Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
Niederlande
19 November 2019

Viele Schauspieler (7)

„Im Leben"

  

Wenn du dir ein Gesamtbild über Gott verschaffen möchtest, wirst du all die Informationen anderer, die sie über Gott geben, miteinbeziehen müssen, oder etwa nicht? Wirst du aber, oder kannst du überhaupt, jede Teilinformation über Gott erfassen? 

Der Verstand unterteilt die Informationen anderer über Gott, nicht aber seine eigenen. Der Verstand unterteilt andauernd, um eins zu werden. Wie kannst du Unterteilungen vornehmen, um eins zu werden? Wenn du unterteilst, wirst du viele werden, aber nicht eins. Gott ist eins und nicht viele.

Ständig teilt der Verstand auf, und ständig wird er viele. Aber der Verstand denkt, dass du eins wirst, indem du vielerlei ansammelst. Daher wirst du genau im richtigen Moment verstehen, dass der Verstand nichts anderes ist als voller Informationen.

Der Verstand enthält kleine Schubladen mit Informationen. Diese kleinen Schubladen können nicht zusammengefügt werden. Sie sind da als getrennte Gedanken im Kopf. Zudem ist die Rolle vor dir, die du spielst, eine kleine Schublade. Das Eine, das du erkennen möchtest, ist aber nicht in dieser kleinen Schublade. 

Das Eine, das du erkennen willst, ist hier: Sehen, Berühren, Schmecken, Riechen, Bewegen, Schlafen, Essen, Trinken usw. Direkt vor dir. Du kannst wissen, dass sie vorübergehen, vorübergehen.

Du wirst wissen, dass dieser Moment niemals vorübergeht. Der Moment ist immer da. Aber alle Rollen, die mit diesem Moment verbunden sind, gehen vorbei. Alle Rollen, alle Gedanken, alle Dramen, die mit dem Moment verbunden sind, gehen vorbei.

Der Moment ist frisch. Direkt. Freier Himmel. Kein Gefäß. Kein Wasser darin. Kein Container. Keine Schublade. Nur ein totaler Moment direkt vor dir. Wo all diese Dinge – die Sicht, der Ton, der Geruch, der Duft, der Geschmack und die Berührung – sporadisch ausgedrückt werden. 

Dann wird deine Aufmerksamkeit langsam auf genau diese Kraft gelenkt, die all dies hervorbringt. Sie bringt Sicht hervor. Sie bringt Berührung hervor. Sie bringt Ton hervor. Sie bringt Bewegung hervor. 

Das ist deine Lebendigkeit. Sie pulsiert vor deiner Nase. Genau hier, jeden Moment. Diese Lebendigkeit ist Eins und Viele. Diese Lebendigkeit, die Eins ist, erscheint als Viele. 

Mann und Frau mit Wissen suchen nach dem Einen mittels des Vielen. Mann und Frau mit Weisheit suchen nicht nach dem Einen. Sie verstehen, dass das Eine überall ist.

Die Erleuchteten leben das Eine in jedem Moment.

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2019 
 

Anmerkung des Herausgebers:
Die Leistungschau des Verstandes wurde in drei Worten zusammengefasst: cogito, ergo sum. Diese Worte, wenn auch in illusionärem Latein, haben sich den Respekt der Philosophen verdient: Ich denke, also bin ich. Gleichwohl ist diese Aussage in die Jahre gekommen, seit sie vor über dreihundert Jahren ausgesprochen wurde. Die Weisheit offenbart in diesem Artikel durch Dr. Shankar, dass alles, was in diesem Moment, der niemals altert, ausgedrückt wird, vorbeigeht – es ist immer vorbeigegangen und es wird immer vorbeigehen. Es kann nicht anders sein. Dies zu verstehen ist der Aufbruch aus dem Land der Toten und zugleich der Anbruch des Lebens.
Julian Capper. Großbritannien

Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Das Vergängliche als vergänglich anzunehmen, ohne es festhalten zu wollen, weil man versteht, dass Festhalten vollkommen unmöglich wäre, ist ein großer Schritt in Richtung Weisheit des Lebens. Das Vergängliche als Einheit zu verstehen, wie hier von Dr. Shankar auf genaue Weise erläutert, ist dafür die Voraussetzung. Der menschliche Verstand hat die natürliche Funktion alles von ihm Wahrgenommene, das er für real hält, zu unterteilen und zu trennen. Dadurch wird das Vergangene, die Gegenwart und die Zukunft für verschieden gehalten, was allerdings unmöglich ist, weil das Leben Eins und nicht Vieles ist. Weisheit bedeutet, den vergänglichen Fluss des Lebens als Einheit zu verstehen und sich dem Fließen nicht widersetzen zu wollen. 
Marcus Stegmaier, Deutschland. 

back to articles page