Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
31 März 2021
Lebe es
„Das, was geschieht“
Im Moment geschieht immer das eine oder andere, also das, was in dem Moment geschieht. Dem Moment, der immer hier und jetzt ist, für jedes Individuum, das im Moment lebendig ist.
Das Individuum, das im Moment lebendig ist, macht nicht den Moment, in dem es lebendig ist. Nach der Geburt, wird, nach einiger Zeit, das Individuum darüber informiert, dass er oder sie im Moment lebendig ist.
Geburt ist also das, was im Moment geschieht. Das Individuum, das geboren wird, weiß nicht, wie man geboren wird. Das Individuum tritt im Moment in Erscheinung und wird von einem anderen Individuum, das im Moment lebendig ist, für geboren erklärt.
Das Individuum, das die Geburt eines Babys verkündet, macht nicht den Moment, in dem das Baby, als ein Individuum, geboren wird. Deshalb ist Geburt etwas, was im Moment geschieht, von dem niemand weiß, wie er gemacht wird.
Das Individuum, das geboren wird, möchte dennoch wissen, wie es das Leben leben soll. Er oder sie wird darüber, wie er oder sie leben soll, von anderen beraten, die, wie das Individuum, das Leben oder den Moment, in dem das Leben ist, nicht machen.
Weder das Leben noch der Moment sind jemals zu spät. Sowohl das Leben als auch der Moment sind zusammen. Und was auch immer im Moment ist, ist im Moment und kann nicht anders sein als das, was im Moment ist.
Für jeden Mann und jede Frau gilt: Keiner macht den Moment, der ist. Dies besagt, dass weder Mann noch Frau wissen, wie man den Moment macht. Das bedeutet, dass sie nicht wissen, wie man das macht, was im Moment ist.
Jeder Mann und jede Frau, obwohl sie sich weder bewusst sind, wie man den Moment macht, noch wie man das macht, was im Moment ist, raten dennoch anderen, wie sie das Leben leben sollen. Sie raten nie jemandem, wie man den Moment macht. Ihre Ratschläge, wie man das Leben zu führen hat, hätten nur dann einen Wert, wenn sie wüssten, wie man den Moment macht und wie man auch das, was im Moment ist, macht.
Die Weisen teilen die Weisheit, den Moment zu leben, der geschieht. Die Weisen teilen Weisheit, um ihn zu leben. Das heißt, das zu leben, was im Moment geschieht.
Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2021
Anmerkung des Herausgebers:
Der Leser möge die hier von einem weisen Mann geschenkte Einsicht in die bedeutendste Erfahrung im Dasein eines jeden Menschen respektieren und darüber nachdenken. Eine solche Einsicht kommt von jenseits des Verstandes. Wer ist nicht überglücklich über die Geburt eines Babys, eine Geburt, die sich im täglichen Leben unzählige Male ereignet? Und doch ist für die neuen Eltern jedes Mal etwas Einzigartiges. Die Geburt ist weder zufällig noch willkürlich, noch liegt sie im menschlichen Willen. Sie liegt in der detailliertesten Fürsorge des Lebens selbst.
Julian Capper, Großbritannien.
Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Eltern glauben besser zu wissen, wie man das Leben lebt, weil sie schon länger auf dieser Erde sind als ihre Kinder. So verstehen sie die in diesem Artikel ausgedrückte Weisheit noch nicht, dass alle Menschen in jedem Moment Kinder des Lebens sind. Das Leben gibt keine Ratschläge, es fließt spontan und sorgt für alles und jeden, so wie es bestimmt ist. Das Leben gebiert uns alle in jedem Moment neu, nicht vorhersehbar und frisch, lebendig im Moment, nicht greifbar für den Verstand, der dem Moment immer als ein Echo hinterher ist, so wie die Information über die eigene Geburt immer mit gewissem Abstand erfolgt, wenngleich niemals zu spät, denn das Leben ist präzise in jedem Detail. Ratschläge erübrigen sich für eine weise Mutter und einen weisen Vater, die das Leben, wie es ist, verstanden haben und voller Vertrauen das Leben mit ihren Kindern leben.
Marcus Stegmaier, Deutschland.