Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
10 Mai 2018 

Lernen 2

„Fehler“


Lerne von dem Fehler, den du in der Vergangenheit begangenhast, damit du den Fehler in der Gegenwart nicht wiederholst. Dies ist der Rat von Menschen mit Wissen. Jeder Mann und jede Frau ist vom Wert dieses Rates überzeugt.

Der Wert dieses Hinweises bezieht sich darauf, glücklich zu sein und Traurigkeit zu vermeiden. Das liegt daran, dass Mann und Frau entweder glücklich sind, wenn sie keinen Fehler begangen haben,oder traurig, wenn sie einen Fehler begangen haben. 

Die Emotionen, die glücklich machen, weil man keinen Fehler begangen hat, wünscht man sich immer in der Gegenwart, während die Emotionen, diedaher kommen, dass man einen Fehler begangen hat,immer unerwünscht sind, weil die Emotionen, gelinde gesagt, quälend sind.

Der Ratschlag der Menschen mit Wissen ist für jeden Mann und jede Frau wertvoll, weil sie in der Gegenwart nur glücklich und in der Gegenwart nicht traurig sein wollen und möchten.

Wenn der Mensch lernen könnte, keinen Fehler, den er in seiner Vergangenheit begangen hat, zu machen,damit er nicht denselben Fehler in der Gegenwart macht, stellt sich die Frage, warum der Mensch nicht lernen kann, in der Gegenwart keinen Fehler zu machen, weil er doch immer den Willen hat und sich wünschtin der Gegenwart glücklich sein.

„Warum muss der Mensch darauf angewiesen sein, aus seinem vergangenen Fehler zu lernen, um in der Gegenwart glücklich zu sein?“, ist die Frage. Wenn der Mensch nicht lernen kann, in der Gegenwart keinen Fehler zu machen, so bedeutet das, dass er aus seinem vergangenen Fehler auch nicht lernen kann, keinen Fehler in der Gegenwart zu machen. Denn die Vergangenheit ist nur in der Gegenwart und nicht in der Vergangenheit bekannt.

Die Frage ist daher: Ist ein Mann oder eine Frau in der Lage, in der Gegenwart keinen Fehler zu begehen, um in der Gegenwart glücklich zu sein, anstatt von seinem oder ihrem vergangenen Fehler zu lernen? Wenn er oder sie nicht lernen kann, in seiner oder ihrer Gegenwart keinen Fehler zu machen, gibt die Vergangenheit Mann und Frau die Hoffnung, dass sie von ihren vergangenen Fehlern lernen könnten, in der Gegenwart keinen Fehler zu machen.

„Ist es jemals möglich, aus der Vergangenheit zu lernen, keinen Fehler zu machen?“ ist die weitere Frage.

Die Weisen geben den Menschen Weisheit, dass sie nur im gegenwärtigen Moment glücklich sind, wenn sie glücklich sind. Die Weisen verweisen auch auf die Weisheit, dass, wenn Mann und Frau in der Lage sind, den Moment im Leben zu machen, sie sich im Moment auch glücklich machen könnten, indem sie in der Gegenwart keinen Fehler machten.

Die Weisen geben außerdem dieWeisheitweiter,dass weder Mann noch Frau den Moment im Leben machen, der zur Vergangenheit wird. Sie informieren auch, dass der Moment im Leben auch nicht von ihnen gemacht wird. Der Moment im Leben war schon immer da, bevor Mann und Frau im Moment von der Intelligenz des Lebens empfangen wurden.

Die Erleuchteten haben zu Recht verkündet, dass wir tun, was wir tun sollen, wenn gleich illusionär, im „Hier und Jetzt“.

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2018

Anmerkung des Herausgebers: 
Die Aussage, dass es Leben gab, bevor Mann und Frau ankamen, ist unbestritten. Ebenso die Aussage, dass der Moment im Leben bereits da war. Dennoch nehmen Mann und Frau an, dass sie für den Inhalt des Moments verantwortlich seien,im Guten wie im Schlechten – sogar für den Augenblick selbst. Die Weisen offenbaren jedoch, dass Mann und Fraudas, was ihnen bestimmt ist zu tun, tun werden, wenngleich illusionär. Sie werden sogar verstehen - wenn es ihnenbestimmt ist.
Julian Capper, Großbritannien. 

Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Der Glaube, dass ein Fehler der Vergangenheit auf die Gegenwart übertragbar ist, um davon für die Gegenwart zu lernen, beruht auf der falschen Vorstellung, dass es im Leben zweimal dieselbe Situation geben kann. Im Verstand erscheinen „Situationen“ als illusionäre Gedanken, die sich wiederholen können, was den Eindruck erweckt, man könnte und müsste Fehler vermeiden, die man in derselben Situation früher begangen hat. Doch im Fließen des Lebens aus Licht und Ton gibt es niemals echte Wiederholung, denn das Leben im „Hier und Jetzt“ ist immer einzigartig. Die Erleuchteten, wie Dr. Shankar, zeigen, dass das Leben wie ein Fluss ist. Die Metapher, das Leben mit einem Fluss zu vergleichen, ist schon sehr alt. Wie zum Beispiel der griechische vorsokratische Philosoph Heraklit von Ephesos bereits vor 2500 Jahren meinte: „Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen.“
Marcus Stegmaier, Deutschland.

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