Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
The Netherlands

2 September 2018

Tun (2)

„Nicht tun“


Jeder gebildete oder ungebildete Mann und jede Frau möchte nicht, dass ihre jeweiligen Ehepartner, Kinder und Freunde tun, was von ihnen nicht erwartet wird. Wenn das, was sie von jenen im Leben erwarten, nicht geschieht, ist es ihnen im Moment erst bekannt, nachdem jene tun oder machen, was von jenen nicht erwartet wird.

Wenn der jeweilige Ehepartner, Kinder und Freunde nicht tun, was von ihnen erwartet wird, ist der gebildete oder ungebildete Mann oder Frau enttäuscht, deprimiert oder wütend. Streit ist das Ergebnis, das im Moment bekannt ist.

Die Enttäuschung und Depression geschehen ihm oder ihr auch im Moment und sind ihm oder ihr im Moment bekannt. Wut geschieht ihm oder ihr auch in dem Moment und der Ärger ist stärker bei dem, der von dem betroffen ist, was nicht getan werden sollte oder nicht geschieht.

Weisheit offenbart, dass sich jeder Moment im Leben selbst erneuert und zwischen einem Moment im Verstand und im Leben auch ein Moment ist. Dies bedeutet, dass ein Moment im Leben und im Verstand ewig ist.

Gehirnscans zeigen, dass Entscheidungen sieben Sekunden vor der Entscheidung des Menschen geschehen. Die Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften enthüllen, dass menschliche Entscheidungen Sekunden, bevor der Mensch auf sie aufmerksam wird, getroffen werden.

In der Studie konnten die Teilnehmer frei entscheiden, ob sie einen Knopf mit der rechten oder linken Hand drücken wollten. Die einzige Bedingung war, dass sie sich erinnern mussten, wann sie die Entscheidung getroffen hatten, entweder ihre rechte Hand oder ihre linke Hand zu benutzen.

Mithilfe von FMRT scannten die Forscher die Gehirne der Teilnehmer, um herauszufinden, ob sie vorhersagen konnten, welche Hand die Teilnehmer verwenden würden, bevor die Teilnehmer sich der Entscheidung bewusst waren.

Die Ergebnisse, durch die Überwachung der Mikro-Aktivitätsmuster im präfrontalen Cortex, waren, dass die Forscher sieben Sekunden, bevor der Teilnehmer von der Entscheidung wusste, vorhersagen konnten, welche Hand der Teilnehmer wählen würde.

Weisheit offenbart, dass dies ein Beweis dafür ist, dass der Mensch weder entscheidet noch vorhersagt noch vorherbestimmt. Weisheit offenbart, dass sogar die Bewegung der Hand, um den Knopf zu drücken, geschieht und nicht das Gehirn die Bewegung in dem Moment zu geschehen veranlasst.

Weisheit offenbart auch, dass in einem Moment nur eine Bewegung ist. Die Weisheit offenbart weiter, dass der Gedanke und das Tun geschehen, damit das Verständnis geschieht, dass es in jedem Moment nichts als Bewegung gibt und sich jeder Moment nur bewegt; und für ein weises Verständnis, dass Bewegung in jedem Moment Instinkt ist und Instinkt nicht vom Menschen oder seinem Gehirn gesteuert werden kann.

Etwas Tun und das Ausführen dessen, was nicht erwartet wird, geschehen, damit das Verständnis geschieht, dass eine Handlung, die nicht getan werden sollte, nichts Wirkliches in einem Moment ist. Etwas Tun und das Ausführen dessen, was nicht erwartet wird, geschehen, damit das Verständnis geschieht, dass eine Handlung in jedem Moment illusionär und nicht real ist. Etwas Tun und das Ausführen dessen, was nicht erwartet wird, geschieht, damit das Verständnis geschieht, dass nicht Handeln vorhanden ist, sondern in jedem Moment im Leben nur Bewegung vorhanden ist.

Das Bewegen geschieht, damit das Verständnis geschieht, dass man, wenn das Bewegen als nicht vollbrachte Handlungen betrachtet wird, glaubt, dass Mann und Frau tun, was man von ihnen zu tun erwartet.

Weisheit offenbart, dass im Moment keine Handlung ausgeführt wird, da sich das Leben im Moment nur bewegt. Weisheit offenbart auch, dass die Intelligenz im Leben die Bewegung manifestiert und der Mann oder die Frau die Bewegung im Moment nicht passieren lässt, da sie den Moment im Leben nicht erschaffen.

Die Erleuchteten akzeptieren Mann oder Frau so, wie sie sind, und erwarten von ihnen nicht, dass sie irgendetwas tun oder nicht tun. Sie glauben auch nicht, dass er oder sie etwas nicht tut. Das ist so, weil sie verstehen, dass Handeln nicht vorhanden ist, sondern nur Instinkt in jedem Moment im Leben vorhanden ist.

Sri Ramana Maharshi hat verkündet, dass das, was bestimmt ist zu geschehen, wenngleich illusionär, geschehen wird. Sri Adi Shankaracharya hat im Nirvanashadakam verkündet, dass der Mensch nicht der Handelnde ist. Die Kena-Upanishad Vers 1.3 verkündet, dass Wort und Verstand keinen Zugang haben zum Absoluten Einen. Die Bhagavadgita Kapitel 3 Vers 27 erklärt, dass der Mensch nicht der Handelnde ist. 

Die Erleuchteten erwarten nicht, dass der Mann oder die Frau etwas nicht tun, weil sie verstehen, dass das, was nicht bestimmt ist zu geschehen, wenngleich illusionär, nicht geschehen wird. 

Die Erleuchteten verstehen, dass das Bewegen in jedem Moment durch die Intelligenz im Leben manifestiert wird und weder vom Menschen noch von seinem Gehirn getan wird. Die Erleuchteten haben erklärt, dass das Leben eine einzelne Bewegung ist.

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2018

Anmerkung des Herausgebers: 
So ist die Tiefe des Verständnisses, die hier zum Ausdruck kommt, dass der Verstand ruhig wird. In Würdigung dessen, was in diesem Artikel von Dr. Shankar vorgestellt wird und sich in den Worten der großen Weisen widerspiegelt, nimmt die Identifikation ab, die Identifikation mit der allzu vertrauten Existenz des Menschen und aller seiner lebenden und nicht lebenden Mitwirkenden, wenngleich illusionär. Die Glaubwürdigkeit der Erscheinungen verliert ihre Grundlage und damit alles, was daraus hervorgeht – die Last von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wir können den schönen Ruf der Ewigkeit hören, die kein Gesicht hat.
Julian Capper, Großbritannien. 

Anmerkung des deutschen Übersetzers: 
Die alltäglichen Behauptungen des Egos, ein Handelnder zu sein, sind widerlegbar. Die Widerlegungen der Behauptungen des Egos, ein Handelnder zu sein, sind unwiderlegbare Weisheit, wie Dr. Shankar in diesem Artikel zweifelsfrei darlegt. Wenn sich Weisheit im täglichen Leben festigt, lebt der Mensch das Leben, wie es ist, ohne von sich und anderen zu behaupten, der Handelnde zu sein. So wird bedingungslose, allumfassende Liebe sowie unerschütterlicher innerer Frieden in JEDER „Situation“ erst möglich. Denn die Vorwürfe oder Selbstvorwürfe, etwas nicht getan zu haben, verlieren ihre Kraft, real zu erscheinen.
Marcus Stegmaier, Deutschland. 

back to articles page