Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
The Netherlands
25 April 2016

Mentale Schätze

„Überzeugungen“ 

Seit prähistorischer Zeit war der Mensch von Natur aus Jäger und Sammler. Was auch immer er jagte oder sammelte, war ein Schatz für ihn. Der primitive Mensch lebte, um zu jagen und zu sammeln, weil er es zum Überleben brauchte. Jagen und Sammeln war für den primitiven Menschen instinktiv, weil sich mentale Überzeugungen im primitiven Menschen noch nicht evolutionär entwickelt hatten.

Entsprechend nennt der moderne Mensch jedes materielle Objekt, das er besitzt, seinen Schatz, weil er es auch als Schatz betrachtet. Der moderne Mensch unterscheidet sich also nicht vom primitiven Menschen, er ist einfach nur höher entwickelt, weil sich Instinkt zu intellektuellen, mentalen Überzeugungen entwickelt hat. Der Mensch lebt auch dafür, das zu bekommen, was er glaubt, bekommen zu können, weil er glaubt, dass er es zum Überleben braucht.

Der Mensch ist glücklich, wenn er das bekommt, was er für’s Überleben als notwendig betrachtet; und das sind Schätze für ihn. Es ist offensichtlich, dass der Mensch, je mehr er bekommt, dadurch nicht in jedem Moment seines Lebens glücklich wird; es macht ihn nur vorübergehend glücklich. Und doch möchte er immer glücklich sein – dieser Glaube ist ein Schatz für den Menschen.

Das impliziert, dass mentale Überzeugungen für den Menschen eher einen Schatz darstellen als tatsächliche materielle Gegenstände. Doch die als Schatz betrachteten Überzeugungen ändern sich schließlich oder verschwinden. Das impliziert, dass mentale Schätze illusionär sind. Wären sie nämlich real, würden sie sich niemals verändern oder verschwinden.

Also jagt und sammelt der moderne Mensch als Schatz betrachtete Überzeugungen, die illusionär und nicht real sind. Nun sollte man weise darüber nachdenken, ob die als Schatz betrachteten Überzeugungen irgendeinen Wert haben, denn der primitive Mensch jagte und sammelte instinktiv. Das bedeutet, dass der primitive Mensch nicht der Handelnde war, und dennoch bekam er das Gejagte.

Dementsprechend sollte der moderne Mensch verstehen, dass ihm alles geschieht und er nicht der Handelnde ist, er aber nur den Glauben als Schatz betrachtet, dass er der Handelnde sei. Dass er etwas tun kann und tun sollte – das sind außerdem auch nur illusionäre, als Schatz betrachtete Überzeugungen. Wie auch der primitive Mensch, bekommt er, was er hat. Wenn dieses Verständnis dem Menschen widerfährt, wird er jeden Moment des täglichen Lebens mit dem, was auch immer er hat, glücklich sein. Und er ist auch nicht von seinen als Schatz betrachteten Überzeugungen abhängig, damit dies geschehen kann. 

Es sind also nicht die als Schatz betrachteten Überzeugungen, die dem Menschen bringen, was er möchte, sondern das Leben beschenkt ihn mit allem, was ihm bestimmt ist, zu haben, einschließlich der illusionären als Schatz betrachteten Überzeugungen. Das bedeutet, dass der Mensch nicht der Handelnde ist und die als Schatz betrachteten Überzeugungen, dass er der Handelnde sei, ihn einfach nur in die Lage versetzen, seinen Tag zu überstehen. Die als Schatz betrachteten Überzeugungen darüber, was nicht geschehen sollte, bedeuten, dass es nicht bestimmt war, zu geschehen. Nicht zu geschehen, ist allerdings keine Möglichkeit, weil immer irgendetwas geschieht, so wie es auch immer dem primitiven Menschen geschah. 

Durch dieses Verständnis, geschieht dem Menschen Liebe, Fürsorge und Dankbarkeit dem Leben gegenüber – für was auch immer er hat.

 Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2016

Anmerkung des Herausgebers:
In unserem Leben bekommen wir, was wir wollen oder begehren. Oder wir bekommen nicht, was wir wollen oder begehren. In ersterem Fall sind wir glücklich und befriedigt. In letzterem Fall bleiben wir unglücklich und frustriert zurück. Ersterer bestätigt das Begehren und Letzterer führt normalerweise zu Kritik und Fehlersuche. In beiden Fällen ist die emotionale Reaktion vergänglich und verändert sich, nur damit die nächste Runde von Befriedung oder deren Ausbleiben in Erscheinung treten kann, wenngleich illusionär. Das Verständnis in diesem Artikel bezieht die Erfahrung, etwas zu bekommen oder nicht, darauf, dass man genau das bekommt, was im Leben bestimmt ist zu geschehen, als ein Geschenk des Lebens. Die Erfahrung wird nicht nach dem Willen des Menschen beurteilt. Die Steigerung der Dankbarkeit dem Leben und den Weisen gegenüber, wenn man versteht, dass dies so ist, verändert das Leben.
Julian Capper, Großbritannien.

Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Dr. Shankar offenbart im Artikel „Mentale Schätze“: Alles, was sowohl der primitive als auch der moderne Mensch hat, kommt und geht spontan. Alles, was uns begegnet, sei es ein Gegenstand, eine Person, ein Gedanke oder eine Emotion, kommt und geht, wie es bestimmt ist. Dieses Verständnis macht das Leben wertvoll, weil alles, was geschieht, den kostbaren Schatz des Momentes darstellt, wenngleich illusionär. Danke, Dr. Shankar, für die Offenbarung der Menschheit gegenüber, wie wertvoll das Leben ist!
Marcus Stegmaier, Deutschland.

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