würde Überwachen die Kinder nicht zu einer Art von Kriminellen, und Befehligen nicht alle Eltern zu Diktatoren machen, selbst wenn sie das abstreiten?

 

Das wäre mit Sicherheit so. Und Kinder leiden still unter dieser Haltung, von der die Eltern glauben, sie sei gut für die Zukunft ihrer Kinder. Die Kinder wiederum machen es mit ihren Kindern genauso. In jeder Generation werden die Freiheit und das Glück der Kindheit zerstört, unwissentlich. Die Absichten der Eltern sind gut, aber die Ergebnisse bleiben aus, weil das Leben der Eltern selbst in Unordnung ist und so wird auch die Zukunft der Kinder sein. In dieser Angelegenheit haben die Kinder nichts zu sagen, hängt ihr Überleben doch von den Eltern ab. Das ist schlicht und einfach elterliche Sklaverei.

 

Das Leben wollte, dass dies so ist, doch weshalb? Es hat dieses elterliche Verhalten manifestiert, wie illusorisch es auch sein mag, damit der Mensch die Kinder – jenseits der Glaubenssätze des Verstandes – verstehen lernt. Die Glaubenssätze des Verstandes sind oberflächlich, relativ und vergänglich; voller Logik und Vernunft. Das Leben dagegen ist unlogisch und ein Mysterium, denn es ist ein Prozess der Verfeinerung von Form und Verstand in jedem Moment.

 

Der Mensch braucht das Verstehen, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im zeitlosen Jetzt enthalten sind. Die Vergangenheit ist im Jetzt und der Mensch kann die Vergangenheit im Jetzt sehen. Ein Blick in den Himmel liefert den Beweis. Die Sterne, die der Mensch sieht, sind nicht in der Gegenwart, sondern sind Millionen von Kilometer entfernt, und was er sieht, ist ein Stern, der längst vergangen ist. Er kann nicht den gegenwärtigen Stern sehen, weil sein Blick die Entfernung nicht überbrückt bis zu dem Punkt, in dem der Stern gegenwärtig ist. Selbst der Mensch neben dir ist in der Vergangenheit, aber er erscheint im Jetzt. Der Verstand kann das zeitlose Jetzt nicht sehen, weil er nicht anwesend ist im zeitlosen Jetzt. Der Verstand kann nicht sehen oder wahrnehmen. Er kann nur denken und illusionäre Worte mit Bedeutungen wieder aufrufen.

 

Der Mensch kann die Zukunft sehen, während er im Jetzt gegenwärtig ist, wenn er an einem bestimmten Punkt auf der Kleinen Diomedes-Insel steht und über einen schmalen Streifen Wasser schaut, die Beringstraße, welche zwischen der Kleinen Diomedes-Insel und der Großen Diomedes-Insel verläuft. Hier befindet sich die internationale Datumsgrenze. Der Zeitunterschied zwischen diesen beiden Inseln beträgt 23 Stunden. Auf diese Weise kann der Mensch also die Zukunft – das heißt das Morgen – sehen, wenn er von einer Insel zur anderen schaut. Verstehe also, dass sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im zeitlosen und gedankenfreien Jetzt befinden.

 

Das bedeutet, dass Kindheit, mittleres Lebensalter und Alter alle im zeitlosen und gedankenfreien Jetzt enthalten sind. Wäre das nicht so, könnte der Mensch nicht existieren, nicht einmal als Illusion. Daher geschieht auch der Prozess der Verfeinerung im Jetzt. Das bedeutet: Die Verfeinerung der Vorzeit existiert gemeinsam mit der heutigen Verfeinerung in einem einzigen Fluss. Da kann es keine Unterbrechung in diesem Prozess geben.

 

Damit eine Verfeinerung geschehen kann, muss eine Umwandlung des Vorhergehenden in das Nachfolgende stattfinden, die beide nur im zeitlosen Jetzt existieren. Dieser Prozess beinhaltet Auflösung und Zusammenfügen als Funktionsweisen, die beide im zeitlosen Jetzt geschehen. Der Samen, der unter der Erde begraben liegt, muss aufbrechen, um einen Baum aus sich entstehen zu lassen. Die Eizelle muss vom Spermium durchstoßen werden, damit die Befruchtung geschehen kann. Das ist der Prozess der Verfeinerung.

 

Sowohl die körperlichen als auch die mentalen Bestandteile des Menschen machen diesen Prozess der Verfeinerung durch. Es geschieht schrittweise und die Intensität variiert vom Minimum zum Maximum in jedem Punkt des Universums. Verfeinerung wird offensichtlich zu einem bestimmten Zeitpunkt. Die Früchte eines Baumes reifen nicht alle zur selben Zeit. Auch Blumen blühen nicht alle zur selben Zeit. Entsprechend folgen die körperliche und die mentale Verfeinerung demselben Muster.

 

Als sich Verhalten und Form des primitiven Menschen verfeinerte, wurde er von der Mehrheit nicht anerkannt, deren Verhalten und Form sich nicht verfeinert hatte. Das verfeinerte Verhalten der Minderheit lehnte die Mehrheit ab, weil sie glaubte, dass die eigene Form und das eigene Verhalten normal seien, wohingegen die Form und das Verhalten der Minderheit, wenngleich verfeinert, abnormal seien. Aufgrund der Verfeinerung wurde die Minderheit schon bald zu Mehrheit; umgekehrt war die frühere Mehrheit bald in der Unterzahl. Das abnormale Verhalten galt nun als normal und wurde befürwortet; die neue Minderheit wurde für primitiv und abnormal gehalten. Mit Sicherheit gab es primitive Heilungsprozeduren, um sie sozusagen dem aktuellen Stand anzupassen. Es ist das Abgelehnte, das sich zum Akzeptierten wandelt.

 

Dasselbe Phänomen von Ablehnung, die sich in Akzeptanz verwandelt, ereignete sich in jeder Generation bis zum heutigen Tag und wird sich auf dieselbe Weise ewig fortsetzen. Wenn der Mensch sich beschwert oder Unbehagen und Sorge zum Ausdruck bringt, bedeutet das, dass er das Leben und seinen Verfeinerungsprozess nicht verstanden hat. Mit Bitten an den Allmächtigen versucht der Mensch, Gott zum Beenden der Verfeinerung zu bewegen – zu urteilen, ohne diesen Prozess verstanden zu haben, ist dumm. Verstehe: Das Leben ist intelligenter als der Verstand. Es ist das Leben, das den Verstand hervorgebracht hat, und nicht umgekehrt. Wiederum ist es das Leben, das sich auf diese Weise manifestiert, um einen Kontrast zu erzeugen, denn nur durch einen Kontrast kann ein Verstehen des Prozesses der Verfeinerung geschehen.

 

Verhalten von Kindern, das abnormal erscheint, deutet daher auf den Prozess der Verfeinerung hin, der gerade im Gange ist: Was du ablehnst, wird in künftigen Zeiten akzeptiert werden. Vielleicht wirst du dann nicht mehr da sein, um das zu bemerken. Der Mensch kann Gottes Manifestation nicht korrigieren, denn er hat Seine Schöpfung nicht verstanden. Nur was man verstanden hat, kann man korrigieren, wenn der Mensch überhaupt der Schöpfer ist, was nicht der Fall ist. Er ist weder der Schöpfer, noch ist der Verstand im zeitlosen Jetzt anwesend, um Gottes Schöpfung zu verstehen. Verstehen geschieht nicht im Verstand – es offenbart sich. Der Verstand ruft das Alte und Tote wieder auf, niemals jedoch das Neue und Lebendige.

 

Was der Verstand nicht akzeptieren kann, ist nicht real; es ist eine Täuschung. Der Verstand ruft nur das Verhalten wieder auf, das er gespeichert hat, und was er wieder aufrufen kann, ist normal für ihn. Der Verstand kennt nicht die Gestalt der Dinge, die sich – wie illusorisch auch immer – im zeitlosen und gedankenfreien Jetzt als Form und Verhalten äußert, und diese Unfähigkeit erscheint als Ablehnung. Was auch immer als Abnormalität in Form oder Verhalten erscheint, mag nur auf den Prozess der Verfeinerung hindeuten. Das Alte muss sich auflösen, um wieder eine Zusammensetzung zu ermöglichen, damit das Neue erscheinen kann: Weg mit dem Alten und her mit dem Neuen – das ist das Motto des Lebens. Erwartungen an das Verhalten hindern Eltern daran, mit einem Kind zu leben, das jeden Moment lebendig ist. Alle Eltern leben, ohne es zu wissen, mit einem imaginären Kind, aber nicht mit einem Kind, das direkt vor ihnen lebendig ist. Das war in jeder Generation der Fall.

 

Das Leben wird nur in eine Richtung fließen, genau so wie es auch für dich geflossen ist und bis zu deinem Tod weiter fließen wird. Deinen Kindern wird das zugeteilt, was immer ihnen bestimmt ist zu bekommen, ebenso wie dir dein Teil zukam und zukommen wird bis zu deinem Tod. Deine Kinder werden das Wissen erhalten, was ihnen bestimmt ist, ebenso wie du bis heute und bis zu deinem Tod Wissen erhalten hast und erhalten wirst. Deine Kinder werden das tun, was immer ihnen zu tun bestimmt ist, ebenso wie es dir ergangen ist und es dir ergehen wird bis zu deinem Tod. Lehre deine Kinder dem Leben zu vertrauen und nicht dem Verstand (so wie du). Wenn du um ihre Zukunft besorgt bist und wenn du möchtest, dass sie nicht dieselben Fehler machen wie du, bringe ihnen bei, dem Leben zu vertrauen und nicht dem Verstand (so wie du). Das Leben weiß für sich selbst zu sorgen und zwar auf sehr intelligente Weise.

 

Sei geduldig, Mensch, und liebe deine Kinder. Verstehe, dass Liebe bedingungslos ist. Wo Bedingungen vorherrschen, kann es keine Liebe geben und da ist auch keine; da gibt es nur Verhalten und Tauschhandel aber keine Liebe. Der Mensch liebt seinen Verstand und er liebt seine Ansichten darüber, wie jeder, einschließlich der Kinder, sich benehmen sollten, aber er liebt niemanden wie er ist, einschließlich seiner Kinder. Verstehe, was Liebe ist. Wenn das Verhalten der Kinder unakzeptabel ist, dann solltest eigentlich du dafür verantwortlich gemacht werden, schließlich bist du derjenige, der sie gemacht hat; nicht sie haben dich gemacht – das ist jedenfalls das, was der Mensch glaubt. Gott hat sie gemacht und dich ebenfalls. Das bedeutet: Welche Gestalt die körperliche Form oder das verstandesmäßige Verhalten auch annimmt, sie ist perfekt und absolut passend für diesen Moment. Kinder sind die Augen Gottes, die den Menschen lehren, Seine Schöpfung anzunehmen und nicht zurückzuweisen. Das Leben ist sicher in den Händen des Lebens: Daher sind Kinder der Apfel eines jeden elterlichen Auges.

 

© Copyright V.S. Shankar 2008

 

 

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